Einen Erzählkern auszuarbeiten ist in der sechsten oder siebten Klasse eine klassische Aufgabe zum Thema Aufsatz. Anhand einer Zeitungsmeldung oder einer kurzen Notiz sollen die Schülerinnen und Schüler einen umfangreichen und gut strukturierten Aufsatz entwickeln. Dabei werden ganz unterschiedliche Fähigkeiten abgefragt, sodass die Aufgabe ein durchaus komplexes Anforderungsprofil hat. Aber keine Angst, mit unserer Schritt-für-Schritt-Anleitung solltest du mit dieser Aufgabe keine Probleme haben.
Der Erzählkern einer Geschichte umfasst die essenziellen Elemente, die den Kern der Handlung und der erzählerischen Struktur bilden. Es ist der Hauptbestandteil der Geschichte, der die zentrale Idee oder das zentrale Problem enthält und das Interesse der Leser oder Zuschauer weckt. Der Erzählkern stellt sicher, dass die Geschichte eine klare Richtung hat und eindeutige Ziele verfolgt. Hier sind die Hauptkomponenten, die den Erzählkern einer Geschichte ausmachen:
1. Hauptcharaktere: Der Erzählkern beinhaltet die Hauptfiguren, um die sich die Handlung dreht. Diese Charaktere haben Ziele, Motivationen, Konflikte und Entwicklungen, die den Verlauf der Geschichte maßgeblich beeinflussen. Sie sind die treibende Kraft der Handlung und bringen die Geschichte voran.
2. Konflikt: Jede gute Geschichte braucht einen Konflikt, der die Handlung antreibt und die Charaktere vor Herausforderungen stellt. Der Konflikt kann intern (innere Konflikte der Charaktere) oder extern (äußere Hindernisse oder Gegenspieler) sein. Der Konflikt ist das zentrale Problem, das gelöst werden muss, und er schafft Spannung und Interesse für die Leser oder Zuschauer.
3. Ziel oder Motivation: Die Hauptcharaktere haben Ziele oder Motivationen, die sie antreiben und ihnen einen Grund geben, sich mit dem Konflikt auseinanderzusetzen. Die Ziele der Charaktere sind eng mit dem Konflikt verbunden und bestimmen, wie sich die Handlung entwickelt.
4. Wendepunkte: Im Erzählkern gibt es entscheidende Wendepunkte, die die Handlung in eine neue Richtung lenken und die Dynamik der Geschichte verändern. Diese Wendepunkte können überraschende Enthüllungen, dramatische Ereignisse oder Veränderungen in den Beziehungen zwischen den Charakteren sein.
5. Höhepunkt: Der Höhepunkt ist der dramatische Höhepunkt der Geschichte, an dem der Konflikt seinen Höhepunkt erreicht und die Entscheidung getroffen wird, wie die Geschichte gelöst wird. Der Höhepunkt ist oft ein emotional intensiver Moment, der die Leser oder Zuschauer in seinen Bann zieht.
6. Auflösung: Die Auflösung ist der Abschluss der Geschichte, in dem der Konflikt gelöst wird und die Hauptcharaktere ihre Ziele erreichen oder scheitern. Die Auflösung bringt die Geschichte zu einem sinnvollen Abschluss und zeigt die Auswirkungen der Ereignisse auf die Charaktere und ihre Welt.
Der Erzählkern einer Geschichte ist der „Motor“ oder das Herzstück, das die Handlung vorantreibt und den Lesern oder Zuschauern ein fesselndes und erfüllendes Lese- oder Seherlebnis bietet. Er sorgt dafür, dass die Geschichte eine klare Struktur hat und ihre Botschaft oder Bedeutung effektiv vermittelt wird.
Der Erzählkern ist dein Inhalt
Der Erzählkern wird in der Regeln von deinen Lehrerinnen und Lehrern vorgegeben. Du kannst kein eigenes Thema wählen, sondern bekommst eine Vorlage. Das hat Vorteile.
Immerhin musst du bei einem Erzählkern nicht mehr darüber nachdenken, über welches Thema du einen Aufsatz schreiben sollst. Alles andere musst du aber schon leisten. Es gilt an viele unterschiedliche Dinge zu denken, sodass ich für dich eine Schritt für Schritt Anleitung erstellt habe. Diese kannst du übrigens auch im Video ansehen. Wenn du dich an diese Anleitung hältst und deinen Hauptteil schön ausführlich beschreibst, wirst du auch eine gute Note bekommen. Versprochen.
Beispiel Zeitungsmeldung als Erzählkern
(Zeitungsmeldung) Frankfurt 1.11.22
Ein aufgeregter Vater hat gestern Abend bei der Polizei Anzeige erstattet. Als seine Kinder an Halloween an einer Wohnungstür klingelten, öffnete ihnen ein als Clown verkleideter Mann. Er bat die Kinder in seine Wohnung und schloss sie dann in sein Badezimmer ein. Die Nachbarn wurden vom Geschrei der Kinder alarmiert und informierten die Polizei. Diese konnte die Kinder unverletzt befreien. Es sei nur ein Streich gewesen, beteuerte der Halloween-Gegner.
