Die deutsche Glücksspielbranche steht vor einer großen Herausforderung. Trotz der Reformen, die vor einigen Jahren eingeführt wurden, um die zersplitterten Glücksspielgesetze des Landes zu vereinheitlichen, bleibt der Markt instabil. Eine neue Studie legt nahe, dass etwa 50% aller Online-Glücksspiele über Schwarzmarktseiten stattfinden, was den Druck auf die Regulierungsbehörden und lizenzierten Betreiber erhöht.
Unvollständige Regulierung und ihre Auswirkungen
Die Studie des Ökonomen Gunther Schnabl von der Universität Leipzig, betitelt „Der Staatsvertrag über das Glücksspiel verfehlt seine Ziele“, offenbart ein besorgniserregendes Bild. Sie zeigt, dass viele Spieler keinen Wert auf den Lizenzstatus der iGaming-Plattform legen. Diese Gleichgültigkeit gegenüber der Lizenzierung ist alarmierend und weist auf erhebliche Lücken in der aktuellen Regulierung hin.
Die Marktentwicklung ist ins Stocken geraten, was auf mehrere Faktoren zurückzuführen ist. Zum einen sind die deutsche Online Casinos durch hohe Steuerbelastungen benachteiligt. Die Reformen des Rennwett- und Lotteriegesetzes im Jahr 2021 führten zu einer Steuer von 5,3% auf alle Einsätze für Wetten, Online-Poker und Online-Slots. Diese zusätzlichen Kosten werden oft auf die Spieler abgewälzt, was die Attraktivität der lizenzierten Plattformen mindert.
Schwarzmarkt zieht Spieler an
Die Ergebnisse der Studie, die von den Interessenverbänden Deutscher Online Casino Verband (DOCV) und Deutscher Sportwettenverband (DSWV) gesponsert wurde, zeigen, dass der Anteil der Online-Glücksspieler, die lizenzierte Plattformen nutzen, von 70% im Jahr 2019 auf 50% gesunken ist. Dieser Rückgang wird größtenteils der starken Präsenz eines illegalen Online-Schwarzmarktes zugeschrieben, der Spieler mit verlockenden Angeboten und aggressiver Werbung anzieht.
Die DSWV betont, dass durch diese Schwarzmarktaktivitäten hunderte Millionen Euro an Steuereinnahmen verloren gehen. Dies schadet nicht nur den Staatsfinanzen, sondern gefährdet auch die Sicherheit der Spieler, da unlizenzierte Plattformen oft keine Schutzmaßnahmen bieten. Der Verlust von Steuereinnahmen bedeutet weniger Mittel für öffentliche Dienste und soziale Projekte, die von diesen Geldern abhängen.
Divergierende Ansichten der Regulierungsbehörden
Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) widerspricht den Ergebnissen der Studie. Laut der GGL gibt es etwa 800-900 unlizenzierte Websites, die von Deutschland aus zugänglich sind. Dies sei ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahr, aber immer noch ein deutlicher Anstieg gegenüber den rund 50 lizenzierten Plattformen. Die GGL schätzt, dass dieser illegale Markt etwa 3% des gesamten verfügbaren Marktes ausmacht und einen Wert von bis zu 500 Millionen Euro hat.
Die GGL hebt hervor, dass die Anzahl der lizenzierten Plattformen im Vergleich zum Schwarzmarkt gering ist. Diese Diskrepanz zeigt die Herausforderungen auf, denen sich die Regulierungsbehörden gegenübersehen. Trotz der Bemühungen, den Markt zu regulieren und zu überwachen, bleibt der Schwarzmarkt eine dominierende Kraft. Es zeigt sich, dass zusätzliche Maßnahmen erforderlich sind, um den legalen Markt zu stärken und den illegalen Markt einzudämmen.