Experten schätzen, dass mindestens zwei Prozent der Kinder eines Jahrgangs einen IQ von über 130 haben und somit unter die Bezeichnung Hochbegabung fallen. Somit werden pro Jahr ca. 20.000 hochbegabte Kinder geboren, und wenn ihre Eltern nicht irgendwann auf einen seriösen IQ-Test dringen, bleiben die meisten wohl unerkannt.
Underachiever sind Hochbegabte mit schlechten Noten
Underachiever nennt man die Kinder, die trotz überdurchschnittlicher Intelligenz eine Fünf nach der anderen schreiben. Sie sind ständig unterfordert. Wenn sie eingeschult werden, können sie oft schon lesen, schreiben und rechnen. Natürlich schalten sie ab, wenn sie eine Woche lang ein A malen oder Fünf-Zeilen-Texte lesen müssen, während sie zu Hause Artikel aus der Tageszeitung verarbeiten. Sie kaspern herum und werden von vielen Lehrern bald als notorische Störer abgestempelt. Sie lernen nicht, zu lernen. Ein Problem, das sich spätestens in der weiterführenden Schule bitter rächt. Anstrengung, um etwas zu lernen – das kennen sie nicht. Wozu auch? Es war doch immer alles so einfach, nie mussten sie sich bemühen!
Viele Kinder mit Hochbegabung verhalten sich unauffällig
Kleine Genies, wie Hochbegabte gerne genannt werden, sind nicht immer leicht zu erkennen. Besonders stille, introvertierte Kinder, die sich ihrer Andersartigkeit bewusst sind, neigen zum inneren Rückzug. Aber auch durch Extremverhalten in die andere Richtung kann sich eine Hochbegabung äußern. Muss sie aber nicht. Die meisten hochbegabten Kinder verhalten sich völlig unauffällig. Das macht es für Lehrer und Eltern schwer. Hochbegabte Kinder merken, dass sie anders denken als ihre gleichaltrigen Klassenkameraden. Wie sie mit dieser Erkenntnis umgehen, liegt sowohl an der eigenen Persönlichkeit als auch am Umfeld.
Test Hochbegabung erkennen
Diese Checkliste gibt erste Anhaltspunkte für eine eventuelle Hochbegabung Ihre Kindes. Eine genaue Diagnose muss allerdings von einem erfahrenen Psychologen durchgeführt werden.
Was trifft auf Ihr Kind zu? |
Ja |
Nein |
Hat Ihr Kind früh viel gesprochen, schon vor dem 2. Geburtstag? | ||
Formuliert Ihr Kind sehr präzise, stellt es genaue Fragen? | ||
Stellt Ihr Kind hohe Ansprüche an sich selbst, ist es ein kleiner Perfektionist? | ||
Ist der Wissensdurst Ihres Kindes oft anstrengend? | ||
Schläft Ihr Kind verhältnismäßig wenig? | ||
Hat Ihr Kind für sein Alter ein sehr gutes Allgemeinwissen? | ||
Hat Ihr Kind einen ungewöhnlich großen Wortschatz? | ||
Ist Ihr Kind neugierig und will stets beschäftigt sein? | ||
Kann sich Ihr Kind neue Informationen sehr schnell merken? | ||
Diskutiert Ihr Kind viel, will es alles ganz genau wissen? | ||
Löst Ihr Kind problemlos die Transferaufgaben aus dem Unterricht? | ||
Lernt Ihr Kind im Unterricht über das Zuhören, so dass es für die Hausaufgaben keine weitere Unterstützung oder Erklärung benötigt? | ||
Erkennt Ihr Kind Probleme selbstständig, hat es ein Problembewusstsein? | ||
Kann Ihr Kind neue Informationen mit altem Wissen verknüpfen? | ||
Sucht Ihr Kind gerne und oft nach Lösungen? | ||
Lernt Ihr Kind schnell aus Fehlern? | ||
Kann Ihr Kind Analogien (Übereinstimmung gewisser Merkmale) erkennen und selber bilden? | ||
Beobachtet Ihr Kind genau? | ||
Hat Ihr Kind ein sehr gutes Gedächtnis? | ||
Liest Ihr Kind gerne Bücher, die eigentlich für Ältere gedacht sind? | ||
Spielt Ihr Kind gerne mit älteren Kindern und langweilt sich schnell mit Gleichaltrigen? |
Auswertung Test Hochbegabung
Wenn 2/3 der Aussagen auf Ihr Kind zutreffen, ist es auf jeden Fall überdurchschnittlich begabt. Ob eine Hochbegabung vorliegt, kann nur ein seriöser Intelligenztest bei einem Experten ermitteln. Notwendig ist solch ein Test Hochbegabung nur, wenn Ihr Kind in der Schule oder im Freundeskreis Probleme hat, die auf eine unerkannte Hochbegabung zurückzuführen sein könnten.
