Warum sind Leseziele so wichtig? Immer wenn ich mit Grundschullehrern der dritten oder vierten Klasse spreche, kommt früher oder später das Thema Lesen auf den Tisch. Alle Lehrkräfte sind sich einig, dass ihre Schüler längst nicht mehr so flüssig und schnell lesen wie früher. Auch das Verstehen der Texte bereitet ihnen zunehmend Schwierigkeiten. Außerdem verringert sich die Konzentrationsfähigkeit und die Lust am Lesen geht generell zurück. Das ist nicht gut, denn schnelles und sinnerfassendes Lesen ist eine Kernkompetenz für Erfolg. Wie gut liest dein Kind? Machehier den kostenlosen Lesetest [weiter zum Lesetest].
Lesefähigkeit im Sinkflug
Was die Lehrerinnen und Lehrer besonders besorgt, sind die Auswirkungen der sinkenden Lesefähigkeit auf den Bildungserfolg. Immer mehr Studien belegen, dass dieser signifikant mit der Lesekompetenz zusammenhängt. Das bedeutet, wer wenig und schlecht liest, hat auch schlechtere Erfolgsaussichten in Schule und Beruf. Es macht also Sinn, sich Leseziele zu setzen.
Manche Kinder brauchen wirklich lange, bis sie herausfinden, dass Lesen richtig Spaß machen kann. Die mühsame Zeit des langsamen Lesens, das stolpernde Entschlüsseln von längeren Wörtern und das Erfassen des Sinnes hinter den Buchstaben kann dauern. Nur gut, wenn du deinem Kind dann geduldig und kreativ dabei hilfst, ein sicherer Leser zu werden. Deine Unterstützung und Vorbildfunktion sind beim Lesen gar nicht stark genug zu betonen.
Eltern sind und waren die Vorbilder
Vielen Eltern ist gar nicht bewusst, wie stark ihr Vorbildverhalten die Lesemotivation ihres Kindes beeinflusst. Und ganz klassisch ist der Einfluss von lesenden Müttern auf ihre Töchter ebenso stark wie der Einfluss von lesenden Vätern auf ihre Söhne. Doch leider lesen nach wie vor mehr Frauen als Männer, sodass Jungen oft das Vorbild für ihre Leseziele fehlt. Für die Lesekompetenz von Schülern ist das natürlich dramatisch. Diese Entwicklung zeigen viele Untersuchungen auf, sie ist weder strittig noch erstaunlich.
Lesende Jungen – noch immer nicht sooo häufig
Männer und Jungen sind häufig keine begeisterten Leser. Viel lieber beschäftigen sie sich mit ihrem Körper, indem sie sich bewegen, in Wettkämpfen auspowern oder etwas mit ihren Händen gestalten. Jungen brauchen also mehr Anleitung als Mädchen, um das Lesen zu erlernen und Spaß daran zu finden. Sind die ersten Hürden erst einmal geschafft, sind Jungen im Lesen genauso gut und schnell wie Mädchen.
Dass sich die Interessen voneinander unterscheiden, ist dabei kein Nachteil. Alle Kinder und Jugendlichen beschäftigen sich gerne mit Themen, die ihnen in ihrem Leben wichtig sind. In erster Linie sind das natürlich die Hobbys. Da immer noch mehr Jungen Fußball spielen als Mädchen, sind Fußball Bücher bei Jungen sehr beliebt. Und immer noch sieht es auch mit dem Reiten so aus. Mädchen lieben Pferde und deshalb lesen sie auch Pferdebücher.
Lesen entwickelt sich in Stufen
Beim Lesen geht es um ein schrittweises Herantasten an die Welt der Buchstaben, Silben, Wörter und Sätze. Es ist also gar nicht so schwer herauszufinden, auf welcher Stufe des Lesens sich dein Kind befindet. Die Herausforderung besteht darin genau den Punkt zu entdecken, an dem ein Kind bereits Gelerntes mit Neuem verbinden kann. Es braucht eine Herausforderung aber auch ein Erfolgserlebnis. Wähle also Bücher und Texte aus, die dein Kind ohne allzu große Mühe lesen kann. Dabei ist es völlig gleichgültig, ob das Buch Alters angemessen ist oder nicht. Es kommt nur auf die Lesestufe deines Kindes an.
