Eine große Last liegt auf den Jungen und Mädchen von heute. Viele sind Einzelkinder und damit auch mit großer Sicherheit Wunschkinder. Das Problem: heute gilt als Lebensziel gibt es in den meisten Familien kaum etwas anderes als Perfektionismus, auch für Kinder. Schon vor vielen Jahren hat sich die Akzeptanz der Durchschnittlichkeit verabschiedet. Niemand möchte ein durchschnittliches Kind, jeder möchte etwas besonderes von seinem Nachwuchs berichten können.
Die Schul-Realität ist hart
Das Vergleichen mit anderen Kindern beginnt schon kurz nach der Geburt, richtig hart wird es aber mit der Einschulung. Wenn ein Wunschkind jetzt nicht schnell genug lernt, zu wenig Selbstbewusstsein hat, noch verspielt und verträumt oder unkonzentriert ist, bekommt es echte Probleme. Und spätestens mit den ersten Noten wird es dann ganz deutlich, es gibt Verlierer und Gewinner in einer Schulklasse. Mit all den Folgen von Mobbing, Ausgrenzung, Selbstzweifel, Angst und Rückzug.
In der Schule geht es um Leistung, um Konzentration, Wissen und die Arbeitshaltung. Jetzt ist es nicht mehr wichtig, ob das Kind gut singt, freundlich und höflich ist oder viele Freunde hat. jedenfalls treten diese Dinge alle in den Hintergrund, wenn es in der Schule Schwierigkeiten hat. Das Wunschkind zeigt Seiten, die nicht zum Perfektionismus passen. Ein Wunschkind ist nicht nur erwünscht, es soll auch die Wünsche seiner Eltern erfüllen. Gesund sein, gut aussehen und erfolgreich sein.
Darunter leiden Eltern und Wunschkinder
Das ist ganz besonders hart für die Kinder, aber selbstverständlich leiden auch die Eltern darunter. Und es trifft viele, man hat den Eindruck, es werden jeden Tag mehr. Die einen haben eine Rechenschwäche, die anderen können sich nicht konzentrieren, eine dritte Gruppe ist zu begabt um den Worten der Lehrerin zu folgen und wieder andere tun sich sehr schwer mit dem Lesen oder der Rechtschreibung.
Um diese Defizite aufzuarbeiten, werden die Kinder in zahlreiche Therapien gesteckt und besuchen im Anschluss an die Schule Förderungen. Es darf einfach nicht sein, dass das eigene Kind nur Durchschnitt ist und vielleicht weder Pilot, noch Architekt, Zahnarzt oder Nobelpreisträger wird. Aber warum ist das so? Warum freuen sich Eltern nicht einfach über das Kind, genau so wie es ist?
Warum soll der praktisch veranlagte Junge unbedingt studieren? Und was ist so schlimm daran, wenn die Tochter kein Jahr im Ausland studieren möchte, sondern lieber Erzieherin wird oder etwas mit Tieren macht?
Scheiß doch auf den Anspruch!
Die Antwort auf die Frage ist einfach, es ist der gesellschaftliche Anspruch. Eltern haben es verlernt das zu lieben, zu akzeptieren und anzunehmen, was sie bekommen. Stattdessen möchten sie etwas haben, was augenscheinlich der Norm entspricht. Der Fehler dabei? Die Norm ist bearbeitet, retuschiert und angepasst. Das perfekte Kind gibt es überhaupt nicht, obwohl alle Eltern danach streben. Wer das erkennt, lebt entspannter. Entspannte Eltern bedeutet auch entspannte Kinder. Und etwas Schöneres gibt es nicht!