Keine Sorge: Die meisten Hochbegabten sind gute Schüler
Auch ohne eine besondere Förderung, spezielle Beschulung oder extrem aufmerksame Pädagogen entwickeln sich die weitaus meisten hochbegabten Kinder gemäß ihren Möglichkeiten. Entwarnung: Hochbegabung kann also nicht zwangsläufig mit schwierigem Sozialverhalten oder Anpassungsproblemen gleichgesetzt werden. Zu dieser Erkenntnis kam die Langzeitstudie (Marburger Hochbegabten Projekt MHP), die Ende der 1980er Jahre gestartet wurde. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass „die Hochbegabten als im Schulsystem gut integriert und schulisch erfolgreich sowie sozial unauffällig, psychisch besonders stabil und selbstbewusst charakterisiert werden können.“
Manchmal leiden Kinder unter einer Hochbegabung
Entwickelt ein hochbegabtes Kind Probleme mit anderen, zieht es sich immer mehr zurück, fallen seine Noten unerklärlicherweise ab oder treten psychosomatische Beschwerden auf, braucht es Hilfe. In diesem Fall kann eine Kinderpsychologin helfen, Ihr Kind besser zu verstehen und Hilfe zu bekommen. Auch Erziehungsberatungsstellen (www.bke.de) oder der schulpsychologische Dienst können helfen. Mehr Informationen gibt es auch bei der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind e.V. oder beim Ratgeber zur Hochbegabung für das deutschsprachige Europa.
Ein Test schafft Klarheit bei Hochbegabung
In manchen Situationen kann eine Intelligenzdiagnostik hilfreich sein. Bei schulischen Problemen, wenn die Ursache unklar ist, bringt der Intelligenztest Licht ins Dunkel. Ein umfangreicher Test, wie beispielsweise der HAWIK IV, differenziert die einzelnen Begabungsbereiche und bildet ein deutliches Intelligenzprofil Ihres Kindes ab. Sie sehen, wo seine Stärken und auch seine eventuellen Schwächen sind.
Hochbegabten Kindern kann geholfen werden
Wenn eine vorliegende Hochbegabung als Ursache der Probleme erkannt wird, gibt es verschiedene Hilfsmöglichkeiten. Immer ist die Kooperation mit der Schule sehr wichtig, um dem Kind zu helfen. Nach Absprache mit Schul- und Klassenleitung sind folgende Veränderungen der schulischen Situation machbar:
- Überspringen einer Klasse
- Bildung eines Hochbegabtengruppe an der Schule
- besonders Förderung Ihres Kindes in seiner (alten) Klasse
Diese Anzeichen könnten auf eine Hochbegabung hinweisen
- Ihr Kind hat ein ausgeprägtes Wissen in speziellen Gebieten (kennt z. B. alle Buslinien und Umsteigemöglichkeiten, sammelt Mineralien, interessiert sich für das Weltall und die Sternbilder)
- zeigt Interesse an Themen, für die es noch zu jung ist (liest und rechnet z.B. lange vor der Einschulung)
- hat viele ältere Freunde, langweilt sich mit Gleichaltrigen
- stellt komplexe Fragen, die nur schwer zu beantworten sind (z.B. warum gibt es nicht genug Essen für alle Menschen?)
