Der neue Schulranzen fühlte sich merkwürdig an, verheißungsvoll und gleichzeitig wie eine Last. Lena verfolgte mit den Augen einen kleinen Stein, den sie konzentriert von rechts nach links kickte, und wieder zurück. Hin und zurück. Es war der Tag ihrer Einschulung.
Bestimmt schon hundert Mal. Dabei wanderten ihre Augen immer wieder zu den anderen Gruppen, die nervös und ungeduldig in der Sonne auf dem überfüllten Schulhof warteten. Neben ihr stand Oma, die einen Arm um ihre gigantische Schultüte gelegt hatte. Ein Einhorn aus weißem Plüsch guckte dümmlich über den Rand.
Die Schultüte überragte Oma um einige Zentimeter. Ob sie schon kleiner wurde? Also Oma, nicht die Schultüte?
Die Einschulung war so peinlich!
Ganz plötzlich überkam Lena eine Hitzewelle und sie fühlte, wie ihre Knie weich wurden. Sie war schon den ganzen Tag so aufgeregt gewesen und hatte sich nicht wirklich gut gefühlt. Dann schoss ein heißer Schwall Rührei gemischt mit Kakao aus ihrem Bauch hoch in den Mund und zwang sie, die Lippen zu öffnen.
Völlig überrascht drehte sie den Kopf zu ihrer Mutter, presste die Hände auf ihren Bauch und kotzte ihr direkt auf die Schuhe. Das ging so schnell, dass Helene erst merkte was passiert war, als sie die vielen auf sich gerichteten Gesichter sah. Auweia.
„Helene! Das darf doch wohl nicht wahr sein! Gerade heute, bei der Einschulung!“ Angeekelt schaute Mama auf das gelbe Erbrochene und dann in die fassungslosen Augen ihres Mannes. “Und jetzt? Mein Gott, ist das peinlich!”
Helene hat gleich am ersten Schultag ein riesen Problem. Das fängt ja gut an! Wie geht die Geschichte weiter? Hast du eine Idee? Einen Vorschlag? Dann schreibe mir, ich entwickle die Story mit euren Ideen weiter.
Ein Hoch auf Oma – kann sie Helene retten?
Glücklicherweise war Oma nicht so zart besaitet und schnappte sich das versteinerte Kind samt Schultüte. Energisch schob sie das kleine Mädchen Richtung Schultoilette und drückte der immer noch sprachlosen Mutter die Einhorn Schultüte in die Hand. „Ich fand die Schule auch immer zum Kotzen„, flüsterte sie dabei, und irgendwie sah es aus, als ob sie lächelte.
Oma sagte, das sei die Aufregung bei der Einschulung. Wäre ja kein Wunder, da die ganze Familie schon seit Wochen über nichts anderes mehr geredet hätte. Als ob es nichts Wichtigeres als die Schule gäbe.
„Warte mal ab“, murmelte sie, „in ein paar Jahren verstehst du was ich meine. Die Schule macht eigentlich nur Spaß, wenn sie noch nicht begonnen hat. Oder wenn Ferien sind. Schulranzen kaufen, Geschenke kriegen, mit der Familie feiern und endlich aus dem Kindergarten rauskommen. Das ist ja auch alles super. Aber es wird nicht lange dauern, dann stöhnst du über das frühe Aufstehen, die vielen Klassenarbeiten, die schlechten Noten und die blöden Lehrer.“
Helene ist hin- und hergerissen, lügt Oma?
Helene sagte nichts dazu. Was sollte sie auch schon sagen? Sie hatte viel zu viel Angst, dass noch Reste vom Rührei aus ihrem Bauch den Ausgang suchten. Am liebsten wollte sie sofort wieder nach Hause und diesen ganzen Tag der Einschulung noch mal von vorne beginnen. Aber das ging natürlich nicht. Als Oma sie sauber gemacht und ihr das Gesicht gewaschen hatte, stupste sie sie energisch in ihren Klassenraum.
„Das haben jetzt sowieso alle gesehen und früher oder später musst du dadurch. Da kannst du auch gleich testen, wie es um dein Selbstbewusstsein bestellt ist. Stell dir einfach vor, die hatten auch alle heute Morgen die Hose voll und freuen sich jetzt, dass sie nicht gekotzt haben. Außerdem kennen dich jetzt alle. Das hat ja auch etwas Gutes für sich.“
Mit diesen Worten ließ sie Helene alleine und gesellte sich gut gelaunt zu Mama und Papa auf den Schulhof. Immerhin hatte sie sich gut unterhalten, dachte Helene, und sah ihr wehmütig nach.
Helene übersteht den ersten Tag, geradeso…
Dann hob sie den Kopf und schaute sich ihre neue Klasse an. Na klar, die konnten sich das Grinsen kaum verbeißen. Helene setzte sich auf den Platz, den die Lehrerin ihr zuwies. Dann wartete sie geduldig ab, bis die Begrüßung beendet war.
Sie wechselte kein Wort mit ihrem Tischnachbarn. Sie hörte auch nicht zu, sah sich die anderen Gesichter nicht an und interessierte sich nicht für die Bilder im Klassenraum.
Vom ersten Schultag bekam Helene nicht viel mit. Sie schaute die ganze Zeit auf die Erde, hatte Angst vor Mobbing und schämte sich. Wie hatte ihr das bloß passieren können? Helene wollte nur noch raus, von wegen Selbstbewusstsein.
Die Minuten vergingen unfassbar langsam, und als Helene schon dachte, sie müsse sich nun auch noch gleich in die Hose machen, durften die Kinder endlich auf den Schulhof stürmen. “Bis Morgen!” rief ihnen die neue Lehrerin hinterher. Oje, dachte Helene. Morgen bin ich hoffentlich krank.
Keine Pizza für Helene – das ist nicht gerecht!
Nach der Schule wurde gefeiert. Helenes Eltern hatten im Garten ein Zelt aufgebaut und beim Italiener Pizza für alle bestellt. Keiner sprach über das Missgeschick, aber Helene war sicher, dass jeder daran dachte. Außerdem entströmte Mamas Schuhen die ganze Zeit ein unangenehmer Geruch nach Rühreikakao mit altem Käse und sauren Gurken.
Weil sie „das arme Kind“ angeblich einen verdorbenen Magen hatte, durfte sie von der Pizza kein einziges Stück essen. Stattdessen bekam Helene eine Banane in die Hand gedrückt und durfte Tee trinken.
Traurig saß sie am Ende der langen Kaffeetafel und stellte sich vor, was der nächste Tag wohl bringen mochte, während alle fröhlich feierten. Würden die anderen Kinder sie auslachen? Würde sie überhaupt Freunde in der Schule finden. Ob ihre Kotz-Reste noch auf dem Schulhof lagen? Ja, diesen Tag hatte sie sich wirklich ganz anders vorgestellt.
Schreibe die Geschichte weiter
Hat dir die Geschichte gefallen? Sie ist natürlich erfunden, aber das ist ja das Schöne am Schreiben. Du kannst einfach eine ganz eigene Welt entstehen lassen – deiner Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Probiere es doch aus und schreibe die Geschichte von Helene weiter.