Das sind typische Lesefehler
- Verrutschen in der Zeile
- Verwechslung von Buchstaben
- Probleme beim Zusammenziehen von Silben
- Lesen des Wortanfangs und dann raten vom Rest
- sehr langsames Lesen
- keinerlei Ausdauer beim Lesen
- kein Verständnis des gelesenen Textes (mechanisches Lesen)
Wenn du erst weißt, welche Fehler dein Kind macht, kannst du gezielt gegensteuern. Such dir die passenden Übungen aus und trainiere genau an diesem Punkt. Achte darauf, dein Kind nicht zu überfordern. Übe regelmäßig, aber immer nur in kurzen Häppchen. Wenn du es schaffst, mit deinem Kind jeden Tag 10 Minuten an seiner Leistungsgrenze zu üben, wird es mit Sicherheit bald besser werden.
Egal was – Lesen ist gut
Letztlich ist es aber ganz egal, was ein Kind liest. In der Grundschule ist das Ziel flüssig und sinnentnehmend lesen zu lernen. Und zwar mit einem gewissen Tempo. In der weiterführenden Schule wird dann erwartet, dass die Kinder und Jugendlichen Texte schnell und problemlos erfassen können, um die darin enthaltenen Aufgaben zu lösen. Wer also schon beim Lesen Schwierigkeiten hat, kommt gar nicht so weit, sein Wissen beweisen zu können.
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Die Lesekompetenz entscheidet (auch) über die Schullaufbahn
Die vierte Klasse ist ein Wendepunkt im Leben eines Schulkindes. Mit dem Halbjahreszeugnis entscheidet sich, welche Schulform der Schüler im nächsten Schuljahr besuchen wird (ausgenommen Berlin und Brandenburg mit sechs Grundschulklassen). Leseschwache Kinder werden im Gymnasium größte Probleme bekommen. Häufig kommen sie allerdings gar nicht so weit. Wer nicht gut liest, versteht weder Texte noch Textaufgaben, und erhält in der Regel keine Gymnasial- Empfehlung.
Es macht also durchaus Sinn, schon ab der ersten Klasse das Interesse des eigenen Kindes für geschriebene Texte zu wecken. Das geht natürlich auf vielerlei Art und Weisen. Diesem Artikel auf der Internetseite www.reimann-hoehn.de gibt es eine große Auflistung von Methoden, die das Lesen bei Kindern unterstützen. Da ist für jedes Alter etwas dabei, sehen Sie sich diese Liste auf jeden Fall einmal an. Ich bin sicher, hier findest du etwas, was auch dein Kind begeistern wird.
- Lies anfangs gemeinsam mit deinem Kind das gleiche Buch.
- Lass dich etwas vorlesen, oder lest euch gegenseitig etwas vor.
- Geht in Buchhandlungen und stöbert nach tollen Büchern.
- Wenn dein Kind selbst ständig liest, könnt ihr Lesestunden einführen. Kuschelt euch aufs Sofa und lest verschiedene Bücher. Nach einer halben Stunde könnt ihr euch vom jeweiligen Buch etwas erzählen.
- Sprecht in der Familie über die Bücher, die jeder gerade liest. Tauscht einfach eure Ideen aus und beginnt auch ruhig damit, Bücher zu kritisieren. So erkennt dein Kind, was es mag und was es nicht so gerne liest.
