ADHS und Schule sind zwei Dinge, die nicht gut zusammenpassen. Lehrer und Lehrerinnen stehen bei sich verschlechternden schulischen Bedingungen oft einer Vielzahl von unterschiedlichen Problembereichen in ihrem Klassenzimmer gegenüber.
AD(H)S ist nur eine Problematik, mit der sie umgehen müssen. Legasthenie, Dyskalkulie oder Inklusion sind Themen, mit denen LehrerInnen auch zurecht kommen müssen. Oft ohne Unterstützung. Doch diese Herausforderungen sind schon länger bekannt und die wissenschaftliche Forschung ist damit weiter. Bei ADHS jedoch sieht es anders aus. Obwohl die Störung nun schon seit der Jahrtausendwende in aller Munde ist, sind hilfreiche Wunder-Therapien nicht in Sicht. Klar, Medikamente gibt es und die meisten Kinder und Jugendlichen spüren auch deren positive Wirkung, aber den Ursachen kommt na nicht auf die Spur. Das ist besonders im Unterricht ein großes Problem.
ADHS und Schule kann schwierig werden
Den individuellen Bedürfnissen ihrer Schüler und Schülerinnen sollen Lehrkräfte gerecht werden, eine interne, kontinuierliche und qualitativ hochwertige Unterstützung ihres „Arbeitgebers“ bekommen sie dafür aber nicht.
Bei der Verhaltensauffälligkeit ADHS und Schule sind Lehrkräfte immer noch oft überfordert, schlecht informiert und hilflos. Eine Schuld trifft die Lehrerinnen und Lehrer dabei aber in der Regel nicht. Neben großen Schulklassen und wenig personeller Unterstützung ist auch die Ausbildung über Verhaltensprobleme und den Umgang damit nicht überzeugend.
Typisch für ADHS und Schule sind
Impulsivität: Kind redet vor sich hin, stört andere durch Zwischenrufe, kann nicht warten bis es aufgerufen wird, handelt vorschnell, reagiert vorschnell und manchmal aggressiv, sagt beleidigende Dinge ohne darüber nachzudenken.
Unaufmerksamkeit: Kind wird sehr schnell abgelenkt, kann sich nicht lange konzentrieren, findet die richtige Buchseite nicht, kramt ewig im Ranzen, hört nur halb zu, vergisst oder verliert oft etwas, führt nichts zu Ende, kennt den Stundenplan nicht, kann sich die Hausaufgaben nicht merken.
Hyperaktivität: Kind ist ständig in Bewegung, sitzt nicht lange still, fällt vom Stuhl, macht Geräusche, bewegt sich unkoordiniert, stößt sich oft, wirft Dinge um, schätzt seine Kraft falsch ein, zieht keine Grenze zwischen eigenen und fremden Schulsachen, Selbststimulierung durch Kratzen, Beißen, etc., schlechtes Schriftbild, motorische Probleme .
Hohe Belastung für Lehrkräfte bei ADHS und Schule
Lehrer und Lehrerinnen sind neben ihrer Aufgabe der Lernstoffvermittlung vielfältigen psycho-sozialen Problemen von Schülern und Schülerinnen ausgesetzt, für deren Bewältigung sie kaum Unterstützung bekommen. Überforderung, Angst, Hilflosigkeit, Stress und Demotivierung können die Folgen sein.
AD(H)S und Schule ist nur ein Problem, mit dem sich Lehrer und Lehrerinnen auseinandersetzen müssen. Die Anforderungen an PädagogInnen sind enorm hoch.
Es ist nicht möglich, für jedes der rund 25 bis 30 unterschiedlichen Kinder einer Schulklasse ein individuelles und optimales Förderprogramm abzuspulen. Die Erwartungen eines Lehrers / einer Lehrerin an sich selbst dürfen nicht unrealistisch werden. Unterstützung von Außen ist bei ADHS und Schule sinnvoll.
Hilfe gibt es für die Eltern über das Jugendamt und für die Lehrkräfte über das SBZ (Sonderpädagogisches Beratung- und Förderzentrum).
So können Lehrer bei AD(H)S reagieren
Der schlechte Ruf eilt hyperaktiven Kindern voraus. Deshalb ist es nötig, ihnen möglichst unvoreingenommen zu begegnen, sie dennoch von Anfang an genau zu beobachten und ihr Verhalten detailliert zu beschreiben. Informieren Sie sich:
- Welche Erfahrungen haben andere Lehrkräfte mit diesem Kind bereits gemacht?
