„Mein Sohn Alexander geht in die 4. Klasse und hat eine Leseschwäche. Deswegen besucht er eine Lerntherapie und seine Klassenarbeiten werden ihm vorgelesen. Nun musste er vor der versammelten Klasse wegen eines Vorlesewettbewerbs einen Text vorlesen. Dieser wurde dann von allen Mitschülern bewertet. Alexander hat natürlich kaum Punkte bekommen und ist sehr frustriert nach Hause gekommen. Was halten Sie davon?“
Reimann-Höhn: „Das Vorgehen halte ich für pädagogisch unhaltbar. Ein Kind mit einer Leseschwäche braucht Lob, Anerkennung und Motivation, um sich mit der schwierigen Tätigkeit des Lesens auseinanderzusetzen. Eine Beschämung vor der Klasse erfüllt diese Bedingung ganz sicher nicht. Ich würde diesen Vorfall unbedingt ansprechen, um eine Wiederholung auszuschließen.
Lesetipps für Grundschüler mit Leseschwäche: Das Arbeitsmaterial muss übersichtlich und ansprechend sein.
- Druckschrift liest sich leichter als Schreibschrift.
- Ein Lesepfeil kann helfen, in der Zeile nicht zu verrutschen.
- Vielen Anfängern hilft es, sich beim Lesen mit Lautgebärden zu unterstützen.
- Lautgetreues Lesematerial ist am Anfang hilfreich.
- Paired Reading hilft bei Unsicherheiten. Dabei liest das Kind vor, aber ein Erwachsener liest leise mit und hilft bei schwierigen Stellen, indem er kurz übernimmt.
Seien Sie ein Vorbild, auch bei Leseschwäche
Kinder nehmen sich auch in Bezug auf das Lesen ihre Eltern zum Vorbild. Es ist daher wichtig, dass Eltern ihnen vermitteln, wie interessant und spannend Lesen sein kann. Mit einem informativen Kinder-Duden können schon Kinder ab 3 etwas anfangen, wenn ihre Eltern mit ihnen auf Entdeckungsreise gehen. Wenn sie dann in die Schule kommen ist ein kindgerechtes Nachschlagewerk ein tolles Geschenk für das eigene Bücherregal.“