Am sechsten Tag (23. März) hatte meine Frau frei. Dass hieß, wir frühstückten alle zusammen und ich konnte früher zur Arbeit fahren und endlich mal etwas erledigen – ohne Kinderprogramm. Ehrlich gesagt, war dies trotz Arbeitsstress ein entspannter Tag. Das Kinderbetreuuen und der gleichzeitige Druck, mit der Arbeit nicht weiter zu kommen, ist schon sehr belastend. Schließlich weiß auch ich nicht, ob die Auftragslage weiterhin gut bleibt.
Schließlich brach der siebte Tag an,Dienstag der 27. März, an dem die Kita aufgrund der Corona-Krise geschlossen hatte und ich halbtags meine Tochter Emma betreuen musste. Und ich hatte so gar keinen Elan an diesem Tage nach draußen zu gehen, obwohl das Wetter ein Traum war. Schließlich birgt auch jeder Ausflug, auch wenn man vorsichtig ist, ein gewisses Risiko, einen möglichen Virus zu verbreiten oder sich einzufangen.
Aber im Grunde war ich einfach faul an diesem Tag. Ein Motivationsloch, wie uns vermutlich noch einige bevor stehen.
Ich hatte Emma in ihrem Kinderzimmer Frühstück gegeben, da meine Frau in der Wohnküche ein Skype-Meeting wahrnehmen musste. Das mit dem Essen hat gut geklappt.
Dann habe ich es mir auf dem pinken Sitzkissen gemütlich gemacht und einen imaginären Kaffee genossen, den Emma in ihrer Spielzeugküche zubereitet hatte.
Ich sah ihr dabei zu, wie sie Spielzeug-Karotten mit einem Spielzeug-Plastik-Messer geschnitten hatte. Sie zerlegte auch Kiwis, Eier und Orangen. Das künstliche Holz-Obst und -Gemüse war jeweils in der Hälfte geteilt und hing mit Klettverschluß aneinander. So konnte Emma das Essen zerkleinern.
Ich dachte nach, was wir heute machen sollten, wie wir die Zeit rumkriegen. Irgendwann ließ Emma von der Küche ab und nahm ein Buch aus dem Regal. Es war Janosch’s „Oh, wie schön ist Panama„. Das Buch, dass wir an Tag 5 gelesen, bzw. „getestet“ hatten. Wir gaben dem Werk knapp 5 Crafties. Emma drängte mich dazu, das Buch komplett vier Mal nacheinander zu lesen. Ich denke, jetzt sollten wir dafür 5 glatte Crafties vergeben.
Als meine Stimme kaum noch mit machte (ich interpretierte den kleinen Bär und den kleinen Tiger so, dass am Ende meine Stimmbänder rauhgeschmirgelt waren), dachte ich weiter nach, wie ich die Zeit mit der Kleinen herumkriegen könnte. Ich lehnte mich zurück, auf den Sitzsack und sag unter Emmas Bett ihren „alten“ Spieltunnel. Sofort gingen wir in das Schlafzimmer und bauten den Tunnel dort auf. Emma krabbelte durch das Rohr. Das war erst mal ganz süß, aber wurde schnell langweilig. Also bauten wir den Tunnel um die Kurve, über Kissen, so dass Emma über Hindernisse musste und letztendlich bauten wir den Tunnel über die Kissen nach oben, so dass der das eine Ende auf dem Boden lag, das andere Ende auf dem Bett. Wir wurden immer kreativer und hatten viel Spaß.
Ich holte aus dem Keller noch einen Sack Spielbälle, die wir einst für Emmas Laufkäfig gekauft hatten und schüttete sie in den Tunnel. Wir lagen Decken drüber, so dass er dunkel war. Und schließlich bauten wir mit allen Kissen und Decken, die wir in der Wohnung fanden eine super kuschelige Höhle. Abgedeckt mit Decken, die wir über Stühle hingen. Wir machten es uns noch ein paar Brote, Wasser und geschnittene Birnen gemütlich. Dann nahmen wir Emmas Kindertaschenlampe und lasen noch mal ihr neues Lieblingsbuch, „Oh wie schön ist Panama!“.
Nach dem wir wieder alles aufgeräumt hatte, konnte ich Emma bereits bettfertig machen und den Tag haben wir auch wieder mit viel Spaß und Beschäftigung herumgekriegt.