Kinder lernen bekanntlich spielerisch am besten. Dabei kann es sich auch um digitale Lernprogramme handeln, die beispielsweise per App auf dem Smartphone oder Tablet gespielt werden. Allerdings birgt das Lernen per App einige Besonderheiten, auf welche Sie als Eltern achten müssen, damit Ihr Kind optimal von den digitalen Angeboten profitiert – und vor potenziellen Gefahren geschützt wird.
Lernen mit dem Smartphone oder Tablet
Kinder kommen heutzutage automatisch als sogenannte „Digital Natives“ auf die Welt. Dadurch lässt es sich nicht verhindern, dass sie früher oder später mit digitalen Medien in Berührung kommen. Sie nicht darauf vorzubereiten, wäre daher riskanter, als frühzeitig ihre Medienkompetenz auszubilden. Trotzdem ist natürlich Vorsicht im Umgang mit dem Smartphone oder Tablet geboten, denn gerade im Kindesalter drohen dadurch allerhand Gefahren von einer Sucht bis hin zu kinderungeeigneten Inhalten. Viele Eltern stehen der Frage, ob ihr Kind auch per App lernen sollte, daher kritisch gegenüber – was vollkommen verständlich ist. Es ist jedoch nichts dagegen einzuwenden, sofern es sich um die richtigen Angebote handelt und diese nur ergänzend genutzt werden. Die Betonung liegt also auf dem „Auch“.
Das Lernen ist ebenfalls Medienzeit
Wichtig ist daher, dass Sie die Medienzeiten Ihres Kindes im Blick behalten. Viele Kinder würden schließlich den ganzen Tag vor digitalen Geräten wie dem Smartphone oder der Spielekonsole verbringen, wenn sie dürften. Ein zu exzessiver Medienkonsum im Kindesalter kann aber vielfältige negative Folgen für die Entwicklung nach sich ziehen. Es gibt deshalb offizielle Empfehlungen zu den Medienzeiten, sprich wie lange Kinder in welchem Alter digitale Medien nutzen dürfen. Diese umfassen alle Geräte vom Tablet bis zum Fernseher und auch alle Arten der Nutzung. Das bedeutet also, dass auch die Zeit, die mit dem Lernen per App verbracht wird, von dieser Medienzeit abgezogen werden muss. Das ist in der Regel für die Kinder kein Problem, da das Lernen spielerisch stattfindet und es sich für sie daher nach normalem „Gaming“ anfühlt, wie sie es vielleicht von anderen Spiele-Apps für Kinder kennen.
Vorteile des spielerischen (digitalen) Lernens
Dass sich das Lernen für das Kind nach Spielen anfühlt, ja beinahe nach einer Belohnung, dass es das Smartphone oder Tablet nutzen darf, bringt einen entscheidenden Vorteil mit sich: Es verzeichnet schnellere sowie nachhaltigere Lernerfolge. Denn wer mit Spaß bei der Sache ist, ist automatisch konzentrierter. Dadurch wird das Wissen beinahe aufgesaugt und verankert sich für lange Zeit im Gedächtnis. Auch können schwierigere Sachverhalte durch die Kombination aus Text, Audio, Video und weiteren Elementen, wie sie in digitalen Lernspielen verwendet werden, oftmals besser erklärt werden als beispielsweise in einem normalen Buch. Und zuletzt ist das „Selbermachen“ ein wichtiger Faktor, denn indem das Kind mit dem Spiel interagiert, wird das Wissen direkt in der Praxis gefestigt, was erneut die Lernerfolge erhöht. Es gibt also durchaus viele gute Gründe, um die modernen Möglichkeiten der sogenannten Gamification bereits im Kindesalter zu nutzen – sofern die App zum Alter des Kindes passt und die Nutzungszeiten überwacht werden. Immer häufiger wird sie daher sogar im Klassenzimmer eingesetzt, doch auch hier dürfen die Nachteile und potenziellen Gefahren nicht außer Acht gelassen werden.
Sicheres Lernen per App – aber wie?
Mit den Gefahren ist ein wichtiges Stichwort gefallen: Wenn Ihre Kinder zukünftig auch per App lernen dürfen, müssen Sie diese Gefahren kennen und eliminieren. Einerseits handelt es sich dabei um eine zu exzessive Mediennutzung. Wie bereits erwähnt, sollten Sie sich diesbezüglich an die offiziellen Empfehlungen halten und die Medienzeiten streng überwachen. Vor allem in jüngeren Jahren sollten die Kinder deshalb noch kein eigenes Smartphone oder Tablet besitzen. Stattdessen dürfen sie für einen begrenzten Zeitraum jene der Eltern nutzen. Anschließend werden diese wieder aus ihrer Reichweite entfernt. Zudem ist jedes Kind individuell, weshalb Sie sorgfältig beobachten sollten, ob die Medienzeit Ihrem Kind guttut oder nicht. Wenn nicht, kann diese zusätzlich begrenzt werden; eben in einem für Ihr Kind angemessenen Ausmaß.
