In Studien schnitt die Therapie mit homöopathischen Mitteln gut ab / Ärzte, Eltern und Kinder zufrieden / Berner Kollege empfiehlt Dauertherapie
NEU-ISENBURG (gwa). Eine Therapie mit Homöopathika kann Symptome wie Zappeligkeit bei Kindern mit Aufmerksamkeits-Defizit- Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS) lindern. Das ergab zum Beispiel eine Studie der Universität Bern.
Ein interdisziplinäres Team um Dr. Heiner Frei von der Universität Bern hatte 83 Kinder zwischen 6 und 16 Jahren in die Studie aufgenommen. Bei allen Kindern war nach neurologischen und psychologischen Untersuchungen die Diagnose ADHS gestellt worden.
Ein homöopathisch ausgebildeter Arzt bestimmte das jeweils für ein Kind passende Homöopathikum. Andere Medikamente waren nicht erlaubt.
62 Kinder sprachen auf die homöopathische Therapie an. Das Kriterium dafür war eine 50-prozentige Reduktion des Conners‘ Global Index (CGI) nach im Mittel fünf Monaten. Der CGI ist eine Skala, mit der zehn Kriterien wie Wutausbrüche, Schreianfälle, Frustrationstoleranz oder das Stören anderer Kinder erfasst werden. Pro Kriterium werden maximal drei Punkte vergeben: 0 Punkte bedeutet, das Symptom tritt nie auf, 3 Punkte bedeutet, es kommt sehr oft vor.
62 Kinder nahmen an der Placebo-kontrollierten Studie teil
Nun startete die eigentliche Placebo-kontrollierte Doppelblindstudie. Die 62 Kinder, die auf die Homöopathika angesprochen hatten, wurden den zwei Gruppen A und B zugeteilt. In diesen Gruppen wurden sie sechs Wochen behandelt und wechselten dann in die jeweils andere Gruppe. In welcher Gruppe sie Placebo oder das für sie passende Homöopathikum erhielten, wussten weder Kinder noch Eltern noch die behandelnden Ärzte. Anschließend erhielten alle Kinder ihr Homöopathikum (Eur J Pediatr 164, 2005, 758).
Während und nach Studienende hatte sich der CGI unter homöopathischer Therapie signifikant im Vergleich zu Placebo reduziert – im Mittel um 12 Punkte von 19 auf 7 Punkte (das entspricht 63 Prozent).
Ein starkes Ergebnis. Warum ist Homöopathie bei ADHS dann eher wenig verbreitet?
Das liege einmal daran, dass es dauere, bis die Therapie anspreche, und dass diese Therapie nicht in Notfallsituationen geeignet sei, so die Kollegen aus Bern. Zum anderen sei es wichtig, dass Eltern die Symptome ihrer Kinder akkurat erfassen und dem Homöopathen mitteilen. Und das sei nicht einfach. Doch nur dann kann das jeweils passende Mittel gefunden werden.
Homöopathische Mittel, die häufig bei ADHS verordnet werden, sind nach Freis Angaben vor allem Calcium carbonicum, Lycopodium und Sulfur. Aber etwa auch Belladonna, Causticum, Chamomilla, Ignatia, Nux vomica, Phosphor oder Silicea werden genutzt. Wichtig ist eine Dauertherapie, wie Frei betont.
Komplexmittel zielt auf typische ADHS-Symptome
Ein auf ADHS abgestimmtes Komplexmittel ist Zappelin® (erstattungsfähig bis zum vollendeten 12. Lebensjahr). Es enthält etwa Chamomilla, Kalium phosphoricum und Valeriana. Die Wirkung wurde in einer Kohortenstudie mit 355 ADHS-Kindern mit der von Methylphenidat verglichen. Die Kinder nahmen täglich im Mittel 30 Globuli oder 10 bis 40 mg Methylphenidat ein.
Nach 12-wöchiger Therapie prüften die Studienärzte den klinischen Gesamteindruck. Ein „viel besser“ oder „sehr viel besser“ im Vergleich zum Behandlungsbeginn wurde bei gut 47 Prozent der Kinder in der Komplexmittel-Gruppe festgestellt, in der Methylphenidat-Gruppe bei knapp 78 Prozent der Kinder. Knapp 70 Prozent der Kinder in der Komplexmittel-Gruppe schätzten ihren Zustand mit „gut“ oder „sehr gut“ ein (knapp 74 Prozent in der Kontroll-Gruppe).
Ausgleichende Kombinationen bei Erregungszuständen
Ein anderes Komplexmittel, Damiana Pentarkan®S, wird etwa bei nervösen Spannungszuständen, Konzentrationsmangel und Gedächtnisschwäche genutzt. Das Präparat enthält auch Ginseng-Wurzel in homöopathischer Zubereitung.
Stramonium Pentarkan® wird bei nervösen Schlafstörungen verordnet, die durch seelische Erregungszustände ausgelöst und von innerer Unruhe und Angst begleitet werden. Um Kindern die Einnahme zu erleichtern, können die Tabletten in Wasser aufgelöst werden.