Mobbing ist grausam und kann Kindern und Jugendlichen seelisch schaden. Niemand möchte ein Mobbingopfer sein. In den Ferien atmen viele auf, denn jetzt können sie etwas Abstand bekommen zu den Attacken der Täter. Eine langfristige Lösung ist das natürlich nicht.War früher alles besser? Gab es weniger Mobbing?
Eltern können sich heute nicht mehr darauf verlassen, dass ihr eigenes Kind mit der Problematik nicht in Kontakt kommen wird. Egal auf welcher Schule und in welchem Alter, Mobbing findet überall statt und wird durch die Sozialen Medien „befeuert“. In einem ersten Schritt gibt es Möglichkeiten, das eigene Kind stark gegen die Angriffe von anderen zu machen.
Eltern können ihr Kind stark machen
Wie bei vielen anderen Thematiken auch, zum Beispiel beim Thema Sucht, gibt es auch beim Mobbing bestimmte Faktoren, die ein Kind anfällig machen, ein Mobbingopfer zu werden. Individuelle Persönlichkeitsmerkmale können Eltern bei ihrem Kind kaum beeinflussen, aber sie können sein Selbstwertgefühl stärken und dafür sorgen, dass es umfassend informiert und vorbereitet ist.
Kein Mobbingopfer – 6 Tipps zur Vorbeugung
Die folgenden sechs Tipps klingen nicht besonders spektakulär, sie bilden aber eine solide Grundlage zur Vorbeugung von Mobbing. Dabei ist es wichtig, sich schon frühzeitig mit dem Thema auseinanderzusetzen und gründlich zu informieren. Der konstruktive Umgang mit Konflikten in der eigenen Familie ist ebenfalls wichtig, um sich bei Konflikten mit anderen wehren zu können. Mobbingopfer haben oft nicht genug Selbstbewusstsein, um sich zu schützen.
Tipp 1 zur Vorbeugung von Mobbing: Thema nicht aussparen
Viele Eltern machen den Fehler, sich mit dem Thema Mobbing nicht auseinanderzusetzen. Sie glauben schlichtweg nicht, dass ihrem Kind so etwas passieren kann (oder dass Ihr Kind so etwas nie tun würde). Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen jedoch, dass Mobbing weit verbreitet ist und schon aus geringem Anlass beginnen kann.
Damit dein Kind vorbereitet ist und weiß, was möglicherweise passieren kann, macht es Sinn, das Thema in der Familie frühzeitig anzusprechen.
Wichtig: Klammere die Schuldfrage bei diesem Thema unbedingt aus. Mache klar, dass Mobbing jedem passieren kann, egal wie es sich verhält.
Tipp 2 zur Vorbeugung von Mobbing: Vertrauensbasis aufbauen
Reagiere auf Fehlverhalten deines Kindes nicht mit Strafen, sondern versuche immer, die Probleme durch gemeinsame Gespräche zu lösen. Strafen und Druck machen Angst, sie generieren aber kein Verständnis. Werte nicht das Kind bei einem Fehlverhalten ab, sondern nur seine „Tat“.
Wenn dein Kind Angst vor den Reaktionen seiner Eltern aufgebaut hat, ist es sehr schwierig eine Vertrauensbasis zu schaffen. Da Kinder die Schuld beim Mobbing oft bei sich selbst suchen, besteht sowieso schon eine hohe Barriere, Eltern, Freunde und Lehrer zu informieren und um Hilfe zu bitten. Vermittele deinem Kind, dass es bei Problemen immer mit deiner Unterstützung rechnen kann.
Tipp 3 zur Vorbeugung von Mobbing: Informiere dich immer weiter, besonders über das Internet
In immer kürzeren Abständen verändern sich die Bedingungen im Internet und damit auch die Möglichkeiten des Cyber-Mobbing. Beispielsweise tauchen regelmäßig neue, beliebte Apps auf, über die du informiert sein solltest. Altersfreigaben und Richtlinien ändern sich häufig, ohne dass Eltern das mitbekommen.
Überlasse deinem Kind nicht den Informationsvorsprung im Internet, sondern bleibe auf dem neuesten Stand. Instagram und Snapchat, Sexting oder Porno-Videos – nur wenn du weißt, was Ihr die Medienwelt gerade hergibt, kannst du dein Kind unterstützen. Zu leicht könnte es sonst ein Mobbingopfer werden.