Hast du die Meldung , Notiz oder den Unfallbericht verstanden?
Lies dir die Zeitungsnotiz, den Polizeibericht oder die Meldung aufmerksam durch und sei sicher, dass du sie wirklich verstanden hast. Das kannst du mit den W-Fragen ganz leicht überprüfen.
- Wo findet das Ereignis statt?
- Wann findet das Ereignis statt?
- Welche wichtigen Personen kommen in dem Ereignis vor?
- Was ist das Hauptereignis des Vorfalls?
Schritt 1: Perspektive, Erzählform und Erzählziel
Jetzt kannst du kreativ sein. Du kannst die Geschichte aus ganz verschiedenen Perspektiven erzählen. Wofür du dich entscheidest ist egal, Hauptsache du hältst die Perspektive auch ein und hältst dich streng an den Erzählkern. Vielleicht möchtest du aus der Sicht des Übeltäters schreiben, als unbeteiligter Beobachter oder in der Ich-Perspektive. Entscheide dich für eine Perspektive und entscheide dich auch für eine Erzählzeit.
Du solltest dir auch überlegen, welches Gefühl du bei deinen Leserinnen und Lesern erzeugen willst. Sollen sich lachen, sich gruseln oder Angst bekommen? Nach diesem Ziel richtet sich deine Schreibweise.
Schritt 2: Plane nun deine Geschichte rund um den Erzählkern
Dein Erzählkern, also in unserem Beispiel die Zeitungsmeldung, gibt die einzelnen Schritte der Geschichte vor. Lies sie gründlich durch und notiere dir die einzelnen Handlungsschritte oder Etappen. Das ist dein Erzählplan und den solltest du unbedingt einhalten. Schreibe in chronologischer Reihenfolge, denn sonst gibt dein Aufsatz keinen Sinn.
Mache dir einen übersichtlichen Plan in Form einer Tabelle, in die du ganz kurz in Stichworten deine Handlungsetappen einträgst.
- Kinder sind an Halloween unterwegs
- Klingeln an einer Tür
- Mann öffnet, ist verkleidet
- Mann sperrt sie ein
- Nachbarn rufen Polizei
- Befreiung
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Schritt 3: Nutze verschiedene Erzählmethoden
Um einen Aufsatz interessant, abwechslungsreich und spannend zu schreiben, musst du verschiedene Erzählmethoden beherrschen und anwenden. Du kannst beispielsweise die wörtliche Rede verwenden, starke Verben und Adjektive benutzen, die innere Haltung deiner Figur verdeutlichen, über Gedanken und Gefühle sprechen oder Vergleiche anstellen. Und dann kann es auch schon losgehen.
Schritt 4: Dein Einstieg in die Geschichte
Es gibt ganz verschiedene Möglichkeiten einen Aufsatz oder eine Geschichte zu beginnen. Du kannst beispielsweise mit einem Ausruf anfangen. „Heute wird ein toller Abend!“
Oder du machst deine Leser und Leserinnen gleich zu Anfang neugierig und schreibst so etwas wie: Dieses Halloween sollte ein ganz besonderes Fest werden.
Es ist auch möglich, sofort mitten im Geschehen anzufangen. Vielleicht so etwas in der Form: Voller Vorfreude stiegen wir die knarrenden Treppenstufen hinauf bis in den fünften Stock des alten Hauses.
Schritt 5: Gestalte deinen Hauptteil
Nun ist es an dir den Hauptteil deiner Geschichte schön ausführlich und spannend zu beschreiben. Du arbeitest dabei ganz langsam auf den Höhepunkt der Geschichte hin. Beschreibe deine Figuren, deren Gefühle und Gedanken, die Umgebung oder stelle Vergleiche an. Orientiere dich aber immer an deinem Erzählkern, denn dieser gibt die einzelnen Erzählschritte schon vor. Du kannst sie ausgestalten, aber nicht verändern. Und beschreibe nichts, was mit der Geschichte nichts zu tun hat. Also verzettele dich nicht, sondern bleibe beim Hauptthema.
Knarrend öffnete sich die Tür zu der Wohnung. Voller Vorfreude hielten die Kinder ihre Tüten hoch. Hier würde es jetzt bestimmt etwas Tolles geben. Nur Sven hatte ein ungutes Gefühl. Tief in seinem Magen machte es sich breit. „Lasst uns lieber verschwinden“, flüsterte er. Doch niemand hörte auf ihn. Da erschien ein gruselig geschminkter Clown in der Türöffnung und begrüßte die Gruppe grinsend. „Na endlich kommen mal ein paar Monster vorbei“,
sagte er und winkte die Kinder herein. Merkwürdig, dachte Sven. Alle anderen hatten ihnen direkt an der Wohnungstür die Süßigkeiten gegeben. Aber seine Freunde traten arglos ein und Sven folgte ihnen mit einem mulmigen Gefühl.
