Aufschieberitis, oder Prokrastination, ist das ständige Aufschieben von Aufgaben. Viele Jugendliche kennen das Problem: Aufgaben werden aufgeschoben, bis der Druck unerträglich wird. Langfristig führt das zu Stress und Erschöpfung.
Wenn dein Kind seine Aufgaben oft in letzter Minute erledigt, kann das auch positiv sein. Bei den meisten Jugendlichen ist die Hauptursache allerdings eine Aufschieberitis oder Prokrastination. Unter Zeitdruck ist dein Kind vielleicht weniger ablenkbar, besser konzentriert und arbeitet effektiver. Möglicherweise braucht dein Teenager das euphorische Gefühl, etwas gerade noch geschafft zu haben, um besonders stolz auf seine Leistung zu sein. Auf Dauer ist das Lernverhalten aber nicht gesund und führt zu Erschöpfung. Es ist besser, die Aufschieberitis zu bekämpfen.
6 Tipps gegen die Prokrastination
Gründe für Aufschieberitis können Faulheit, Angst vor Versagen, schlechtes Zeitmanagement und Perfektionismus sein. Die Auswirkungen sind oft negative schulische Leistungen, erhöhter Stress und ein schlechtes Selbstbild.
Um Aufschieberitis zu bekämpfen, setze dir realistische Ziele und erstelle einen Zeitplan. Minimiere Ablenkungen und belohne dich für erledigte Aufgaben. Hole dir bei Bedarf Hilfe von Eltern, Lehrern oder Freunden.
So bekämpfst du die Aufschieberitis effektiv
Eigentlich gibt es das Wort Aufschieberitis gar nicht, aber trotzdem weiß jeder sofort, was damit gemeint ist. Der Fachbegriff, Prokrastination, ist eher unbekannt. Unangenehme Aufgaben eine Weile vor sich herzuschieben, kennt wohl jeder. Auf Dauer ist das Hinauszögern aber keine Lösung und Rücksichtnahme ist hier oft fehl am Platz. Allerdings ist es wichtig zu verstehen, warum ein Kind oder Jugendlicher bestimmte Tätigkeiten und Aufgaben hinauszögert. Wenn dein Kind die Aufschieberitis bekämpfen will, sollte es auch die Gründe dafür kennen.
4 Gründe für Aufschieberitis
1. Häufig liegt es einfach an der Faulheit und dem Wunsch, das eigene Leben so angenehm wie möglich zu gestalten. Für viele Kinder ist es eben schöner, faul vor dem Fernseher zu sitzen, anstatt sich mit den englischen Vokabeln abzumühen. Vorbildhaftes Verhalten der Eltern, verlässliche Rituale und klare Regeln helfen dem Kind, sein Verhalten langsam zu ändern.
2. Oft steckt hinter dem Verhalten aber auch die Angst, eine Aufgabe nicht bewältigen zu können. Anstatt sich mit dem Problem zu konfrontieren, gehen viele Kinder erstmal lieber der Aufgabe aus dem Weg. Sie können mit dem Druck und der Erwartungshaltung schlecht umgehen und haben Angst, zu versagen. Befürchtet ein Kind beispielsweise in einer Arbeit eine schlechte Note, reagiert es in seiner Lernhaltung womöglich mit Aufschieberitis. Hier ist eine verständnisvolle Begleitung und Unterstützung durch die Eltern wichtig.
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3. Manchmal fehlt Kindern auch die Motivation, eine Aufgabe in Angriff zu nehmen, weil sie das damit verbundene Ziel nicht erkennen. Sie verbinden das Üben nicht mit dem erwarteten Erfolgserlebnis. Diesen Kindern fehlt Lob und Anerkennung auch für kleine Erfolge. Lernanreize und kleinschrittige Belohnung helfen, eine Motivation aufzubauen.