Andererseits ergeben sich immer dann Risiken für das Kind, wenn das Smartphone oder Tablet, auf dem gespielt wird, einen Internetzugang besitzt. Dort lauern bekanntlich allerhand Gefahren (nicht nur) für Kinder und je jünger diese sind, desto schlechter können sie diese erkennen oder mit ihnen umgehen. Wichtig ist deshalb, dass Sie als Eltern die Mediennutzung Ihrer Kinder überwachen. Am besten lernen Sie gemeinsam mit dem Kind per App oder sitzen wenigstens daneben, um zu überprüfen, dass das Kind nicht in andere Apps oder in das Internet wechselt. Auch kann ein spezielles Tablet oder Smartphone für Kinder genutzt werden, das bereits gewisse Sicherheitsvorkehrungen besitzt und oftmals keine Internetanbindung hat. Trotzdem sollten Sie sich nicht blind auf eine solche Kindersicherung verlassen. Kontrolle ist also vor allem bei kleineren Kindern stets besser als Vertrauen. Dann können sie durch das Lernen per App optimal ihre Medienkompetenz entwickeln und dabei Wertvolles lernen, anstatt nur passive Zeit am Smartphone oder Tablet zu verbringen, beispielsweise durch das Ansehen von Videos oder das Spielen reiner Unterhaltungsangebote.
Ein eigenes Smartphone für das Kind
Mit steigendem Lebensalter stellt sich für Sie die Frage, ab wann das Kind ein eigenes Smartphone bekommen sollte. Spätestens dann ist die ständige Kontrolle der Medienzeit, der genutzten Inhalte & Co schließlich nicht mehr möglich. Gleichzeitig bringt das Smartphone aber mehr Sicherheit sowie Unabhängigkeit für das Kind, weil es jederzeit Kontakt zu den Eltern aufnehmen kann. Zudem steigt früher oder später der Gruppendruck, wenn dessen Freunde bereits Smartphone haben und darüber miteinander kommunizieren. Schnell droht Ihr Kind dadurch zum Außenseiter beziehungsweise zur Außenseiterin zu werden. Diese Frage ist daher schwierig zu beantworten, auch diesbezüglich gibt es jedoch offizielle Empfehlungen: Frühestens in einem Alter von neun Jahren sollte das Kind ein eigenes Handy erhalten. Dabei muss es sich noch um kein Smartphone handeln, denn dieses wird bestenfalls nur zum Telefonieren genutzt – eben aus Sicherheitsaspekten.
Ein Smartphone mit Internetzugang empfiehlt sich hingegen erst ab dem zwölften Lebensjahr. Dann muss auch ein entsprechender Handyvertrag abgeschlossen werden, um die Kosten für die Handynutzung des Kindes möglichst gering zu halten. Ein Anbietervergleich lohnt sich diesbezüglich, nicht nur aus Kostengründen, sondern auch für mehr Kontrolle. Es gibt nämlich spezielle Tarife, bei denen beispielsweise das Datenvolumen begrenzt ist. Dadurch behalten Sie den Überblick über die Kosten und, zumindest ein Stück weit, über die Nutzungszeit.
Lernen per App mit dem eigenen Smartphone
Sobald sie ein eigenes Smartphone haben, nutzen die Kinder dieses meist für andere Dinge als das Lernen. Das digitale Lernen ist aber auch im fortgeschrittenen Kindes- oder im Jugendalter noch möglich sowie sinnvoll. Suchen Sie daher nach Apps, die zum Alter und den Interessen Ihrer Tochter oder Ihres Sohns passen und installieren Sie diese auf deren Smartphone. Ebenso können Sie spezielle Software installieren, um die Online-Aktivitäten des Kindes zu überwachen oder Zeitbeschränkungen für die Internetnutzung einzurichten. Sie sollten außerdem einige Funktionen wie kostenpflichtige Rufnummern sperren oder mit einem Passwortschutz versehen, damit das Kind beispielsweise keine Apps herunterladen und installieren kann, ohne dies vorab mit Ihnen zu besprechen. Trotzdem müssen Sie damit rechnen, dass das Interesse am Lernen per App simultan zum fortschreitenden Lebensalter abnimmt und Sie zunehmend auch die Kontrolle abgeben müssen. Das macht es umso wichtiger, die Medienkompetenzen des Kindes bereits in jungen Jahren zu fördern – beispielsweise eben durch kindergeeignete Lern-Apps. Übrigens: Auch Sie selbst können noch per App lernen und dabei jede Menge Spaß haben, beispielsweise beim Gehirnjogging. Gehen Sie also mit gutem Beispiel voran, dann behält auch Ihr Kind für lange Zeit, vielleicht sogar dauerhaft, das Interesse am spielerischen Lernen per Smartphone oder Tablet.
Monika Schöndorf
Monika Schöndorf hat Pädagogik studiert und bereitet hauptberuflich Schüler auf das spätere Berufsleben vor. Dabei hat sie sich besonders auf den Bereich Dyskalkulie und Lernmethoden spezialisiert. Nebenberuflich arbeitet sie als freie Redakteurin und verfasst Fachartikel zum Thema Schule und Lernen.