Beziehungsarbeit und Motivation: Rituale in der Mittelschule

Die Schüler*innen sind zu Beginn des Tages unmotiviert? Haben keine Lust? Schlafen noch halb? – Rituale können helfen, Zuhause und in der Schule. Schon mal dieses Morgenritual ausprobiert? Rituale sind ebenfalls für die Beziehungsarbeit in der Mittelschule enorm wichtig. Auch wenn die Schüler*innen schon älter sind, haben sie gerne einen festen Rahmen, in dem es nicht nur um den eigentlichen Schulstoff geht. Die Lehrkraft ist eine der wichtigsten Bezugspersonen der Kinder – auch über das Grundschulalter hinaus.

Rituale schaffen Vertrauen

Lernen kann nur gelingen, wenn die Beziehung zwischen Lehrkraft und Schüler*in eine gute ist. Lernen ist daher auch immer Beziehungsarbeit. Erfahrungsgemäß vertrauen einem die Kinder mehr an, lernen lieber und trauen sich Fragen zu stellen, wenn die Beziehung zur Lehrkraft positiv ist.  Zudem sorgen Rituale dafür, dass die Schüler*innen sich wohl fühlen. Der immer gleiche Ablauf vermittelt ein Gefühl von Sicherheit, das vor allem in der Pubertät, in der enorme Veränderungen stattfinden, wichtig ist.

Doch welche Rituale sind passend für die Mittelschule? Wie kann die Beziehungsarbeit hier gelingen? Hier gibt es einige Tipps für die Praxis.

Für die Beziehungsarbeit ganz wichtig

Rituale für den Tagesbeginn

Wochenenderzählkreis

Die Woche beginnt im Kreis. Jede*r Schüler*in und auch die Lehrkraft erzählt von den Erlebnissen am Wochenende. Falls einige Kinder nur wenig erzählen möchten, können Impulsfragen verwendet werden. Zum Beispiel diese:

  • Was ist das Schönste, was du am Wochenende erlebt hast?
  • Was hat dir nicht so gut gefallen?
  • Was heißt für dich „Nichts-Tun“ am Wochenende?

Der Kreis eignet sich auch gut dazu, kurz vorzustellen, was die Kinder die restliche Woche erwartet.

Einstiege für andere Wochentage

  • Vorleserunde

Erfahrungsgemäß mögen es auch ältere Schüler*innen noch gerne, wenn man ihnen vorliest (hier gibt es 28 Tipps zur Lesemotivation). Kurzgeschichten, passend zur Jahreszeit oder einem, zeitlich passenden, wichtigen historischen Ereignis eignen sich gut. Auch Bücher, die Allgemeinwissen spielerisch vermitteln. Aber auch das Lesen von ganzen Büchern in Abschnitten kann eine Möglichkeit sein. Diese Bücher können gemeinsam ausgewählt werden oder die Lehrkraft entscheidet. Es gibt auch Bücher, die wunderbar zu Lerninhalten passen, z.B. „Der Zahlenteufel“ von Hans Magnus Enzensberger.

  • Was ist los in unserer Welt – Nachrichten und aktuelle Ereignisse besprechen

Dabei gibt es zwei Alternativen. Entweder es wird immer ein Kind damit beauftragt, ein relevantes Thema vorzustellen und es wird anschließend im Plenum darüber gesprochen, diskutiert oder sich mehr informiert. Eine zweite Alternative wäre, die Nachrichten gemeinsam anzusehen oder zu hören und im Anschluss daran darüber zu sprechen. Dabei können sich tolle Gespräche ergeben. Diese können auch weiterführend verwendet werden, z.B. für eine Stellungnahme im Deutschunterricht.

  • Einstieg mit einem „Nachdenkspiel“

Es gibt eine vielfältige Auswahl an Spielen, die mathematische Grundfertigkeiten stärken. Auch diese eigenen sich gut für einen Einstieg in den Tag, um die „Hirnzellen zu aktivieren“. Auch das gemeinsame Lösen einer „Knobelaufgabe“ kann ein guter Einstieg sein. Diese Aufgabenformate sind dank des Internets schnell zu finden.

Rituale für „zwischendurch“

  • Bewegungsspiele

Es gibt eine große Palette an Bewegungsspielen, die nicht nur für die Grundschule geeignet sind. In der Pubertät sind die Kinder oft müde und antriebslos. Vor allem Bewegungsspiele bringen die Kinder wieder in Schwung.

  • Gemeinsame Frühstückspause

Für einen Austausch eignet sich auch eine gemeinsame Frühstückspause. In diesem ungezwungenen Miteinander ist viel Platz für zwischenmenschliche Themen oder Nachfragen von Schüler*innen.

Rituale für den Tagesabschluss

  • Lerntagebuch

Ein Lerntagebuch eignet sich hervorragend für die Reflexion. Die Kinder können das Lerntagebuch täglich führen und dabei erfahren und nochmal darüber nachdenken, was sie eigentlich gelernt haben.

  • Musik

Ein immer gleiches Lied läutet die Aufräumphase ein, in der Zeit kann auch das Lerntagebuch ausgefüllt werden. Endet das Lied können die Schüler*innen sich verabschieden und nach Hause gehen.

Rituale für den Wochenabschluss

  • Gemeinsame Reflexion im Kreis

Was hat mir diese Woche besonders Spaß gemacht? Was habe ich gut verstanden? Worüber möchte ich mehr wissen? Was könnte ich nächste Woche besser machen, was ist mir gut gelungen? – Hier können positive Verstärkerfragen eingesetzt werden und die Woche wird nachbesprochen.

  • Vorhaben am Wochenende

Es kann in einem gemeinsamen Kreis auch darüber gesprochen werden, was man am Wochenende vorhat oder worauf man sich freut.

Beziehungsarbeit muss authentisch sein

Bei jedem Ritual sollte man sich natürlich überlegen, ob es zur jeweiligen Klasse passt. Hat die Klasse keinen Spaß daran, machen diese natürlich nur wenig Sinn. Wobei es sicherlich für jede Klassen passende Rituale gibt, und seien es nur wenige und kleine. Diese sind auf jeden Fall besser als gar keine Rituale. Auch sollten die Rituale zu einem selbst passen, denn Beziehungsarbeit ist immer sehr persönlich. Denn nur, wer authentisch ist und selbst Spaß daran hat, kann das auch weitergeben.

Vielleicht waren in diesem Artikel einige Anregungen dabei, die in der eigenen Klasse umgesetzt werden können. Viel Spaß beim Ausprobieren!

Unsere Gastautorin: Lena Leidenberger aus Rothenburg ob der Tauber | Montessori Schule

Ich bin nun im vierten Jahr Klassenleitung einer jahrgangsgemischten 7/8 der Montessori Sekundarstufe Rothenburg ob der Tauber. Besonders am Herzen liegt mir ein positives Classroom-Management. Darum soll es auch hauptsächlich in meinen Beiträgen gehen.“ Kontakt über www.montessorirothenburg.de

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