4. Gerade jüngere Kinder haben noch nicht gelernt, wie sie die ganzen Aufgaben des Alltags am besten in einen zeitlichen Rahmen bringen. Ihr Zeitgefühl täuscht ,immer wieder passiert es ihnen, dass der Tag schon zu Ende geht und wichtige Tätigkeiten liegen geblieben sind. Das Zeitmanagement müssen sie erst lernen, und am besten gelingt das mithilfe der Eltern.
Warum dein Kind die Aufschieberitis bekämpfen sollte
Je häufiger dein Kind sein Vermeidungsverhalten, also die Prokrastination, einsetzt, desto schwerer wird es, dieses wieder zu ändern. Mit der Zeit entwickelt sich ein Verhaltensmuster, das immer wieder auftritt und deinem Kind nur schwer wieder abzugewöhnen ist. Ganz kritisch wird es, wenn dein Kind seine wichtigen Tätigkeiten nicht nur aufschiebt und in letzter Minute erledigt, sondern sie ganz vermeidet. Die Hausaufgaben werden gar nicht gemacht, die Sportstunde fällt aus, für die Arbeit wird nicht gelernt und die Bastelarbeit für Sachkunde liegt beim Abgabetermin noch angefangen in der Ecke.
Beispiel Prokrastination
Michi hat am nächsten Tag ein wichtiges Fußballspiel. Er soll seine Hausaufgaben für übermorgen daher schon im Voraus machen. Der 10-jährige spielt bei trübem Regenwetter zunächst lieber mit seinem iPad. Er glaubt, er habe ja am Abend noch Zeit für die Hausaufgaben. Doch schnell ist der Nachmittag vergangen und das Abendessen steht auf dem Tisch. Danach geht es schon ins Bett.
Ursache Aufschieberitis
Michi fehlt das Zeitgefühl. Er verschätzt sich häufig und hat dann für wichtige Dinge nicht mehr genug Zeit. Wie würdest du reagieren?
Erziehungsverhalten bei Aufschieberitis
- Du zeigst Verständnis und versicherst deinem Sohn, dass er für die Hausaufgaben eine Entschuldigung bekommt, weil der Tag so vollgepackt war.
- Du wirst wütend und erhöhst den Druck: „Wenn du die Hausaufgaben nicht machst, kannst du das Fußballspiel vergessen!“ ¨
- Du zeigst Verständnis für das Spielbedürfnis und bietest einen Kompromiss an: „Spiel noch das Level zu Ende und dann beginnst du mit den Hausaufgaben. Wenn danach noch Zeit bleibt, kannst du weiterspielen.“
Tipp Aufschieberitis bekämpfen
Um Aufschieberitis zu bekämpfen, setze dir oder deinem Kind realistische Ziele und erstelle einen Zeitplan. Minimiere Ablenkungen und belohne dich für erledigte Aufgaben. Hole dir bei Bedarf Hilfe von Eltern, Lehrern oder Freunden. Es ist keine Hilfe für dein Kind, wenn du ihm dabei hilft, unliebsame Aufgaben zu umgehen. So lernt es nur schwer, diszipliniert zu arbeiten und die Herausforderungen des Alltags zu meistern. Auch Angst oder Motivationslosigkeit verschwinden nicht, wenn sie einfach zur Seite geschoben werden. Die Aufschieberitis wird nur schlimmer, wenn du nicht die Ursachen anpackst. Besser ist es immer, Hilfen zur Selbsthilfe anzubieten
Erhöhe nicht den Druck auf dein Kind
Wenn du merkst, dass dein Kind eine Aufgabe aus Angst nicht in Angriff nimmt, solltest du auf keinen Fall den Druck erhöhen. Dieser Druck ist ja bereits die Ursache für das aufschiebende Verhalten. Besser ist es, die Barrieren abzubauen. Frage nach, aber stelle das Vermeidungsverhalten nicht als Option dar.
- Wovor hast du genau Angst?
- Was würde dir das Anfangen erleichtern?
- Welchen Teil der Aufgabe traust du dir zu?
- Welche Hilfe wünschst du dir?
