Das sollte man über beliebte Ausbildungsberufe wissen: Berufliche Qualifikation trotz Entwicklungs- und Lernstörungen


Kfz-Mechatroniker, Bankkauffrau, Fachinformatiker, Einzelhandelskauffrau oder auch Friseur – es gibt in Deutschland zahlreiche Ausbildungsberufe in den verschiedensten Branchen. Allerdings sind einige dieser Berufe nicht nur deutlich beliebter als andere, auch die Anforderungen an die Fähigkeiten der Auszubildenden unterscheiden sich teilweise deutlich. Man sollte sich dieser Anforderungen und auch der eigenen Stärken und Schwächen bewusst sein, bevor man in den Bewerbungsprozess einsteigt.

Viele Schüler und Schülerinnen haben schon relativ früh konkrete Vorstellungen davon, welchen Beruf sie später einmal ausüben möchten. Dabei kommt es nicht selten vor, dass sie ihre Ausbildung mit falschen Vorstellungen beginnen. Es lohnt sich also, vorher einen genauen Blick auf die tatsächlichen Anforderungen neben den fachlichen Kenntnissen zu werfen.


Die beliebtesten Ausbildungsberufe: Was muss man können?

Jeder Ausbildungsberuf setzt seine eigenen speziellen Talente und Persönlichkeitszüge voraus, ohne die nicht nur die Ausbildung wenig Aussicht auf Erfolg hat, sondern auch der spätere Berufsalltag schwierig wird. Daher stoßen junge Menschen bei der beruflichen Bildung selbst mit guten Noten immer wieder auf Probleme. Das gilt umso mehr bei einer Lern- oder Entwicklungsstörung. Dennoch gibt es auch Berufe für Autisten, Menschen mit Dyskalkulie oder ADHS, in denen sie aufgrund ihrer speziellen Fähigkeiten ganz besonders glänzen. Aus diesem Grund soll dieser Artikel etwas genauer auf einige der beliebtesten Ausbildungsberufe und deren Besonderheiten eingehen.

MechatronikerIn ist ein beliebter Beruf

Kraftfahrzeugmechatroniker/in

Der Beruf des Kfz-Mechatronikers gehört zu den beliebtesten Ausbildungen – und das ist auch mehr als verständlich, denn welcher Hobbytüftler möchte nicht sein Geld damit verdienen an Autos herumzuschrauben? Was vielen jedoch erst nach dem Beginn der Ausbildung klar wird: Ein Mechatroniker muss noch viel mehr können, als Reifen zu wechseln oder unter die Motorhaube zu schauen und eine Zündkerze auszutauschen. Abgesehen von handwerklichem Geschick und Ahnung von Ersatzteilen, verlangt dieser Beruf auch ein hohes Maß an technischem Verständnis im Umgang mit Diagnosegeräten und -Software wie auch den fahrzeuginternen Assistenz- und Kommunikationssystemen. Es gibt zudem fünf sehr unterschiedliche Schwerpunkte, auf die man sich bereits relativ frühzeitig spezialisieren kann: Motorentechnik, Personenkraftwagentechnik, Nutzfahrzeugtechnik, Motorradtechnik und System- beziehungsweise Hochvolttechnik.

Kaufmann/-frau für Büromanagement

Kaufleute für Büromanagement sind Experten was die Organisation und die Verwaltung eines Unternehmens betrifft. Die Einsatzbereiche reichen von der Buchhaltung und dem Personalwesen, über Sekretär- und Assistenztätigkeiten bis hin zur Marktanalyse und den daraus resultierenden Marketingmaßnahmen. Zu den typischen Aufgaben gehören unter anderem die Terminplanung, die Abwicklung des Schriftverkehrs, das Ausstellen von Rechnungen und die Überwachung des Zahlungsverkehrs. Daher muss man sich nicht nur gut mit Zahlen und Rechtschreibung auskennen, sondern ebenso auch gut organisiert arbeiten können und sicher im Umgang mit Menschen sein. Nach einem erfolgreichen Ausbildungsabschluss stehen die Chancen auf eine Übernahme in der Regel gut. Zudem werden Kaufleute für Büromanagement in nahezu allen Branchen benötigt, was einen späteren Wechsel des Arbeitsplatzes vergleichsweise einfach macht.

Kauffrau/-mann im Einzelhandel

Der Beruf des Einzelhandelskaufmanns beziehungsweise der Einzelhandelskauffrau ist für jeden geeignet, der schon immer wissen wollte, wie es in den Geschäften des täglichen Bedarfs hinter den Kulissen zugeht. Wie werden beispielsweise Einkäufe geplant und neue Waren bestellt? Welche neuen Produkte sind vielversprechend? Und wie schafft man es, den Kunden von eben diesen Produkten zu überzeugen? Die Welt des Einzelhandels kann also überaus spannend sein, jedoch darf man nicht vergessen, dass täglicher Kundenkontakt ebenso dazugehört, wie der sichere Umgang mit Zahlen und auch eine gute körperliche Verfassung, da man Warenzugänge nicht nur kontrollieren und dokumentieren muss, sondern diese auch in die Regale einräumt.

