Wie stehen Sie zum Einsatz von einem GPS-Tracker bei Ihrem Kind? Über eine Funktion im Smartphone oder durch ein kleines Zusatzgerät, das am Ranzen befestigt wird oder am Handgelenk getragen werden kann, können Eltern die Bewegungen ihrer Kinder inzwischen metergenau verfolgen. In den letzten Jahren ist ein großer Markt von kleinen GPS- Geräten entstanden. Sie ermöglichen es besorgten Eltern rund um die Uhr über den Aufenthaltsort ihrer Kinder informiert zu sein. Diese können im Notfall einen kleinen Alarmknopf drücken, wenn Sie Hilfe benötigen.
Auf den ersten Blick scheinen GPS-Tracker nur Vorteile zu bieten
- Die Eltern sind entspannter und beruhigter, wenn sie ihr Kind auf dem Schulweg oder in der Freizeit „verfolgen“ können.
- Bei einem (familiären) Notfall können die Kinder ihre Eltern per Knopfdruck (Panikknopf) sofort informieren.
- Die Kinder fühlen sich sicherer, weil ihre Eltern immer wissen, wo sie gerade sind. Erste eigene Erkundungen der Umgebung, Ausflüge mit Freunden oder Exkursionen fallen ihnen so leichter.
- Kein Kind kann sich mehr verlaufen, weil seine Eltern immer wissen, wo sie es finden können.
- Die GPS-Tracker sind handlich, klein und oft sogar wie ein Armschmuck zu tragen.
Doch ist das wirklich gut so? Eltern haben eine Aufsichts- und Fürsorgepflicht, und indem sie ihr Kind auf Schritt und Tritt begleiten, können sie dieser in Teilen ohne große Probleme nachkommen. Doch natürlich gibt es auch Nachteile dieser Entwicklung. Nicht immer ist der Einsatz von GPS-Trackern sinnvoll und trägt dem Wohl der Minderjährigen Rechnung.
Der Einsatz will also gut überlegt sein. Lassen Sie sich nicht von Werbeversprechen locken, sondern entscheiden Sie bewusst, ob so ein Gerät für Sie und Ihr Kind nützlich ist.
- Haben Sie genug Vertrauen in Ihr Kind?
- Ist Ihr Kind gut vorbereitet auf die Selbstständigkeit?
- Kann es sich in einem Notfall richtig verhalten?
- Weiß es, wen es um Hilfe bitten kann?
- Kennt Ihr Kind seine Wohnumgebung?
- Ist Ihr Kind mutig und vorsichtig zugleich?
Diese 3 Punkte sollten Sie beim Einsatz von GPS-Trackern kritisch überdenken
Manche Eltern machen sich nicht klar, wie die kleinen Geräte funktionieren. Ein GPS-Tracker oder eine Überwachungs-App sendet permanent Bewegungsdaten über GPS oder Wlan, die Eltern dann über ihr eigenes Smartphone abrufen können. Niemand kann garantieren, dass andere diese Daten nicht „abfangen“. Mit der entsprechenden App auf dem Handy oder Smartphone können Eltern ihr Kind zwar rund um die Uhr orten, andere können das aber auch.
1. Oft sind die Daten eines GPS-Trackers nicht sicher
Bei der permanenten Ortung können diese Geodaten auf Servern über die ganze Welt verteilt und gespeichert werden. Eine Kontrolle über die Daten ist nicht mehr möglich. Rein theoretisch kann auch eine andere Person diese Daten abrufen und auswerten.
2. Mithörfunktionen können ein Eingriff in die Privatsphäre sein
Manche GPS-Tracker verfügen auch über eine Abhörfunktion, bei denen es den Eltern (und nicht nur ihnen ) möglich ist, die Gespräche ihrer Kinder mitzuhören. Die Privatsphäre ist dann nicht mehr gewährleistet.
3. Die Sicherheit der GPS-Tracker ist trügerisch
Überwachungs-Apps und GPS-Tracker suggerieren einen Sicherheit, die sie gar nicht haben. Wie bei allen technischen Geräten kann beispielsweise der Akku leer sein, sodass eine korrekte Übermittlung der Daten nicht funktioniert. Außerdem können Kinder Smartphones oder kleine Geräte am Ranzen unbemerkt verlieren. Ihr Kind kann den Tracker wegschmeißen – und auch ein Täter kann die hilfreichen Gadgets einfach entsorgen.
GPS-Tracker schüren Angst bei Kindern
Der ständige Einsatz von Überwachungs-Apps und GPS-Trackern suggeriert einem Kind außerdem, dass überall Gefahren lauern. Ohne die elektronische „Nabelschnur“ fühlt es sich nicht mehr sicher. Es wagt quasi keinen Schritt mehr, ohne das Einverständnis von Mutter oder Vater. Dieses Verhalten fördert nicht die Eigenverantwortung von Kindern, sondern blockiert die Entwicklung eines gesunden Selbstbewusstseins. Getrackte Kinder werden auf Schritt und Tritt überwacht, und sie wissen das. Das führt automatisch zu einer Beschränkung altersangemessener Freiräume.
Kinder verlieren das Vertrauen in ihre Fähigkeiten
Obwohl Deutschland zu den sichersten Ländern der Welt gehört und die Anzahl von Verbrechen stetig sinkt, wächst das Gefühl von Gefahr. Durch das Einsetzen von Überwachungssoftware wird ein hochemotionales Klima der Angst erzeugt. Eine Angst, die der Eltern zu einem Kontrollzwang führen kann. Wer sein Kind ständig überwachen kann, der tut es unter Umständen auch andauern. Gelassenheit und Vertrauen in die Fähigkeiten des eigenen Kindes sehen anders aus.
Besonders ältere Kinder und Jugendliche müssen lernen, selbstbewusst und verantwortungsvoll durchs Leben zu gehen. Die Abnablung von den Eltern gelingt nur schlecht, wenn diese das Kind auf Schritt und Tritt überwachen.
Wann machen GPS-Tracker wirklich Sinn?
Vorab gesagt, eine Überwachungssoftware ist in keinem Fall wirklich notwendig. Wer sie jedoch nutzen möchte, sollte genau überlegen, in welchen Situationen das Sinn macht.
- Wenn ein Kind in einer fremden Stadt (Urlaub, Besuch) alleine unterwegs ist.
- Wenn die Familie einen weiträumigen, großen Freizeitpark besucht und sich immer wieder trennt.
- Wenn ein Kind unbegleitet eine Bahn- oder Flugreise unternimmt, bspw. zu den Großeltern.
Nicht sinnvoll sind die kleinen Gadgets, wenn
- ein Kind den täglich gleichen Schulweg zurücklegt.
- ein Kind mit seinen Freunden auf dem Bolzplatz spielt.
- ein Kind kurz einkaufen geht oder einen Freund besucht.
Niemals Kinder ausspionieren – nur Gespräche machen wirklich stark
Wenn Eltern ihre Kinder tracken oder sogar abhören, ohne dass diese es wissen, setzen Sie das Vertrauensverhältnis aufs Spiel. Dieses gegenseitige Vertrauen ist es jedoch, dass Kinder wirklich stark macht und ihnen ein gutes Selbstbewusstsein vermittelt. Gespräche, in denen auf Risiken angemessen hingewiesen wird, sinnvolle Regeln und Absprachen sind die wichtigste Voraussetzung zur Entwicklung einer starken Persönlichkeit.