Tipp: Schaue regelmäßig auf der Internetseite www.klicksafe.de vorbei und informiere dich über die neuesten Trends, Möglichkeiten und Bedrohungen.
Tipp 4 zur Vorbeugung von Mobbing: Smartphone Regeln erstellen und kontrollieren (Cyber-Mobbing)
Folge den Empfehlungen der Medienexperten und erlaube deinem Kind ein eigenes Smartphone mit Internetzugang frühestens ab der sechsten Klasse. Erstellt gemeinsam zu Hause Regeln für die Nutzung des Internets und überprüfe diese regelmäßig.
Achte auf Handy-freie-Zeiten, die Kontrolle des WLANs und attraktive Alternativen für die Freizeitgestaltung deines Kindes.
Tipp: Installiere eine Schutzsoftware wie beispielsweise Screentime, aber verlasse dich nicht 100-prozentig darauf. Kinder und Jugendliche sind sehr geschickt darin, solche Programme zu überlisten.
Tipp 5 zur Vorbeugung von Mobbing: Persönlichkeit stärken, Freundschaften unterstützen
Erfolgserlebnisse, sowohl in der Schule als auch in der Freizeit, stärken das Selbstbewusstsein deines Kindes. Je mehr es an sich glaubt und je stärker sein Selbstwertgefühl ist, desto schwerer wird es anderen gemacht, dein Kind zu mobben.
Tipp: Kinder, die in ihrer Freizeit in einen Verein eingebunden sind, erfahren wertvolle Gruppenerlebnisse. Sie bauen oft stabile Freundschaften auf und haben zahlreiche Erfolgserlebnisse, die sie stark machen.
Tipp 6 zur Vorbeugung von Mobbing: Kläre dein Kind über die Regeln des gegenseitigen Miteinanders (auch im Internet) auf
Sprich mit deinem Kind darüber, was im „echten Leben“, aber auch im Internet erlaubt ist und was nicht erlaubt ist. Mache ihm klar, dass es medienrechtliche Vorschriften gibt, die alle einhalten müssen. Beleidigende oder verachtete Äußerungen und das Verbreiten von Fotos kann teuer werden.
Mobbing-Pause in den Ferien
Es gibt mehrere Gründe, warum es Mobbing-Opfern in den Schulferien oft besser geht:
- Trennung von den Tätern: In den Schulferien haben Mobbing-Opfer normalerweise keinen direkten Kontakt zu den Personen, die sie belästigen. Dadurch entfällt der tägliche Stress und die negative Interaktion, was zu einer Erleichterung führen kann.
- Pause von sozialen Hierarchien: In der schulfreien Zeit sind die sozialen Hierarchien und Strukturen, die das Mobbing unterstützen, oft weniger präsent. Es gibt weniger Gelegenheiten für Täter, ihre Macht auszuüben, und Mobbing-Opfer können eine Pause von dem Gefühl der Ausgrenzung und Unterdrückung genießen.
- Zeit für Erholung und Selbstpflege: Die Schulferien bieten Mobbing-Opfern die Möglichkeit, sich zu erholen und sich um ihre körperliche und emotionale Gesundheit zu kümmern. Sie haben Zeit, Stress abzubauen, sich zu entspannen und Aktivitäten nachzugehen, die ihnen Freude bereiten. Dies kann zu einem verbesserten allgemeinen Wohlbefinden führen.
- Soziale Unterstützung von außerhalb der Schule: In den Schulferien haben Mobbing-Opfer oft mehr Zeit, um sich mit Freunden oder Familienmitgliedern außerhalb des schulischen Umfelds zu treffen. Diese positiven sozialen Kontakte können ihnen helfen, ihr Selbstwertgefühl zu stärken und sich unterstützt zu fühlen.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass nicht alle Mobbing-Opfer während der Schulferien automatisch besser fühlen. Jeder Mensch und jede Situation ist einzigartig, und die Auswirkungen von Mobbing können individuell variieren. Für einige Mobbing-Opfer können die Ferien eine dringend benötigte Pause bieten, während andere möglicherweise weiterhin mit den emotionalen Folgen des Mobbings zu kämpfen haben.