Fehler machen ist verboten

Fehler machen
Aber ich bin doch noch ein Kind!

Fehler machen wir alle, immer wieder. Das ist überhaupt nichts Schlimmes und gehört zum Lernen einfach dazu. Kluge Menschen erkennen, dass ein Fehler immer auch ein Verbesserungspotenzial enthält. Sie verändern etwas, lernen etwas hinzu und werden besser. Da ist doch toll! Und ganz ehrlich – perfekt ist niemand. Und vermutlich wird es auch niemals jemand werden. Warum also solche Angst vor Fehlern oder realistischen, durchschnittlichen Bewertungen?

Alles unter „supergut“ gilt schon als schlecht

Letztens sollte ich meine Beraterin bei der Bank bewerten. Da es einige, kleine Unstimmigkeiten gegeben hatte, war ich nicht ganz zufrieden. Nach Schulnoten hätte ich zur 3 gegriffen, immerhin bedeutet das zufriedenstellend. Die Bankberaterin zuckte erschrocken zusammen. „Äh, wir haben auf einer imaginären Skala von 1 bis 10 nur die Werte 8, 9 und 10 zur Auswahl. Geben Sie mir eine 8 oder 9, bekomme ich Stress mit meinem Chef. Wir wollen die 10, nichts anderes.“

Jetzt zuckte ich erschrocken zusammen. Die höchste Punktzahl als Maßstab, alles andere zählt nicht. Was sagt das über meine Bank? Was bedeutet das für meine Kinder? Welche Gesellschaft bildet diese Auffassung ab?

Die Besten dürfen keine Fehler machen

Das Mittelmaß findet keinen Platz und Fehler machen ist nicht erlaubt. Nur die Besten kommen weiter, die anderen können gleich einpacken. Gut oder befriedigend sind keine Option. Das kommt mir bekannt vor. Aus der Schule. Aus dem Studium. Aus den Berufsbewerbungen.

Ich kenne kaum Eltern, die mit einer 3 im Zeugnis ihres Kindes zufrieden sind. Eine 3, immerhin eine befriedigende Durchschnittsnote, macht Angst. Das spüren auch die Kinder, die bei einer 3 in Tränen ausbrechen. Die Prüfungsangst entwickeln. Befriedigend reicht nicht, gut, oder besser sehr gut, muss es sein. Für die Zukunft. Um Harz 4 zu vermeiden. Um etwas darzustellen.

Das Seelenheil ist wichtiger als die Bestnote

Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, eine 1 ist eine tolle Note. Wer diese Leistung erbringt, soll sich auch darüber freuen. Aber eine 3 ist auch in Ordnung. Wichtiger als die Note ist doch das Seelenheil der Kinder. Und das wird gestört, wenn eine durchschnittliche Note nicht mehr ausreicht.

Eine 3 für die Bankberaterin ist auch in Ordnung, denn sie hat einen Fehler gemacht, der mich Geld gekostet hat. Und darüber möchte ich reden dürfen. Das möchte ich ansprechen und zurückmelden. Und auch bewerten, denn meiner Ansicht nach lernt der Mensch aus Fehlern. Aber nur, wenn er sie annimmt und überdenkt. Das wünsche ich meinen Kindern. Dass sie ihre Fehler erkennen, sie korrigieren und mit großer Motivation den nächsten Versuch starten. Eine Bewerbung bei dieser Bank kann ich meinen Kindern daher nicht empfehlen.

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