- ist neugierig und wissbegierig
- klagt über starke Langeweile in der Schule, ohne schlechte Leistungen zu haben
7 Mythen rund ums Lernen: Irrtümer, die Sie getrost vergessen können
Wenn es um das Thema Lernen und Schule geht, scheint fast jeder ein Fachmann zu sein. Gute Ratschläge zu besseren Noten und einem modernen Bildungssystem sind ebenso häufig zu finden wie harsche Kritik an den deutschen Lehren. Dabei sind einige gut gemeinte Ratschläge nichts anderes als Irrwege, die Ihr Kind keinen Schritt weiter bringen. Die folgende Hitliste der aktuellen Mythen rund ums Lernen habe ich für Sie zusammengestellt.
Mythos 1: „Hochbegabte Kinder sind auch schulische Überflieger“
Ein hoher IQ bedeutet nicht unbedingt, dass sich die Begabung auf die schulischen Noten positiv auswirkt. Ein Anteil der (unerkannt) hochbegabten Kinder langweilt sich in der Schule so sehr, dass sie sich vollkommen verweigern und nicht mehr am Unterricht beteiligen. Andere haben Probleme mit Mitschülern und fühlen sich in der Klasse nicht wohl. Und eine dritte Gruppe ist zwar sehr intelligent, ist aber nicht bereit, sich anzustrengen und Leistung zu erbringen. Nicht alle hochbegabten Kindern können daher ihr Potenzial ausschöpfen und in der Schule Topnoten bekommen.
2. Mythos: „Erfahrene Lehrer sind die besten Pädagogen“
Nicht die langjährige Erfahrung, sondern das persönliche Engagement und Interesse am Beruf machen den guten Pädagogen aus. Wer jahrelang an veralteten Konzepten und Unterrichtsmethoden festhält, erreicht seine Schulklassen irgendwann nicht mehr. Lehrer müssen flexibel, neugierig, interessiert und engagiert sein, um Wissen zu vermitteln und ihre Schüler zu erreichen.
3. Mythos: „Lernen muss immer Spaß machen“
Wer ein Supersportler werden will oder ein brillanter Musiker, der weiß, dass damit auch harte Arbeit verbunden ist. Auch in der Schule gibt es Durststrecken, die überwunden werden wollen. Wer beispielsweise nicht immer wieder Vokabeln lernt, was zugegebenermaßen langweilig sein kann, kann sich in einer Fremdsprache nicht detailliert ausdrücken.
4. Mythos: „In kleinen Klassen lernt es sich besser“
Kleine Klassen haben sicherlich viele Vorteile, der Lernerfolg der Schüler gehört aber nicht dazu. Studien beweisen das Gegenteil. In großen Klassen bereiten Lehrer den Unterricht intensiver vor, sodass der Lernstoff strukturiert „durchgezogen“ werden kann. Davon profitieren die Schüler. Hier gilt natürlich, dass Ausnahmen die Regel bestätigen
5. Mythos: „Musizieren macht klug“
Diese immer wieder gerne verbreitete These hat der Kognitionsforscher Ralph Schumacher im Auftrag des Berliner Bildungsministeriums überprüft und festgestellt: „Es gibt keine wissenschaftlich haltbaren Belege dafür, dass musikalisches Training ein besonders geeignetes Mittel ist, um Intelligenz in einem nennenswerten Umfang zu steigern.“ Trotzdem hat das Musizieren positive Auswirkungen auf die Stimmung, es macht gute Laune. Den IQ hebt das Spielen eines Instrumentes aber nicht.
6. Mythos: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“
Menschen werden immer älter und müssen oft umlernen, beispielsweise beruflich, was ihnen auch gelingt. Im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich lernen Kinder sogar mühsamer als Erwachsene, weil sie weniger Vorwissen mitbringen. Hier ist also der „Hans“ sogar im Vorteil.
7. Mythos: „Morgenstund‘ hat Gold im Mund – auch in der Schule“
Aktuelle Studien zeigen, dass Kinder und Jugendliche früh am Morgen weniger leistungsfähig sind als am Vormittag. Besonders im Winter und bei langen Schulanfahrtswegen ist der Unterrichtsbeginn um 8 Uhr zu früh. In einigen Ländern, testweise auch in Teilen der USA, wurden daher die Schulbeginnzeiten nach hinten verschoben.