Es scheint keinen Weg mehr daran vorbeizugehen, die Zeit der Verbrennungsmotoren läuft langsam ab. Nachdem Tesla den Anfang gemacht hat, das E-Auto salonfähig zu machen, folgen nach schleppendem Anlauf nun auch die meisten anderen Automarken mit eigenen E-Autofamilien oder Hybriden. Endlich, so scheint es, haben auch die Chefs der großen Marken begriffen, dass es sich lohnt, auf die Nachfrage der Kundschaft zu reagieren und dem Zeitgeist gerecht zu werden.
Tesla macht es bereits vor, obwohl der Konzern zuletzt durch Lieferverzögerungen und andere Probleme rote Zahlen schrieb. Der Konzern setzt seit seinem Beginn einzig auf die E-Auto-Idee. Andere Konzerne scheuten sich bislang davor. So wurden bis vor Kurzem nur einzelne E-Modelle oder gar Hybriden von VW, BMW und Co. entwickelt. Das wird sich jetzt jedoch ändern. Denn ausgerechnet der Dinosaurier unter den Automarken, der bislang in seiner CO2-Bilanz besonders negativ aufgefallen ist, hat sich nun dazu entschlossen, den ganzen Weg zu gehen.
Jaguar, der britische Automobilhersteller, bekannt für Luxuslimousinen für die reiche Bevölkerung, hat sich aufgemacht, All-in zu gehen. Der Konzern, der mittlerweile in Jaguar Land Rover Limited umfirmiert wurde und zum indischen Autohersteller Tata Motors gehört, wird nicht mehr länger Verbrennungsmotoren herstellen. Ab 2025 wird Jaguar nur noch E-Autos produzieren und damit als erste herkömmliche Automarke zur reinen E-Automarke.
Neue Strategie für den angeschlagenen Hersteller
Bislang war es nur einer reichen Klientel vorbehalten, einen Jaguar zu kaufen. Die vor allem durch sportliche Eleganz bekannte Marke stellte zunächst Luxussportwagen her. Wer träumt nicht davon, eines dieser eleganten Autos zu fahren. Mit dem C-X75 hatte die Marke zuletzt sogar in einem James-Bond-Film einen rasanten Auftritt. Doch Durchschnittsmenschen können sich auch heute einen Jaguar nur leisten, wenn Sie gratis von einem Online Casino Bonus ohne Einzahlung Gebrauch machen. Denn es bedarf schon gehörig viel Glück am Roulettetisch, um aus dem Stegreif für über 100.000€ eines der Jaguar Modelle zu erstehen.
Als Jaguar sich mit Land Rover zusammenschloss, verließ die Marke jedoch das Sportwagenmilieu und setzte zunehmend auf SUVs. Diese Entscheidung brachte aber nur für kurze Zeit Erfolg. Der CEO von Jaguar, Thierry Bolloré, zuvor Chef von Renault, stellte am 15.02.2021 daher in einer Pressekonferenz das neue Firmenkonzept vor. Zuletzt hat die Marke starke Verkaufsrückgänge verzeichnet. Besonders die SUV-Verkaufszahlen der Marke Jaguar Land Rover brachen in den letzten Jahren um mehr als 20% ein.
Die Käuferschaft reagierte damit auf immer lauter werdende Kritik an SUVs, die als ungelenke Benzinfresser und Abgasfabriken mittlerweile teils verpönt sind. Die Negativpresse zu SUVs, das steigende ökologische Gewissen und die Sexyness von Teslas Luxusautos forderten Tribut. Denn besonders Tesla macht Jaguar Konkurrenz. Der Konzern hat mit einem Luxusauto angefangen und schnappte so Marken wie Jaguar die Kundschaft weg.
Ein Trend, der laut Thierry Bolloré nicht mehr abreißen wird, da andere Marken mit gleichem Prinzip folgen, es sei denn, Jaguar stellt sich aktiv dagegen. So ist das Konzept kühn, aber vermutlich der einzige Weg, um langfristig auf dem Markt bestehen zu können.
