In den letzten Jahren haben Ärzte und andere Fachleute die problematik bei AD(H)S immer besser verstanden und die AD(H)S Diagnose verfeinert. Es geht zum einen um die betroffenen Kinder, aber auch darum,
- den betroffenen Familien und der Öffentlichkeit ein gemeinsames Verständnis über das Krankheitsbild und die Behandlung zu vermitteln,
- die Verschreibung von Methylphenidat und anderen Stoffen auf der Grundlage wissenschaftlicher Standards im Rahmen einer abgestimmten Diagnosestellung und multimodalen Therapie zu verordnen,
- eine Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Berufsgruppen über den Aufbau von regionalen und überregionalen Netzwerken unter Beteiligung der Elternverbände zu verbessern und
- die Fachkompetenz der jeweiligen ärztlichen und nichtärztlichen Berufsgruppen über den Aufbau eines fachübergreifenden modularen Fortbildungsangebotes zur ADHSsicherzustellen.
So wird die gesundheitliche Versorgung in der AD(H)S Diagnose und multimodalen Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung wesentlich verbessert. Ansprechpartner für Eltern sind Kinderärzte in Praxen und Krankenhäusern, Psychologen oder Psychiater und kinderpädiatrische Zentren oder auch erziehungsberatungsstellen. Hier werden die einzelnen Schritte zur Diagnose besprochen und erklärt.
Eine halbe Million Kinder sind von AD(H)S betroffen
Bei rund einer halben Million betroffener Kinder stehen die Chancen gut, dass jeder Mensch mindestens einen sogenannten AD(H)Sler kennt, beziehungsweise dass in der Schulklasse ein Kind mit AD(H)S sitzt. Von einer seltenen Erkrankung kann also auf keinen Fall gesprochen werden. Doch Vorsicht, allzu schnell werden anstrengende Kinder mit der Diagnose AD(H)S versehen, das zeigen aktuelle Untersuchungen immer wieder. Besonders oft trifft es sehr bewegungsfreudige, unruhige Jungen, denen das Stillsitzen in der Schule und zuhause bei den Hausaufgaben schwer fällt. Sie können ihr Leistungspotenzial nicht abrufen und versagen trotz guter Intelligenz in der Schule.
Aber auch Mädchen und sehr stille Kinder sind von der Störung betroffen, die sich in 60 Prozent der Fälle nicht „auswächst“, sondern über die Jugend hinaus bis ins Erwachsenenalter besteht.
AD(H)S wird oft diagnostiziert
AD(H)S ist in aller Munde, bereits bei jedem fünften Kind zwischen drei und 17 Jahren wird eine psychische Störung diagnostiziert, am häufigsten AD(H)S. 5 % der Kinder und Jugendlichen sind betroffen, Jungen viermal häufiger als Mädchen. Offenbar ist bei der Erkrankung die Informationsverarbeitung im Gehirn des Kindes oder Jugendlichen gestört.
Typisch sind Auffälligkeiten in drei Verhaltensbereichen:
- Aufmerksamkeit / Konzentration
- Aktivität (zu viel oder zu wenig)
- Kontrolle ihrer Gefühle, Impulsivität
Nur bei rund 40 % der Betroffenen verschwindet die Störung in der Pubertät oder schwächt sich so weit ab, dass keine Beeinträchtigung im Alltag mehr vorherrscht. Die verbleibenden 60 % müssen sich darauf einstellen, lebenslange mit dem Aufmerksamkeit-Defizit-Hyperaktivitätssyndrom zu leben. Gut, wenn die Kinder und ihre Eltern schon früh lernen, mit AD(H)S umzugehen.
AD(H)S Diagnose – es ist eine komplexe Störung
Kinderärzte und Kinderpsychiater sind sich weitgehend einig darüber, dass es sich um eine sehr komplexe Störung handelt. Im Verlauf der Erkrankung können eine Vielzahl sozialer und psychischer Probleme auftreten.
Die Betroffenen leiden häufig unter ihren erheblichen familiären, schulischen und später auch beruflichen Problemen. Umso wichtiger ist eine gute Therapie, die die Kinder und ihre Familien unterstützt.