Aussicht auf Jobs extrem gut: InformatikerInnen

Fachinformatiker/in

Wer verbringt nicht gerne seine Zeit am Laptop, Tablet oder am Handy? Der Beruf des Fachinformatikers eignet sich jedoch besonders für diejenigen, die nicht nur zocken oder Serien schauen. Wer in seiner Freizeit Spiele moddet, das Betriebssystem seines Smartphones neu aufsetzt oder seinen eigenen Gaming-PC zusammenbaut, wird sich in der Systemintegration oder Anwendungsentwicklung zuhause fühlen. Technisches Verständnis und analytisches Denken sind unverzichtbar, was den Beruf beispielsweise für Autisten interessant macht. Ähnlich sieht es auch in Bezug auf Grafik und Webdesign aus, allerdings kommt es hierbei in der Regel deutlich häufiger zu direktem Kundenkontakt.

Bankkauffrau/-mann

Bankkaufleute müssen nicht nur rechnen können, sondern auch ein tiefes Verständnis vom Banken- und Finanzwesen aufweisen. Aber auch eine Affinität zur Mathematik ist unerlässlich. Dementsprechend sind Bankkaufleute mit Dyskalkulie eher selten. Da der Beruf des Bankkaufmanns beziehungsweise der Bankkauffrau nicht nur sehr anspruchsvoll, sondern auch beliebt ist, müssen die Noten auf dem (Abitur-)Zeugnis zwangsläufig gut sein – und das gilt nicht nur für Mathe und Deutsch. Allerdings kommt man in dieser Branche nur mit Hard Skills auch nicht weit. Täglich hat man Kontakt mit Kunden, um diese beispielsweise zu Finanzprodukten zu beraten oder Fragen zur Kontoführung zu beantworten. Zudem schreiben die meisten Banken einen Dresscode vor, weshalb man sich auch im Anzug samt Krawatte oder Bluse und knielangem Rock wohlfühlen sollte. Das kann gerade bei einer entsprechenden sensorischen Hypersensitivität ein echtes Hindernis darstellen.

Zahnmedizinische-/r Fachangestellte-/r

Zahnmedizinische Fachangestellte reichen dem Zahnarzt nicht nur bei der Behandlung die Instrumente an. In ihre Verantwortung fällt ebenso die Organisation und Verwaltung der Praxis wie auch die Betreuung der Patienten und ihrer Daten – gerade im medizinischen Bereich ist dabei Diskretion und der korrekte Umgang mit persönlichen Daten oberste Priorität. Zudem nehmen sie dem Zahnarzt Arbeit ab, indem sie beispielsweise Röntgenaufnahmen anfertigen, Zahnreinigungen durchführen oder Aufklärungsgespräche zur Mundhygiene führen. Wer diesen Beruf ausüben möchte, muss vor allen Dingen stressresistent und sorgfältig sein, aber auch eine gute Portion Empathie mitbringen.

Tischler-/in

Der Einsatzbereich von Tischlern und Tischlerinnen reicht von der Maßanfertigung von einzelnen Möbelstücken auf Bestellung über die Einrichtung und Überwachung der maschinellen Herstellung von Holzprodukten bis hin zum Innenausbau oder der Arbeit auf Baustellen. Ebenso wie das Sägen und Hobeln gehört auch das Planen und Anfertigen von technischen Zeichnungen, teilweise auch mit CAD-Software, zu den üblichen Aufgaben. Diese Arbeit verlangt körperliche Belastbarkeit, aber auch ein hohes Maß an Konzentrationsfähigkeit und Genauigkeit. Egal wo man nun eingesetzt wird, muss einem jedoch bewusst sein, dass man bei der Arbeit mit Holz gut mit Lärm umgehen können muss.

Fazit

Die Schwerpunkte und die thematische Ausrichtung, ebenso wie das Verhältnis von Praxis zu Theorie hängen nicht nur stark vom Ausbildungsberuf ab, sondern auch von der Branche, der Betriebsgröße und der jeweiligen Unternehmenskultur. Am Ende muss jeder angehende Azubi für sich selbst entscheiden, welcher Beruf nun der richtige ist. Dabei darf man aber nicht davon ausgehen, dass man es nur bis zur Abschlussprüfung schafft, wenn man in allem glänzt. Jeder hat seine persönlichen Stärken und Schwächen, die man gegen einander abwiegen muss. Es stellt sich also eher die Frage, welche Hindernisse man überwinden kann und möchte.

Sobald man sich für eine Richtung entschieden hat, sollte man sich vorab Gedanken machen, wie man mit seinen Schwachpunkten umgeht und muss sich gegebenenfalls auch Unterstützung einholen. Wenn es sich um einen anerkannten Ausbildungsberuf handelt, haben zum Beispiel Jugendliche mit ADHS oder Legasthenie laut dem Berufsbildungsgesetz das Recht auf einen angemessenen Nachteilsausgleich.

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