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Lesen macht nicht jedem Kind Spaß, manchen fällt es sogar richtig schwer, beispielsweise wenn eine Leseschwäche vorliegt. Aber auch Kinder ohne Leseschwäche haben am Lesen kaum noch Freude. Das zeigen auch Untersuchungen, die einem Fünftel der Viertklässler mangelhafte Lesefähigkeiten bescheinigen. Einem Fünftel! Anstatt sich mühsam durch einen Text zu kämpfen und die Wörter Buchstabe für Buchstabe zu erlesen, bedienen sie sich lieber eines Tricks – sie raten munter drauflos.

Nicht immer fällt Eltern und Lehrern sofort auf, wenn ein Kind mit den Anfangsbuchstaben ähnliche Wörter liest. Doch auf Dauer ist ratendes Lesen nicht hilfreich. Mit diesen 28 motivierenden Leseübungen kannst du deinem Kind helfen.

Was ist denn ratendes Lesen genau?

Ratendes Lesen bezieht sich auf eine Lesetechnik, bei der Leserinnen und Leser Wörter oder Sätze, die sie nicht kennen oder verstehen, raten, indem sie sich auf den Kontext oder die umgebenden Wörter stützen. Obwohl diese Technik eine häufige Strategie für Leserinnen und Leser aller Altersgruppen ist, wird sie im Allgemeinen nicht empfohlen, da sie die Lesefähigkeiten und das Verständnis beeinträchtigen kann.

Es gibt mehrere Gründe, warum ratendes Lesen problematisch sein kann. Zum einen kann es dazu führen, dass Leserinnen und Leser Fehler machen und Wörter oder Sätze missverstehen, wenn sie sich auf den Kontext oder andere Hinweise verlassen, anstatt tatsächlich zu verstehen, was sie lesen. Diese Fehler können das Verständnis beeinträchtigen und die Genauigkeit und Effizienz des Lesens verringern.

Unbekannte Wörter bleiben unbekannt

Darüber hinaus kann das ratende Lesen dazu führen, dass Leserinnen und Leser Lücken in ihrem Vokabular haben, da sie sich nicht die Mühe machen, unbekannte Wörter tatsächlich zu lernen. Stattdessen können sie sich auf ihre Vermutungen verlassen, was dazu führt, dass sie Schwierigkeiten haben, schwierigere Texte zu lesen und zu verstehen.

Insgesamt ist ratendes Lesen eine ineffektive Strategie, die das Leseverständnis beeinträchtigen kann. Es ist viel effektiver, sich auf das tatsächliche Verständnis von Wörtern und Sätzen zu konzentrieren, indem man aktiv nach Bedeutungen sucht, unbekannte Wörter nachschlägt und den Text gründlich und sorgfältig liest.

Ratendes Lesen -ein cleverer Trick

Gerade bei kurzen Texten, wie sie in der ersten und zweiten Klasse gelesen werden, klappt die Rate-Methode beim Lesen gut. Durchschnittlich intelligente Kinder merken sich schnell, was genau im Buch steht, wenn ihnen das Selberlesen schwer fällt. Einmal vorgelesen, schon abgespeichert.

Uta Reimann-Höhn
Dipl. Päd. Uta Reimann-Höhn

„Lesen lernen ist ein schwieriger und langwieriger Prozess. Um diese Aufgabe zu bewältigen braucht ein
Kind liebevolle und kompetente Hilfe. Der Unterricht in
der Schule reicht dazu alleine kaum aus, denn ohne
zusätzliche Übung geht es nur schleppend voran.“

Downloaden und sofort mit dem Üben anfangen!

Und wenn das ein oder andere Wort beim vorgetäuschten Selberlesen mal nicht stimmt, korrigieren LehrerInnen oder Eltern meist gutmütig. Erst mit zunehmenden Textmengen in der dritten Klasse wird deutlich, dass der vermeintlich flüssige Leser nur ein „Rate-Leser“ ist. Spätestens dann beginnen die Probleme, denn in fast allen Schulfächern wird Wissen durch Lesen erweitert.

Schlechte Leser fühlen sich schnell überfordert, sie wählen die Ratemethode

Einige Kinder können schon lesen, wenn sie in die Schule kommen, andere benötigen für diese Fähigkeit die ersten beiden Schuljahre. Spätestens dann wird jedoch vorausgesetzt, dass das Lesen klappt. Kinder mit Leseproblemen werden von dieser Erwartung schnell überrollt und neigen zum ratenden Lesen.

Wenn der Großteil der Mitschüler schon prima vorliest, wächst in ihnen der Druck, den Anforderungen der Lehrer nicht zu genügen. Sie suchen nun fieberhaft nach Möglichkeiten, bloß nicht als schlechte Leser aufzufallen. Anstatt nun noch intensiver lesen zu üben, beginnen sie Texte auswendig zu lernen oder zu raten. Die Ratemethode beim Lesen klappt anfangs gut.

Es gibt viele Gründe für ratendes Lesen

Das ratende Lesen hat immer einen Grund, dem solltest du bei deinem Kind unbedingt nachgehen. Vielleicht hat es unerkannte Sehprobleme und braucht eine Brille. Oder es hat das Grundprinzip des Lesens, nämlich das Zusammenziehen von Silben, noch nicht erkannt. Möglicherweise macht es auch Blicksprünge. Auch eine Leseschwäche kommt als Ursache in Frage.