- Gibt es eine Akte, eine Geschichte oder Bezugspersonen, die helfen könnten?
- In welchen Situationen ist der Schüler / die Schülerin besonders aufgefallen? Gab es Konsequenzen?
- Was sind die aktuellen Probleme?
- Welche Maßnahmen wurden mit welchem Erfolg ausprobiert?
- Was wurde bisher mit den Eltern vereinbart?
- Gibt es außerschulische Unterstützung?
Hyperaktive Kinder sind auf äußere Strukturen angewiesen. Rituelle Begrüßungen und Verabschiedungen sowie Tagespläne, die vor dem Unterricht an die Tafel geschrieben werden, sind ihnen eine wichtige Orientierungshilfe.
Der Unterricht kann mit klaren Regeln funktionieren
Beschränken Sie sich auf einige wenige, aber wichtige Regeln. Diese sollten konsequent eingehalten werden. Hyperaktive Kinder beanspruchen sehr viel Geduld. Deshalb sollten Sie, auch wenn es schwer ist, Regeln bestimmt wiederholen, ohne laut zu werden oder zu schreien. Ermahnungen helfen oft nur für Minuten.
Diese Regeln können im Einzelfall hilfreich sein:
- Auf dem Tisch sind nur Heft, Buch und Mäppchen (Stift).
- Es gibt vereinbarte Signale, die bei Störungen greifen (Hand auf Schulter, Blick…).
- In den Pausen ist Bewegung unverzichtbar.
- Im Unterricht wird nicht gegessen oder getrunken.
- Wird die Unruhe zu groß, darf das Kind sich melden und aufstehen.
Regeln funktionieren nur, wenn die Kinder sie ernst nehmen. Und Kinder nehmen Regeln nur ernst, wenn sie erleben, dass auch die Lehrkräfte sie ernst nehmen. Zu jeder Regel gehört also auch eine Konsequenz, die dann greift, wenn die Regel ein bis dreimal nicht eingehalten wird.
Lob bringt mehr als Strafe
Hyperaktive Kinder und Jugendliche haben ein angeschlagenes Selbstwertgefühl. Daher brauchen sie vor allem Ermutigung und jemanden, der an sie glaubt. Die Kinder merken, wenn man sie „abgeschrieben“ hat. Zu besseren Leistungen trägt dies nicht bei. Versuchen Sie, ein Kind mit ADHS nicht nur zu maßregeln, sondern auch für seine guten Ideen, seinen Gerechtigkeitssinn oder seine Hilfsbereitschaft zu loben.
Dabei sollten Sie auch beachten, dass Kinder und Jugendliche mit ADHS in ihrer emotionalen Entwicklung oft etwas hinter ihren gleichaltrigen KlassenkameradInnen zurück sind. Das bedeutet, sie provozieren mehr, testen aus, stellen sich in den Vordergrund und achten stark auf gerechtes Verhalten ihnen gegenüber. Läuft etwas nicht so, wie sie es für richtig halten, flippen sie gerne aus.
Diese Tipps können beim Umgang mit ADHS helfen
- Formulieren Sie wenige, einfache und klare Regeln und sanktionieren Sie deren Nichteinhaltung konsequent.
- Schreiben Sie auf, welche positiven Eigenschaften Ihnen bei hyperaktiven Schülern auffallen. Nur durch solches Niederschreiben – und das gelegentliche Nachlesen – besteht die Chance, positive Gefühle für diese Kinder zu entwickeln. Bauen Sie Spiele in den Unterricht ein, die diese Fähigkeiten berücksichtigen.
- Solange die Klasse oder ein anderes Kind nicht übermäßig unter störendem Verhalten leidet, ist das Ignorieren von Clownereien oft effektiver als ständiges Ermahnen.
- Schöpfen Sie alle Möglichkeiten aus, die bei der Bewältigung der Probleme helfen können. Neben Beratungslehrern und Schulpsychologen ist auch die Zusammenarbeit mit außerschulischen Diensten sinnvoll. Die Kooperation mit Erziehungsberatungsstellen, Jugendämtern, Ärzten, Kliniken und Therapeuten erfordert jedoch das schriftliche Einverständnis der Eltern.