Offensichtlich sind die meisten Menschen Rechtshänder und neigen nicht zur Linkshändigkeit. Deshalb rechnen viele Erwachsene erst gar nicht damit, dass ihr Kind ein Linkshänder sein könnte. Ganz selbstverständlich drücken sie ihm zum Essen oder Malen den Löffel oder den Filzstift in die rechte Hand.
Linkshändigkeit früh prüfen
In unserer Welt der Rechtshänder ist eben alles auf den Gebrauch der rechten Hand abgestimmt, doch das kann fatale Auswirkungen haben. Neben Konzentrationsstörungen, Lese-Rechtschreibschwierigkeiten und Sprachstörungen kann auch die Persönlichkeitsentwicklung der Linkshänder leiden. Es ist daher ganz wichtig, dass Eltern schon früh darauf achten, mit welcher Hand ihr Kind bevorzugt handelt.
Vorhersagen auf Händigkeit schwierig
Linkshändigkeit kann vererbt werden, oder sich auch spontan entwickeln Auch Kinder von rechtshändigen Eltern können durchaus Linkshänder sein, diese Festlegung findet zwischen dem 2. und 6. Lebensjahr statt. Nicht immer ist das Ergebnis jedoch offensichtlich, denn gerade kleine Kinder kopieren ihre Eltern und Freunde bei vielen Dingen, zum Beispiel auch beim Halten eines Stiftes oder anderen angelernten Kulturtechniken. Kommt dann das Lob der Eltern über die tolle Leistung des Kindes hinzu, verfestigt sich schnell eine Stifthaltung, die eigentlich nicht der kindlichen Natur entspricht. Daher ist es wichtig, schon früh genau hinzusehen.
Wenn beide Hände gleich stark sind
Die Gewichtung der Händigkeit fällt von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich aus. Sie reicht von extremer Linkshändigkeit über Beidhändigkeit bis hin zu extremer Rechtshändigkeit. Dazwischen existieren ganz unterschiedliche Abstufungen. Bei unklarer Händigkeit ist es wichtig, dass Sie sich an erfahrene Fachleute wenden, die die Ausprägung bei Ihrem Kind intensiver untersuchen, bevor Ihr Kind sich festlegt. Qualifizierte Ansprechpartner finden Sie unter den Schulpsychologen, in Erziehungsberatungsstellen oder auch bei der Ersten deutschen Beratungsstelle für Linkshänder www.lefthander-consulting.org in München. Dort erhalten Sie auch bundesweite Adressen für Beratung und Testung.
So lernt und arbeitet der Linkshänder optimal
Wenn Sie als Rechtshänder schon einmal versucht haben, mit einer Linkshänderschere etwas zu schneiden, können Sie leicht nachvollziehen welche Probleme auf Ihr Kind zukommen können. Achten Sie daher darauf, Ihrem Kind seine Linkshändigkeit zu erleichtern. Viele Haushaltsgegenstände und Lernmaterialien gibt es sowohl für Recht- als auch für Linkshänder: In speziellen Linkshändergeschäften, oft aber auch beim Schulbedarf schon in ganz normalen Schreibwarenläden, finden linkshändige Menschen Dinge des alltäglichen Gebrauchs. Adressen: LAFLI – Laden für Linkshänder, zum Beispiel in München und Hamburg / Online-Shop www.lafueliki.de oder www.linkshaender.de
Hilfestellungen fürs Lernen für Linkshänder
Am besten ist es, wenn Sie schon vor der Einschulung sicher sind, welche Hand Ihr Kind bevorzugt. Teilen Sie dies der Lehrkraft mit, damit diese sofort darauf Rücksicht nehmen kann. Eine Sonderbehandlung von linkshändigen Schülerinnen und Schülern ist Unsinn , trotzdem gibt es einige wissenswerte Informationen, die Ihnen und Ihrem Kind Mühe und Ärger ersparen können.
Tipps zum Umgang mit linkshändigen Kindern
- Zwingen Sie Ihr Kind niemals dazu etwas mit rechts zu tun, was es lieber mit links machen möchte.
- Helfen Sie Ihrem Kind mit den geeigneten Materialien, seine Linkshändigkeit ohne Schwierigkeiten umsetzen zu können.
- Legen Sie besonderen Wert auf den Schreiblernprozess, damit Ihr Kind sich nicht verkrampft oder Haltungsschäden bekommt.
- Sprechen Sie mit den Lehrerinnen und Lehrern Ihres Kindes, damit diese die Linkshändigkeit in das Unterrichtsgeschehen mit einbeziehen können.