So sieht Jaguars Zukunft aus
Wer die Modelle der letzten Jahre aus dem Hause kennt, der erinnert sich vermutlich vor allem an ihre wuchtige Front und geräumige Innenräume. Längst ist Jaguar nicht mehr als Sportwagenhersteller bekannt, sondern steht für Luxuslimousinen. Das Prinzip größer, breiter, höher bleibt auch weiterhin im Design der neuen E-Autos erhalten. Denn die Kundschaft will auch bei einem E-Auto nicht auf den Komfort eines SUVs verzichten. Jaguars neue E-Modelle folgen diesem Design. So ist der J-Pace ein E-SUV, der 2022 auf den Markt kommen soll und damit die neue Flotte einläuten wird.
Das Design erinnert dabei eher an Consumer-Autos von Ford als einem eigenen Stil. Abgesehen vom Kühlergrill und der leicht abgeflachten Front ist nur wenig signifikantes zu den neuen E-Modellen zu sagen. Der böse Blick der Frontscheinwerfer sorgt dabei nur ein wenig für Charakter. Auch wenn das Design hierbei nicht jeden überzeugen wird, kann der Inhalt des Autos es vielleicht doch tun. Denn neben den neuen Karosserien verfolgt der Konzern auch in Zukunft die Entwicklung eines eigenen Antriebs.
Neuentwicklungen aus eigenem Haus
Ab 2023 soll der Brennstoffantrieb, der im sogenannten “Project Zeus” entwickelt wird, dann in zunächst schweren SUVs eingebaut werden. Ein Leichtbau-Chassis für weitere Autos ist ebenfalls in Entwicklung. Damit versucht die Marke, eigene Wege zu gehen. Ein Unterfangen, dass gerade kleine Automarken im Bereich der Elektromobilität bisher zurückwarf. Denn die Entwicklung eigener Antriebe kostet sehr viel Geld. Während Marken wie Bentley unter dem VW-Konzern mit von dort produzierten Entwicklungen versorgt werden, haben es kleine Marken wie Lamborghini oder Bugatti sehr schwer.
Bei den Traditionsherstellern aus Italien ist die Umstellung auf E-Motoren vor allem ein Kostenfaktor. Branchenexperten rechnen daher mit einer Ausdünnung des Automarktes auf E-Autos. Denn wer jetzt den Anschluss nicht schafft, wird auf Dauer vom Markt gefegt. Jaguar will diesem Ende mit seiner Strategie zuvorkommen. Dass man dabei auf den Mutterkonzern Tata Motors bauen kann, der dazu die nötige Finanzierung liefern muss, wird dabei ein entscheidender Vorteil sein.
Lieferverzögerungen durch Pandemie und Brexit
Wie viele britische Unternehmen hat auch Jaguar derzeit mit Lieferverzögerungen zu kämpfen. Da die Produktion des Herstellers in Birmingham sitzt, ist sie von den Auswirkungen des Brexits und der Pandemie stark betroffen. Anfang 2021 wurde außerdem ein schwerer Ausbruch von Covid-19 im Werk bekannt, so dass die Förderbänder erneut stillgelegt werden mussten. Hinzu kommen die Zulieferfirmen, die ebenfalls vom Lockdown betroffen sind.
Doch auch der Brexit ist eine schwere Last für JLR. Da hier bislang noch verhandelt wird, wie in Zukunft mit ausländischen Zulieferbetrieben umgegangen werden soll, herrscht bei den Investitionen derzeit noch Zurückhaltung. Blickt man auf andere Firmen wie Honda oder Ford, haben diese bereits ihren Rückzug aus Großbritannien vollzogen. Die Konsequenz sind Werksschließungen und Entlassungen.
Jaguar hingegen hat nun verkündet, sein Werk Castle Bromwich in Birmingham mit einem Volumen von über 1,1 Milliarden Britischen Pfund in ein E-Auto-Produktionszentrum umzubauen. Der Standort soll vorerst erhalten bleiben und wie man damit sieht, sogar ausgebaut werden. Damit ist Jaguar zur Schlüsselfigur der britischen Automobilindustrie geworden. Ob das über die Zeit nach der Abkoppelung der EU auch so bleibt, liegt jedoch derzeit noch in der Zukunft.
Bisher haben die Lieferverzögerungen durch Pandemie und Brexit jedoch erneut zu Umsatzeinbußen geführt, die dem bereits angeschlagenen Konzern vorerst den Wind aus den Elektrosegeln nehmen werden.