Diese Leseziele sollten Kinder am Ende der vierten Klasse erreicht haben
1. Lesestoff strukturieren
Satzzeichen beachten | Nutzt es die Strukturierungshilfe der Satzzeichen? |
Sprechpausen machen |
Liest ist es den Text beim laut Lesen mit Sprechpausen an den richtigen Stellen? |
Sinneinheiten erkennen | Kann dein Kind den gelesenen Text in Sinnabschnitte einteilen? Einleitung, Hauptteil und Schluss. |
2. Sinn verstehen
sinnerfassend lesen | Versteht dein Kind, was es liest? Kann es Fragen zum Text beantworten? |
Sinnstützen anwenden | Unterstreicht oder markiert dein Kind wichtige Passagen, um den gesamten Text besser zu verstehen? |
Schlüsselwörter erkennen |
Kann es für den Text wichtige Schlüsselwörter zum Verständnis nutzen? |
3. verschiedene Textarten lesen und verstehen
Handlungsanweisungen lesen | Ist es in der Lage ein Rezept, eine Bauanleitung oder eine Wegbeschreibung nach dem Lesen umzusetzen? |
regionale Texte lesen | Kann dein Kind auch Texte lesen, die mit regionalem oder mundartlichem Wortschatz arbeiten? |
in versch. Medien lesen | Liest und versteht dein Kind auch Texte in Zeitungen, in E-Books oder im Internet? |
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4. Lesehilfen kennen und anwenden
Lesestrategien anwenden, z.B. |
· … Fragen zum Text stellen. · … Vermutungen äußern, wie die Geschichte weitergehen könnte. · … Vorwissen für den aktuellen Text nutzen. |
versch. Lesetechniken anwenden, z.B. |
· …sich an Überschriften orientieren. · …den Text überfliegen. · …gezielt nach wichtigen Informationen suchen. |
Zusatzinformationen nutzen |
· … Bildunterschriften · … Klappentext |
Lesen heißt auch verstehen
Diese Fähigkeiten gehen weit über das reine Handwerk des Lesens hinaus. Leider gibt es immer noch genug Schulabgänger, die als so genannte funktionale Analphabeten ins Leben starten. Sie können zwar alle Buchstaben und können auch einfache Wörter und Texte lesen, der Sinnzusammenhang des Gelesenen erschließt sich Ihnen jedoch nicht. Für den Leseanfänger ist das noch ein normaler Entwicklungsschritt, für den Schulabgänger jedoch eine Katastrophe.
7 Schritte zur Lesekompetenz
- Denke über die Überschrift nach! Dein Kind soll vor dem eigentlichen Lesen erst einmal nachdenken und sich verdeutlichen, auf welchen Inhalt die Überschrift hinweisen könnte.
- Kläre alle unbekannten Wörter und Begriffe! Beim Lesen eines Textes muss dein Kind zunächst einmal klären, ob es alle verwendeten Begriffe kennt. Häufig, aber nicht immer, verhindern unbekannte Wörter im Text, dass ein Kind versteht, worum es geht.
- Finde die Signalwörter! Besonders in Sachtexten gibt es Begriffe oder Wörter, die sehr hilfreich für das Textverständnis sind. Diese Signalwörter kann dein Kind farbig markieren.
- Bilde Zwischenüberschriften! Bei längeren Texten ist es sehr hilfreich, diese noch einmal in kleinere Abschnitte zu unterteilen. Am besten gelingt das mit aussagekräftigen Zwischenüberschriften.
- Fasse den Text kurz zusammen! Nach dem ersten Lesen soll dein Kind versuchen, die wichtigsten Aussagen des Textes mit eigenen Worten wiederzugeben. Dabei wird schnell deutlich, wo noch Verständnislücken sind.
- Beantworte die 6 W-Fragen! Nach dem ersten oder auch zweiten Lesen sollte dein Kind in der Lage sein, die folgenden Fragen zu beantworten:
- Was ist passiert?
- Wann ist es passiert?
- Wo ist es passiert?
- Wem ist es passiert?
- Warum ist es passiert?
- Wie ist es passiert?
- Erkläre die Bilder! Oft unterstreichen Fotos oder Bilder wichtige Informationen, die im Text vermittelt werden. Es lohnt sich, alle Bilder, Grafiken oder Zeichnungen genau anzusehen und zu erklären. Durch das Besprechen der visuellen Elemente können zusätzliche Informationen gewonnen und das Textverständnis vertieft werden. Dieser Ansatz fördert nicht nur das Leseverständnis, sondern auch die Fähigkeit, Informationen aus verschiedenen Quellen zu kombinieren und zu interpretieren.