- Heben Sie die Linkshändigkeit Ihres Kindes nicht besonders hervor, sondern behandeln Sie sie als eine ganz normale Verhaltensweise.
- Schulen Sie Ihr Kind niemals um, da Sie damit schwere Schäden hervorrufen können.
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Mögliche Schwierigkeiten beim Schreiben lernen bei Linkshändigkeit
Besonders am Anfang des Lernprozesses brauchen Linkshänder individuelle Unterstützung . Die richtige Schreibhaltung und die Beibehaltung der Schreibhand muss den Kindern erklärt und gezeigt werden, damit sich keine falschen Verhaltensweisen einschleichen. Werden hier Kinder nicht intensiv begleitet, kann es passieren dass sie die Schreibhand öfter wechseln , vielleicht um die anderen Kinder zu kopieren.
Das ist schlecht, denn dadurch werden im Gehirnbereich die grafomotorischen Muster verzögert und möglicherweise gestört aufgebaut. Eine motivierende, liebevolle und sensible Begleitung in den ersten Monaten reicht in der Regel aus, um diese Schwierigkeiten zu verhindern.
Linkshändigkeit und Stifthaltung
Ihr Kind sollte den Stift an seinem unteren Ende so zwischen Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger anfassen, dass die linke Kante seiner Hand auf dem Papier aufliegt. Achten Sie darauf, dass das Heft des Kindes mit der rechten, unteren Seite zu seinem Körper hin zeigt. Lassen Sie Ihr Kind Lockerungsübungen machen, wenn es sich beim Schreiben verkrampft.
Linkshändigkeit und Lichteinfall
Wie jedes andere Kind auch, braucht der Linkshänder eine vernünftige Lichtquelle , die er nicht mit seinem Körper verdecken sollte. Achten Sie beim Anbringen einer Lampe am Schreibtisch daher darauf, dass Ihr Kind nicht im Lichteinfallsstrahl sitzt und sich selber Schatten macht.
Linkshändigkeit und Tischnachbarn
In der Schule sitzt der Linkshänder am besten an einem Zweiertisch auf der linken Seite , damit es seinen Nachbarn nicht behindert und auch nicht durch einen nachbarlichen rechten Schreibarm gestört wird. Optimal ist es, wenn zwei Linkshänder nebeneinander sitzen. Der Lehrer oder die Tafel sollte durch eine Rechtsdrehung des Körpers ins Blickfeld rücken, um ohne Verrenkungen des Kopfes nach vorne sehen zu können.
Linkshändigkeit und Stifte
Linkshänder ziehen den Stift nicht, sondern stoßen ihn eher in die Schreibrichtung. Der Schulfüller oder die Schreibfeder sind für sie daher nicht geeignet, da sie schnell klecksen oder sogar Löcher ins Papier drücken. Besser gelingt das Schreiben mit einem weichen Bleistift oder einem Tintenroller.
Elternfrage:;Soll ich einen Linkshänder beim Schreiben beeinflussen?
Sehr geehrte Frau Reimann-Höhn,
unsere Tochter (erste Klasse) ist Linkshänderin und hat sich schon vor der Schule an eine bestimmte Art zu Schreiben gewöhnt. Nun möchte sie diese unbedingt beibehalten, obwohl sie nicht den Empfehlungen für Linkshänder entspricht. Sollen wir darauf bestehen, dass sie die Stifthaltung ändert und zum Beispiel auf einer Linkshändervorlage schreibt? Oder sollen wir sie lieber in Ruhe lassen?
Liebe Leserin,
anfangs schreibt ein Linkshänder automatisch so, wie es ihm seine Intuition sagt. Doch in einer für Rechtshänder gemachten Umwelt ist das auf Dauer nicht gut. Verkrampfungen, Haltungsschäden und Konzentrationsprobleme können die Folge sein. Es ist also sehr sinnvoll, die für Linkshänder empfohlenen Verhaltensweisen (auch die Schreibrichtung und Stifthaltung) so früh wie möglich einzuüben. Mit ein wenig Geduld geht das bald ganz von selbst.
Sehen Sie doch einmal auf der Internetseite www.lafueliki.de nach, dort finden Sie direkt auf der Eingangsseite ein Video zur Schreibhaltung. Die spezielle Unterlage kann ich besonders für Schulanfänger ebenfalls sehr empfehlen. Auch über dicke, dreieckige Stifte und andere Materialien können Sie sich dort online informieren, um es Ihre Tochter in der Schule leichter zu machen.
Viel Erfolg