- Was kann schlimmstenfalls passieren und wie verhindern wir das?
- Womit möchtest du anfangen?
Diese 6 Tipps helfen deinem Kind beim Aufschieberitis bekämpfen
- Feste Rituale geben Aufgaben einen klaren Zeitrahmen. Hausaufgaben immer nach der Hörbuch-Ruhepause nach dem Mittagessen, Zähneputzen immer nach einer bestimmten Fernsehserie oder Ranzen packen immer vor dem Abendessen.
- Keine Vorwürfe oder Dauerkritik, wenn mal was nicht geklappt hat. Lieber zusammen überlegen, wie es beim nächsten Mal besser gelingen kann.
- Nie mit anderen vergleichen, die sich besser organisieren können. Diese Vergleiche mit Geschwistern oder Freunden wirken demotivierend und sind frustrierend. Jedes Kind ist anders und muss eigene Wege finden, sich zu organisieren.
- Große Aufgaben in sinnvolle Portionen aufteilen, damit sie nicht so unüberwindlich wirken.
- Gefühl für Zeit entwickeln. Stoppe, wie lange dein Kind für bestimmte Aufgaben braucht. Oft ist die reale Zeitspanne viel kürzer, als es dein Kind empfindet. Das motiviert!
- Kleine Belohnungen, wenn die ungeliebten Aufgaben geschafft sind, verankert positive Gefühle und verringert die Abneigung dagegen.
Mache deinem Kind Mut
Allen Kindern hilft es, wenn sie merken, dass ihre Eltern an sie glauben. Bestärkende Sätze helfen ihnen, das Selbstbewusstsein aufzubauen und die Bequemlichkeit zu überwinden. Vielleicht hilft dieses Verhalten nicht sofort, aber auf Dauer möchte ein Kind immer Lob und Anerkennung von den Eltern. Es wird sich bemühen, die Erwartungen zu erfüllen.
- Ich weiß, dass du das schaffen wirst.
- Jeder ist mal lustlos, aber du überwindest das.
- Deinem Bruder / deiner Schwester wirst du ein Vorbild sein.
- Wir sind so stolz auf dich.
Beispiel: Lukas und seine Hausaufgaben
Lukas, 15 Jahre alt, schiebt seine Mathe-Hausaufgaben immer wieder auf, weil er Angst hat, sie nicht zu verstehen. Mit einem festen Zeitplan und kleinen Belohnungen schafft er es, seine Aufgaben rechtzeitig zu erledigen.
Vor- und Nachteile
Vorteil | Nachteil |
---|---|
Bessere Noten durch rechtzeitiges Erledigen der Aufgaben | Stress und Überforderung durch ständigen Zeitdruck |
Weniger Stress und mehr Freizeit | Schlechteres Selbstbild und geringere Selbstmotivation |
Besseres Zeitmanagement | Mögliche gesundheitliche Probleme durch ständige Überforderung |
Übungsaufgabe: Zeitplan erstellen
Erstelle einen Wochenplan für deine Hausaufgaben und Freizeitaktivitäten. Plane jeden Tag mindestens eine Stunde für deine Hausaufgaben ein und setze dir kleine Ziele.
Lösungsvorschlag
- Montag: 16-17 Uhr Mathe-Hausaufgaben
- Dienstag: 17-18 Uhr Deutsch-Hausaufgaben
- Mittwoch: 16-17 Uhr Englisch-Hausaufgaben
- Donnerstag: 17-18 Uhr Geschichte-Hausaufgaben
- Freitag: 16-17 Uhr Naturwissenschaften
- Wochenende: Freizeit und Wiederholung der Aufgaben
Aufschieberitis ist ein häufiges Problem, das mit den richtigen Strategien überwunden werden kann. Erkenne die Ursachen, setze realistische Ziele, erstelle einen Zeitplan und suche bei Bedarf Unterstützung. So kannst du deine Aufgaben stressfreier bewältigen und deine schulischen Leistungen verbessern.