Pubertät Mädchen
Achtung, jetzt komme ich..

Immer kreativ! Die Pubertät ist ein ganz intensiver Lebensabschnitt, besonders für Eltern, deren Kinder die Diagnose ADHS bekommen haben. Aufregend, herausfordernd, spannend und abwechslungsreich auf der einen Seite. Beängstigend, belastend, kompliziert und anstrengend auf der anderen Seite. Rückblickend gibt ADHS in der Pubertät nicht selten Anlass zum Schmunzeln und zum Erzählen lustiger Anekdoten.

Doch im Zentrum des Geschehens fühlt sich das oft anders an. Im Alter zwischen circa 12 und 18 Jahren wollen sich die Jugendlichen abnabeln, eine eigene Identität entwickeln und neue Freunde finden. Diese lang anhaltende und in Wellenbewegungen verlaufende Entwicklungsphase wird unter anderem vom Umbau des Hormonhaushalts und starken körperlichen Veränderungen bestimmt. Das vollzieht sich nicht ohne Probleme. Emotionen und Gefühle fahren Achterbahn, Interessen und Hobbys wandeln sich manchmal radikal und die Bindung zu den Eltern als engste Vertraute wird angespannt und konfliktträchtig. ADHS in der Pubertät ist eine ganz besondere Herausforderung, sowohl für Eltern als auch für die betroffenen Kinder.

ADHS verursacht die Super-Pubertät

Bei Jungen und Mädchen mit ADHS beginnt dieser Prozess häufig etwas später und endet erst mit circa 25 Jahren.Was schon für normale Jugendliche eine große Herausforderung ist, kann Menschen mit ADHS an ihre Grenze bringen. Alle Veränderungen, Gefühlsschwankungen, Hilflosigkeiten oder Orientierungsfragen durchleben sie intensiver und länger, ohne Antworten auf ihre Fragen zu bekommen.

Manchmal kann ADHS in der Pubertät sehr schwierig werden

Generell kommen besonders die mit Medikamenten behandelten Kinder mit der ADHS häufig später in die Pubertät, bleiben länger kindlich und wachsen langsamer, jedoch ohne Auswirkungen auf die endgültige Körpergröße.

Den Jugendlichen mit der ADHS mangelt es dann oft an Selbstbewusstsein, altersentsprechendem Reflexionsvermögen und sie beharren weiterhin stark auf ihrer eigenen Sichtweise des Alltages. Das macht den Umgang mit ihnen nicht leicht.

Auch andere Verhaltensweisen wie das starke Gerechtigkeitsempfinden, Schwierigkeiten mit dem Akzeptieren von Autoritäten oder gelegentliche Wutausbrüche und mangelnder Antrieb belasten ein harmonisches Zusammenleben. Erschwerdend kommt eine höhere Suchtgefährdung und vermutlich eine Neigung zu depressiven Verstimmungen hinzu.

Positive Seiten von ADHS in der Pubertät

ADHS und Pubertät

Das Leben mit einem von ADHS betroffenen Jugendlichen ist nicht langweilig, und auch nicht einfach.Aber es kostet Nerven – und ohne Geduld geht es nicht.

Wer die Herausforderung annimmt, soll immer wieder die positiven Aspekte der Störung hervorheben.Viele Eltern sehen nur noch die Probleme, das demotiviert und macht hoffnungslos. Dabei sind Kinder und Jugendliche mit AD(H)S in vielen Bereichen einzigartig, neugierig, innovativ und bereichernd.

Sich an den Ressourcen zu orientieren, anstatt an den Defiziten, hebt die Lebensqualität für Eltern und Kinder.