Schritt 6: Der Höhepunkt
Du hast ja bereits in deiner Planung festgelegt, welches das wichtigste Ereignis der Geschichte ist. Das ist natürlich der Höhepunkt. Diesen musst du nun möglichst spannend schildern. Ziehe ihn nicht zu sehr in die Länge und beende deinen Höhepunkt, wenn die Situation am spannendsten ist. Was geht dabei in deinen Figuren vor, wie fühlen sie sich und was befürchten sie?
Auch Sven ging in die Wohnung hinein, denn er wollte nicht alleine im Hausflur bleiben. Ein gruseliger Clown – das erinnerte ihn an seinen Lieblings-Halloween Film. Ihm wurde immer unheimlicher, aber die anderen waren voller Vorfreude. Der Mann ging voraus und rief die Kinder ins Badezimmer: „Meine Wanne ist voller unglaublicherSüßigkeiten“. Sven wollte sie aufhalten, aber es war schon zu spät. Kaum waren sie eingetreten, lief der verkleidete Mann böse lachend hinaus und schloss die Tür von Außen ab. Entsetzt sahen sie sich an. Wie konnten sie nur so blöd gewesen sein? Dann begannen sie alle so laut wie möglich zu schreien und schlugen gegen die Tür. „Lasssen Sie uns sofort raus!“ Vielleicht würde irgendjemand ihre Hilferufe hören.
Schritt 7: Der Schluss
Nach dem Höhepunkt kannst du relativ schnell zum Ende deiner Geschichte kommen. Löse die brenzlige Situation auf und erkläre, was dann geschehen ist. Du kannst auch ein Fazit ziehen und erzählen, was nach dem Ende der schwierigen Situation noch geschehen ist. Beispielsweise, welcher Schaden in welcher Höhe entstanden ist.
Glücklicherweise hörten die Nachbarn die Kinder und verständigten sofort die Polizei. Dieser Mann war ihnen schon immer sehr merkwürdig vorgekommen, sodass sie nicht lange zögerten. Die Polizei befreite die unversehrten und erleichterten Kinder. Als sie den Clown verhörten, erklärte dieser, er habe sich nur einen Halloween-Spaß erlaubt. Die Eltern der Kinder überzeugte das nicht, sie zeigten den Mann wegen Freiheitsberaubung an. Alle waren erleichtert, dass nicht mehr passiert war. Und Sven dachte, dass er künftig mehr auf sein Gefühl hören wolle.
Schritt 8: Überprüfe deinen Text
Am Anfang deines Aufsatzes hast du dir vorgenommen, ein bestimmtes Gefühl zu erzeugen und eine bestimmte Perspektive auszuwählen. Überprüfe, ob dir das gelungen ist. Und ob du sowohl Perspektive auch Erzählzeit eingehalten hast. Falls nicht, arbeite noch einmal nach. Kontrolliere auf jeden Fall auch deine Rechtschreibung, denn den ein oder anderen Fehler hast du ganz bestimmt gemacht. Falls nicht, bin ich schwer beeindruckt.
Mache diese 10 häufigsten Fehler nicht
- Fehlender klare Handlungsbogen: Oft vergesse ich, eine klare Handlungsbogen in meine Erzählung einzubauen. Das macht es für den Leser schwer, der Geschichte zu folgen.
- Unklare Charaktere: Manchmal vernachlässige ich die Entwicklung meiner Charaktere. Es ist wichtig, dass sie gut ausgearbeitet sind, damit der Leser sich in sie hineinversetzen kann.
- Mangelnde Atmosphäre und Details: Vergessen, die Szenerie mit lebendigen Details zu beschreiben. Das entzieht der Geschichte ihre Lebendigkeit und macht sie weniger fesselnd.
- Probleme mit der Chronologie: Es ist wichtig, die Ereignisse in einer logischen Reihenfolge darzustellen. Manchmal verwechsle ich die Reihenfolge der Handlungselemente, was die Geschichte verwirrend macht.
- Wortwiederholungen: Wiederholungen von Wörtern können die Lesbarkeit beeinträchtigen. Es ist wichtig, nach Synonymen zu suchen und die Vielfalt der Sprache zu nutzen.
- Schwache Einleitung und Schluss: Ein fesselnder Beginn und ein zufriedenstellender Abschluss sind entscheidend. Manchmal fällt es mir schwer, eine packende Einleitung zu schreiben oder die Geschichte angemessen abzuschließen.
- Unklare Perspektive: Es ist wichtig, eine klare Perspektive in der Erzählung zu halten. Ein Wechsel zwischen verschiedenen Perspektiven kann die Geschichte kompliziert machen.
- Grammatik- und Rechtschreibfehler: Das Übersehen von Grammatik- und Rechtschreibfehlern kann den Lesefluss stören und die Qualität der Geschichte mindern.
- Übertreiben oder zu wenig beschreiben: Manchmal neige ich dazu, Ereignisse zu übertreiben oder zu wenig zu beschreiben. Ein ausgewogenes Maß an Details ist entscheidend für die Glaubwürdigkeit der Geschichte.
- Fehlender roter Faden: Das Fehlen eines klaren roten Fadens macht die Erzählung chaotisch. Es ist wichtig, die Handlungselemente miteinander zu verknüpfen, um eine kohärente Geschichte zu schaffen.