Natürlich, dieser Titel ist etwas provokant und in seiner alternativlosen Aussagekraft auch übertrieben. Trotzdem steckt viel Wahres darin. Amerikanische Forscher haben nämlich festgestellt, dass bereits die Zusammensetzung der ersten Klasse große Auswirkungen auf den Schulerfolg von Schülerinnen und Schülern hat. Es ist also nicht egal, welche Grundschule ein Kind besucht. Dabei sind die Ergebnisse der jahrelangen Untersuchungen wirklich interessant.
Starke Klassen bringen nicht unbedingt starke Ergebnisse
Vielleicht denkt man, in einer anspruchsvollen Klasse bringen es alle Kinder weiter als in einer Klasse mit vielen Problemfällen. Doch dem ist nicht unbedingt so. Wer mit einer durchschnittlichen Begabung und einem mittelmäßigen Talent auf wesentlich schlechtere Klassenkameraden trifft, der wird seine Leistungsfähigkeit hoch einschätzen. Er lebt das gleiche Kind allerdings Tag für Tag, das andere klüger, schneller und besser als es selber sind, wird sein Selbstbewusstsein sinken. Das wirkt sich oft auf das Lernverhalten aus.
So sieht ein toller Schulstart aus
- die Schulklasse bewegt sich von der Größe her am unteren Rand
- die Lehrkräfte sind erfahren, geduldig und gerecht
- der Klassenraum bietet viele Möglichkeiten
- die Ausstattung der Schule ist modern und geht auf die Bedürfnisse der Kinder ein
- die Klasse hat einen ausgeglichenen Leistungsstand, sodass jedes Kind Erfolgserlebnisse haben kann
- schwache Schüler können entweder Gruppen besonders betreut werden
- Mobbing wird offen angesprochen und sofort beendet
Schulerfolg: Es geht darum, aus der Gruppe positiv heraus zu stechen
Zumindest in der Schule ist diese Auswirkung eindeutig belegt. Man könnte es auch so bezeichnen: unter den Blinden ist der Einäugige König. Wir alle kennen vermutlich ein Kind, das mit Englisch als Muttersprache aufgewachsen ist. Keine Frage, dass es in einer rein deutschen Klasse wesentlich bessere Leistungen als die anderen im Fach Englisch erbringt. Ohne Frage hat es daher meistens auch eine sehr gute Note. Und erlebt sich selber als guten Englischsprecher. Es ist besser, aber es fühlt sich auch besser. Und das ist enorm motivierend.
Die eigene Leistung wird mit anderen verglichen
Es ist klar, dass man sich immer mit denen vergleicht, mit denen man zu tun hat. In der Schule scheinen schwächere und schlechtere Klassenkameraden die eigene Leistung zu verbessern. Das Erlebnis, etwas besser als andere zu können, wirkt motivierend und förderlich für den Schulerfolg. Schon ab der ersten Klasse ist diese Lernmotivation ein wichtiger Faktor für den Schulerfolg. Und das bleibt auch die nächsten Schuljahre so. Trotz des Schulstarts haben auch diese 5 größten Schulprobleme Einfluss auf den Schulerfolg.
Studierende verhalten sich anders
Erst nach der Pubertät oder im Studium ändert sich das Verhalten. Hier wirken stärkere Studierende wie ein Magnet, der die anderen mitzieht. Bewegt sich ein Student allerdings in einer schwachen Lerngruppe, lässt er sich ebenfalls gerne mitziehen. Die Auswirkungen der Lerngruppe ändern sich also im Laufe eines Lebens. Wirken schwächere Mitschülerinnen und Mitschüler am Anfang der Schulzeit motivierend, so haben sie bei älteren Jugendlichen eher negative Auswirkungen auf das Lernverhalten.
Lehrkräfte nehmen ihre Klasse subjektiv war
Eine große Rolle spielen natürlich auch die Lehrkräfte. In einer größtenteils schwachen Klasse fällt ein durchschnittlich begabtes Kind positiv auf. Es wird hier viel stärker gefördert, unterstützt und motiviert als in einer Gruppe leistungsstarker Kinder oder Jugendlicher. In solch einer Gruppe braucht es schon leistungsstarke und vielleicht sogar hochbegabte Kinder, um sich davon positiv abzuheben. Auch die Lehrkräfte orientieren sich an der Gruppe, mit der sie arbeiten.
Dieses Verhalten ist menschlich
Ein Vorwurf steckt hinter dieser Erkenntnis nicht. Schließlich stehen in einer Schulklasse keine Roboter, sondern menschliche Wesen. Sie möchten ihre Erfahrungen weitergeben, Kinder und Jugendliche fördern und ihnen ein erfolgreiches Leben ermöglichen. Lehrkräfte freuen sich über starke Schüler und erleben diese als Bereicherung ihres Unterrichts. Sie fühlen sich aber ebenfalls den schwächeren Schülerinnen und Schülern verpflichtet. Dabei ist der Begriff stark und schwach immer eine äußerst subjektive Wahrnehmung und orientiert sich an der bestehenden Zusammensetzung der Klasse.