Neben der fachlichen Hilfe können Eltern aber auch selber viel dazu beitragen, sich und ihrem Kind zu helfen. Mit sinnvollen Strukturierungen, effektiven Plänen, entspannenden Übungen und mit viel Liebe und gegenseitigem Verständnis ist es möglich, das Verhalten von AD(H)S Kindern positiv zu lenken und langfristig zu verändern. Mit einer unterstützenden und positiven Sichtweise, sowie durch umfassende Informationen und ärztliche Begleitung, kann das Leben mit einem von AD(H)S betroffenen Kind erfüllt und glücklich sein.
AD(H)S Diagnose sucht nach folgenden Symptomen
Am auffälligsten ist das Symptom Hyperaktivität, denn ein unruhiges, nie still sitzendes Kind, kann seine Umgebung in den Wahnsinn treiben. Besonders in der Kindheit machen hyperaktive Jungen und Mädchen ihren Eltern das Leben schwer. Häufig vermeiden die Familien Besuche bei anderen und ziehen sich aus der Öffentlichkeit zurück, um nicht immer wieder unangenehm aufzufallen. Später wandelt sich die äußere Unruhe oft in eine innere Nervosität.
Typische Anzeichen für das hyperaktive Verhalten sind:
- Zappeln und sich winden, während man sitzt oder steht
- Aufspringen und herumlaufen während sitzender Tätigkeiten
- Rennen oder herumklettern, egal wo man sich befindet
- Nicht in der Lage sein, leise zu spielen
- Getrieben wirken, umtriebig sein
- Übermäßig viel reden
- voll innerer und äußerer Unruhe
Hypoaktivität
- für die Außenwelt schwer erreichbar, lebt in eigener Traumwelt
- Aufträge vergessen oder überhören von Aufforderungen
- sehr langsam
Impulsivität
Die Impulsivität stellt Kinder und Jugendliche mit AD(H)S oft ins soziale Aus. Immer wieder sagen sie unüberlegt Dinge, die andere kränken oder verletzen. Im Unterricht stören Sie massiv, weil ihnen die Zurückhaltung nicht gelingt.
Typische Verhaltensweisen der Impulsivität sind:
- Mit Antworten herausplatzen, bevor die Frage zu Ende gestellt worden ist
- Reihenfolgen ignorieren und nicht warten können, bis man an der Reihe ist
- Anderen ins Wort fallen oder gleichzeitig sprechen
- unüberlegtes Handeln, ohne sich über die Konsequenzen Gedanken zu machen
- Gefühle, ob positiv oder negativ, werden direkt ausgelebt
- Aufschieben von Bedürfnissen oder Abwarten ist sehr schwer
Weitere Auffälligkeiten finden sich bei den betroffenen Kindern
mangelnde Verhaltenskontrolle
- Regeln einzuhalten fällt sehr schwer
- der eigene Wille steht im Vordergrund und muss durchgesetzt werden
- endlose Diskussionen
- schätzt sich selbst und andere falsch ein
- Freundschaften mit Gleichaltrigen sind selten möglich, viele Konflikte
Stimmungsschwankungen
- Stimmungen wechseln sehr schnell von tieftraurig bis zu überschäumender Freude
- bezieht schnell alles auf sich selbst
- mangelndes Selbstwertgefühl
rasches Wechseln von Beschäftigungen
- zerstreutes oder chaotisches Verhalten
- zielloses Handeln
- beim Aufräumen oder Planen von Abläufen fehlt die Struktur
- vergisst die Aufgaben und Ereignisse des Alltags, aber sehr gutes Gedächtnis für Vergangenes
mögliche weitere Anzeichen von AD(H)S
- eine deutliche seelische Unreife von ungefähr 30% Entwicklungsrückstand
- eine schlechter werdende Schrift beim schnellen Schreiben aufgrund feinmotorischer Entwicklungsverzögerungen
- schnelles psychisches Ermüden
- extremer Gerechtigkeitssinn
- spontane Hilfsbereitschaft
- heftige Reaktionen bei Veränderungen
- Hypersensibilität
- die Unfähigkeit zur reellen Selbst- und Eigenleistungseinschätzung
- starke Beeinflussbarkeit