Uns Erwachsenen fällt es meistens sehr leicht, ein Verb zu erkennen. Wir hören einen Satz und fragen uns ganz automatisch, was wird da getan? Das Tu(n)wort ist das Verb, in der Regel ist es auch das Prädikat (Satzglied).
Das Verb zu erkennen ist für Kinder nicht einfach
Für ein Kind ist das nicht so einfach. Nimmt man beispielsweise den Satz Peter liest ein Buch, so wird ein Erwachsener automatisch „liest“ als Verb erkennen.
Für das Kind ist der gesamte Teil „liest ein Buch“ auch schlüssig. Das tut Peter doch, oder? Er liest ein Buch. Er liest ja nicht nur so einfach. Doch nur das Wort liest ist das Verb, das Buch ist ein Nomen.
Wo ist hier das Verb?
Fragen Sie Ihr Kind bei jedem Satz, welches das Wort ist, das eine Tätigkeit beschreibt. Was tut das Kind?
Roman und Timo fahren mit dem Skateboard.
Papa macht einen Mittagsschlaf.
Mama liegt in der Hängematte.
Marie sucht ihren Plüschhund.
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Gar nicht so einfach, das Verb zu erkennen
Deutlicher wird es, wenn der Satz abgewandelt wird. Peter liest ein Buch. Peter liest eine Zeitung. Maria liest einen Comic. Das Verb liest kommt jedes mal in einem anderen Zusammenhang vor. Was tut Peter? Was tut Marie? Sie lesen.
Jetzt wird klarer, dass liest (also lesen in der Grundform) das Verb sein muss. Die Kinder lesen, aber alle lesen etwas anderes. Was tun sie jedoch alle? Sie lesen. Liest ist also klar als Verb erkennbar.
Es gibt verschiedene Kennzeichen von Verben
Das zweite, ganz wichtige Kennzeichen von Verben ist ihre Konjugierbarkeit. Verben können gebeugt, also verändert werden. Sie richten sich nach der Person, für die sie gelten.
Am Beispiel des Verbes „lesen“ wird das deutlich. Die 1., 2. und 3. Person in der Einzahl und in der Mehrzahl wird vom Verb jeweils übernommen. Es richtet sich danach und sieht immer etwas anders aus.
Für ungeübte ist es manchmal gar nicht zu erkennen. Lesen ist für ein Kind oder für einen Fremdsprachler nämlich nicht zwingend das gleiche Wort wie liest. Dazu gehört schon etwas Übung, um Verben zu erkennen.
Starke und schwache Verben
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen starken und schwachen Verben. Vollverben, Hilfsverben und Modalverben sind weitere Unterkategorien.
schwache Verben | haben eine ganz regelmäßige Konjugation, werden fast alle mit (t)e am Ende gebildet (außer Futur 2), z.B. lachen, lachte, gelacht |
starke Verben | bilden ihre finiten gebeugten Verbformen in allen Zeitformen, außer im Präsens und Futur I, durch Veränderung des Stammvokals, z:b singen, sang, gesungen Im Partizip II, welches du für die Bildung von Perfekt, Plusquamperfekt und Futur II benötigst, wird meistens die Endung -en an den Wortstamm angehängt. |
Beispielsätze in der ersten Person Einzahl (schwaches Verb)
Zeit | Beispiel |
Präsens (Gegenwart) | Ich sage. |
Präteritum / Imperfekt (einfache Vergangenheit) | Ich sagte. |
Perfekt (Vergangenheit) | Ich habe gesagt. |
Plusquamperfekt (vollendete Vergangenheit) | Ich hatte gesagt. |
Futur 1 (Zukunft) | Ich werde sagen. |
Futur 2 (vollendete Zukunft) | Ich werde gesagt haben. |
Beispielsätze in der ersten Person Einzahl (schwaches Verb)
Zeit | Beispiel |
Präsens (Gegenwart) | Ich trage. |
Präteritum / Imperfekt (einfache Vergangenheit) | Ich trug. |
Perfekt (Vergangenheit) | Ich habe getragen. |
Plusquamperfekt (vollendete Vergangenheit) | Ich hatte getragen. |
Futur 1 (Zukunft) | Ich werde tragen. |
Futur 2 (vollendete Zukunft) | Ich werde getragen haben. |