Was passiert bei AD(H)S in der Pubertät?
  • Die Filterschwäche und Reizoffenheit führt dazu, dass eine Vielfalt von Informationen gleichzeitig aufgenommen werden kann. Dem ADHSler entgeht so leicht nichts, er nimmt die Umweltreize in großem Ausmaß wahr.
  • ADHSler sind neugierig und wissbegierig. Sie bekommen nie genug von neuen Ideen, Projekten und Menschen.
  • “Um die Ecke denken” und dabei zu neuen, kreativen Lösungen zu kommen, ist für Menschen mit ADHS in der Pubertät nichts Ungewöhnliches. Da sie sich schnell langweilen, gehen ihre Gedanken leicht andere Wege und prüfen unübliche Ideen.
  • Die Impulsivität ist ein Zeichen seiner Begeisterungsfähigkeit. Er kann blitzschnell und mit großer Empathie reagieren und ist dadurch beim Helfen oft einer der ersten.
  • Die Sprunghaftigkeit der Gedanken von Menschen mit ADHS in der Pubertät  eröffnet ein großes kreatives Potenzial. Ein ADHSler sieht immer wieder neue Aspekte und kann durch seine künstlerische Sicht der Dinge begeistern.
  • Die innere Unruhe lässt ihn unermüdlich an einer Aufgabenstellung arbeiten, wenn es sein muss und interessant ist, auch die ganze Nacht hindurch.
  • Die hohe Sensibilität und sein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn ermöglichen die Wahrnehmung von Ungerechtigkeiten.
  • Die Probleme im sozialen Kontakt mit anderen Menschen, beispielsweise durch impulsive Äußerungen, stärken seine Liebe zur Natur und zu den Tieren.
  • Das innere Chaos und die fehlende Daueraufmerksamkeit stehen für eine interessierte Offenheit an allem, was um ihn herum passiert.
  • Die Kontaktfreude lässt den ADHSler nicht an sozialen Missverständnissen verzeifeln, sondern ermöglicht immer wieder neue Anläufe.
ADHS in der Pubertät ist ein großes Thema
Jugendliche mit ADHS brauchen Unterstützung

ADHS in der Pubertät ist seit vielen Jahren allgegenwärtig, besonders im Bereich der Pädagogik und der Bildung. Eine neue Meldung jagt die nächste und jede noch so kleine Information wird in den Zeitungen oder im Internet intensiv diskutiert. Kein Wunder, wenn inzwischen jedes 4! Kind in Deutschland in seinem Leben zumindest einmal die Diagnose ADHS bekommen hat.

Nur Allergien und Übergewicht sind ähnlich stark verbreitet unter den Kinder- und Jugendkrankheiten. Vergleichen mit diesen Erkrankungen ist die Behandlung von einer ADHS kompliziert und aufwendig. Weniger und anders essen oder sich von allergenen Stoffen fernhalten, reicht hier nicht.

Die Familie muss ein Kind mit ADHS in der Pubertät „stemmen“

Die ganze Familie und das soziale Umfeld müssen mit ADHS in der Pubertät leben. Erschöpfte und ausgelaugte Eltern, die eine anstrengende Erziehungs- und Bildungsarbeit neben Beruf und Familie Tag für Tag meist klaglos bewältigen. Kommt das Kind dann nach einer anstrengenden Kindheit in die Pubertät, wird es oft noch mühsamer. Zu diesem Zeitpunkt sind viele Eltern aber bereits am Ende ihrer Kraft. Sich jetzt noch einmal mit voller Energie der Super-Pubertät zu stellen, nötigt immer wieder viel Respekt ab.

Nicht selten kommen gerade in der Zeit der Pubertät des Menschen mit ADHS noch weitere Anforderungen auf die Familie zu. Die eigenen Eltern werden gebrechlich und benötigen Hilfe, die Wechseljahre beginnen und die jahrelangen beruflichen Belastungen fordern ihren Tribut. In dieser Situation können Familien mit einem von ADHS betroffenen Jugendlichen  jede Unterstützung gebrauchen. Kritik und Ausgrenzung, Schulverweis oder Ausbildungsabbruch sind nicht hilfreich.

Pubertät mit ADHS mit einem lachenden Auge sehen
Humor kann bei ADHS helfen

Wenn es gelingt, die negativen Aspekte der Störung nicht zu ernst zu nehmen und die positiven hervorzuheben, wird das Leben für alle Beteiligten leichter. Das gilt in besonderem Maße für Pädagogen und Mitschüler oder -studenten.

Bekannte Künstler (Eckardt von Hirschhausen, Benjamin von Stuckrad-Barre, Jamie Oliver oder Paris Hilton) ist es gelungen, die Symptome der Störung positiv zu nutzen. Nicht wenige behaupten, sie wären ohne ihre AD(H)S niemals so weit gekommen. Warum soll das nicht auch unseren Kindern und Jugendlichen gelingen?

 

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