Kürzlich sprach mich eine Mutter auf hochsensible Kinder bzw. auf Hochsensibilität an und schilderte mir das Verhalten ihres Sohnes. „Nico ist anders als seine Freunde. Er ermüdet schneller, ist eher ängstlich und tut sich mit Veränderungen schwer. Wo andere darauf losreden oder gleich hinspringen, bleibt er abwartend und zögerlich. Er weint schnell, häufig, weil er erschöpft ist. Nico nimmt alles sehr ernst und schwer, er geht niemals einfach über eine Äußerung hinweg. Letztens erzählte eine Freundin, dass ihre Katze weggelaufen wäre. Nico brach in Tränen aus, er stellte sich vor, wie einsam das Tier nun sein müsse.“
Hochsensibilität: Betroffene Kinder haben schnell zu viel
Der achtjährige Nico ist vermutlich hochsensibel, wie viele andere Menschen auch. Hochsensible spüren oft sehr genau, dass sie die Welt intensiver wahrnehmen. Aber Außenstehende können das kaum nachvollziehen. Wie sollen sie auch wissen, dass ein hochsensibler Mensch beispielsweise Geräusche wesentlich intensiver hört als ein normal wahrnehmender. Die Grenze vom Genuss zur Qual ist schnell erreicht, dann ist Musik nur noch störend und Gespräche am Nebentisch führen zu Kopfschmerz und Überlastung. Die Hochsensibilität ist weit verbreitet, circa 20 Prozent halten sich für betroffen.
Hochsensible Kinder sind weder krank noch speziell
Eine anerkannte Diagnose ist Hochsensibilität nicht, noch nicht. Es handelt sich auch nicht um eine Erkrankung oder eine psychische Besonderheit. Betroffene Kinder und Erwachsene verarbeiten vermutlich nur Reize im Gehirn anders oder intensiver, das muss aber nicht schlimm sein, sondern kann durchaus auch als Fähigkeit genutzt werden. Es ist lediglich anstrengend für die Betroffenen. Zwang und Druck hilft hochsensiblen Kindern nicht, sie brauchen Verständnis und müssen ihrem eigenen Tempo folgen dürfen. Doch das gilt natürlich auch für andere Kinder.
Mein Tipp: Hochsensible Kinder brauchen mehr Freiräume und Ruhephasen als andere. Sobald sie merken, dass ihnen etwas zu viel wird, sollten sie kürzertreten. Kleine Pausen helfen beim Entspannen, ein ruhiges Spiel, ein Spaziergang oder das Lesen eines Buches dienen der Beruhigung. Hat sich das Kind erholt, kann es weiter lernen, spielen oder zuhören.
Link: http://www.zartbesaitet.net/
Checkliste Hochsensibilität hier
Wenn Sie mehr über das Phänomen wissen wollen, schauen Sie doch mal hier vorbei. Eine Checkliste zur Hochsensibilität beantwortet Fragen und schafft Klarheit.
Hochsensible Kleinkinder
Erste Anzeichen von Hochsensibilität zeigen sich schon bei Säuglingen. Sie fordern sehr engen Kontakt zur Bezugsperson, sind von Lärm oder Geräuschen schnell überfordert und profitieren von klar strukturierten Tagesabläufen.
Im Kindergartenalter werden die Anzeichen deutlicher. Hochsensible Jungen halten sich von lautstarken Gruppen Gleichaltriger fern und spielen lieber alleine, oder mit nur einem anderen Kind. Sie meiden Raufereien und fühlen sich bei Gruppenspiele nicht wohl. Höhe und Geschwindigkeit sind ihnen nicht geheuer, bei allem Neuen sind sie vorsichtig. Beim Essen und bei der Kleidung haben sie ganz spezielle Vorstellungen, die sie mit einer Null-Toleranz-Mentalität durchsetzen. Sie sind sehr fixiert auf ihre Bezugsperson und vorsichtig mit anderen Kontakten.