  • Sehprobleme
  • Leseschwäche
  • Angst vor Fehlern
  • keine Lust zum Lesen
  • Ungeduld
  • mangelnde Konzentration
  • Blicksprünge

So hilfst du deinem ratenden Lesekind

Lesekarten
Kurze Lesetexte helfen beim Lesen lernen.

Zuerst sollte der Weg zum Augenarzt führen, um einen medizinischen Grund ausschließen zu können. Auch wichtig: Nimm Druck von deinem Kind und sprich mit den LehrerInnen. Auf keinen Fall darf dein Kind beim öffentlichen Vorlesen im Unterricht blamiert werden.

Parallel dazu solltest du auf ein langfristiges Leseprogramm setzen. Tägliches Lesen sollte ein fester Baustein im Familienalltag werden. Setze dort an, wo dein Kind in seiner Lesefähigkeit ist. Wichtig ist, dass dein Kind wirklich liest, und nicht mehr rät.

So trainierst du richtig mit deinem leseschewachen Kind

  • regelmäßig lesen, täglich 10 bis 15 Minuten
  • überschaubare, interessante Texte
  • große, gut lesbare Schrift
  • Lob und Anerkennung für die tägliche Leistung
  • Lesen im Alltag (Straßenschilder, Überschriften, Sportergebnisse)

Drei super gute Leseübungen für AnfängerInnen

1.Lesen von Bildergeschichten:

Bildergeschichten sind eine großartige Möglichkeit für Anfänger, ihr Leseverständnis zu verbessern. Es gibt viele kinderfreundliche Bücher mit Bildergeschichten, die für Anfänger geeignet sind. Die Bilder können den Anfängern helfen, den Kontext und die Bedeutung der Geschichte zu verstehen, und ihnen helfen, neue Wörter und Sätze zu lernen.

2. Lesen von einfachen Texten:

Anfänger sollten mit einfachen Texten beginnen, die für ihr Alter und ihre Lesefähigkeiten angemessen sind. Es gibt viele kindgerechte Bücher mit einfachen Texten, die für Anfänger geeignet sind. Anfänger sollten den Text langsam und sorgfältig lesen, um sicherzustellen, dass sie jedes Wort und jeden Satz verstehen.

3. Lesen von Wörtern und Sätzen:

Anfänger sollten auch üben, einzelne Wörter und Sätze zu lesen. Sie können einfache Wörter und Sätze auswählen und laut vorlesen, um ihre Aussprache und ihr Leseverständnis zu verbessern. Du kannst auch mit Flashcards arbeiten, auf denen Wörter und Sätze abgebildet sind, und diese laut vorlesen. Das Üben von Wörtern und Sätzen kann Anfängern helfen, ihre Lesefähigkeiten zu verbessern und ihr Selbstvertrauen zu stärken.

Tipp: Mit Auftragskarten trainieren macht richtig Spaß

Bereite eine Vielzahl von kleinen Karteikarten vor, auf denen lustige oder unsinnige Aufträge stehen, zum Beispiel „Ziehe an deinen Daumen und knurre dabei“. Zu jeder passenden Gelegenheit (nach dem Zähneputzen, beim Frühstück, im Auto) darf dein Kind ein Kärtchen ziehen, es vorlesen und den Auftrag ausführen.

Du kannst auch zwei verschieden farbige Kärtchen beschriften, die eine Farbe bedeuten Aufträge für dein Kind, die andere für dich. So wird das Lesen trainiert, ohne dass der Spaß dabei zu kurz kommt.

Was LehrerInnen an ratendem Lesen so gefährlich finden

Lehrerinnen und Lehrer finden ratendes Lesen oft gefährlich, weil es die Lesefähigkeiten und das Verständnis beeinträchtigen kann. Es gibt mehrere Gründe, warum Lehrerinnen und Lehrer ratendes Lesen nicht empfehlen:

Eine fehlerhafte Aussprache:

Wenn Schülerinnen und Schüler Wörter raten, anstatt sie tatsächlich zu kennen, kann dies zu einer fehlerhaften Aussprache und einem fehlerhaften Verständnis von Wörtern führen. Wenn Schülerinnen und Schüler immer wieder dieselben Wörter falsch aussprechen oder missverstehen, kann dies ihr Leseverständnis und ihre Fähigkeit, schwierigere Texte zu lesen, beeinträchtigen.

Lücken im Vokabular:

Wenn Schülerinnen und Schüler Wörter raten, anstatt sie tatsächlich zu kennen, können sie Lücken in ihrem Vokabular haben. Wenn sie sich nicht die Mühe machen, unbekannte Wörter tatsächlich zu lernen, können sie Schwierigkeiten haben, schwierigere Texte zu lesen und zu verstehen.

Mangelnde Selbstkorrektur:

Wenn Schülerinnen und Schüler Wörter raten, anstatt sie tatsächlich zu kennen, können sie Schwierigkeiten haben, ihre eigenen Fehler zu erkennen und zu korrigieren. Wenn sie nicht lernen, wie man selbst korrigiert, können sie Schwierigkeiten haben, ihre Lesefähigkeiten und ihr Verständnis zu verbessern.

Insgesamt kann das ratende Lesen die Lesefähigkeiten und das Verständnis beeinträchtigen und zu langfristigen Problemen führen. Lehrerinnen und Lehrer empfehlen daher, dass Schülerinnen und Schüler ihre Lesefähigkeiten verbessern, indem sie sich auf das tatsächliche Verständnis von Wörtern und Sätzen konzentrieren, indem sie aktiv nach Bedeutungen suchen, unbekannte Wörter nachschlagen und den Text gründlich und sorgfältig lesen.

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