In vielen Experimenten und Langzeituntersuchungen wird immer wieder untersucht, worin sich Jungen und Mädchen unterscheiden. Die Ergebnisse sind spannend und wirken sich auf den Umgang miteinander und auf das Lernen aus. Es geht um die Konzentration auf den visuellen Kanal bei den Jungen. Als Mutter zweier Söhne mit vielen Jungen-Freunden kann ich die Ergebnisse der Wissenschaft bestätigen, auch wenn meine kleine „Zielgruppe“ nicht repräsentativ ist.
Schon bei Säuglingen fällt auf, dass sich Jungen und Mädchen unterschiedlich verhalten. Während die Jungen mehrheitlich das Geschehen im Raum beobachten und sich besonders für bewegliche, große und mächtige Dinge interessieren, fixieren die kleinen Mädchen eher das Gesicht von Mama oder Papa. Dieses frühe Verhalten verändert sich später kaum.
Mädchen reden und hören zu – eigentlich ständig
Kleine Mädchen orientieren sich sehr stark an ihren Bezugspersonen. Sie interagieren, interpretieren Gesichtsausdrücke und den Sprachmodus, sie suchen die körperliche Nähe. Das machen sie auch dann noch, wenn sie älter werden. Allerdings verändert sich ihr Radius und sie wenden dieses Verhalten nun auch auf andere Personen an, zum Beispiel bei Freundinnen. Experimente mit Schulkindern zeigen, dass Mädchen sich schon ab der ersten Klasse ausgiebig unterhalten, sich gegenseitig zuhören, trösten und Ratschläge geben.
Jungen „scannen“ ihre Umgebung für den visuellen Kanal
Kleine Jungen zeigen ein anderes Verhalten. Sie suchen mit ihren Augen ständig den Raum ab und bleiben an Dingen hängen, die groß, laut und auffallend sind. Jungen lieben Autos, LKWs, Flugzeuge, Kräne, Feuerwehrautos und Motorräder. An diesen gewaltigen Dingen können sich ihre Augen festklammern, sodass sie sich sicher fühlen. Das Reden mit anderen interessiert sie hingegen kaum, daher trainieren sie es auch nicht. Kein Wunder, dass sie auch später noch wortkarg wirken und oft keine Lust auf lange Gespräche haben. Noch in der 6. Klasse können Jungen sich im Gespräch wenig auf andere einlassen, stellen kaum Fragen und vermeiden es, über persönliche Erfahrungen zu sprechen.
Viele Jungen zeigen kein Interesse an Befindlichkeiten anderer
In Experimenten (z.B. Deborah Tannen, Soziolinguistin aus USA) haben sich die Mehrzahl der Jungen weder in der 2. noch in der 6. Klasse irgendetwas zu sagen. Werden sie zum Reden gezwungen, so unterhalten sie sich nur über Dinge, die sie gemeinsam tun können (Fußballspielen, Fahrradfahren, um die Wette rennen). Sie sprechen nicht über persönliche Erfahrungen, Fragen den anderen nicht nach seinem Befinden, interessieren sich nicht für Probleme oder deren Lösung. Erst in der 10. Klasse ändert, bzw. verbessert sich die Kommunikationsfähigkeit der Jungen.
Experiment einer Lehrerin mit 10jährigen: Schreibt einen Aufsatz zum Thema: „Meine Mutter und ich“
Die meisten Jungen haben diesen Aufsatz wie einen Terminkalender gestaltet. Sie haben ausführlich beschrieben, was sie wann mit ihrer Mutter gemacht haben. Aussagen über das persönliche Verhältnis zueinander fanden bei den Jungen nicht statt. Die Mädchen hingegen haben fast nur über die persönliche Beziehung ihrer Mutter zu ihnen selbst oder zu anderen geschrieben.
Was bedeutet das für die Kommunikation zwischen Eltern und ihren Söhnen?
Wenn Eltern wissen, dass sie ihren Sohn mit Worten nur schwer erreichen, können sie sich viel unnötigen Ärger sparen. Besonders in der Pubertät ist es sinnvoll, die Kommunikation mit seinen Kindern so effektiv wie möglich zu gestalten. Die Heranwachsenden haben sowieso wenig Lust sich mit ihren Eltern zu unterhalten. In den wenigen Momenten, wo sie aufnahmefähig und gesprächsbereit sind, müssen die Informationen punktgenau sitzen. Das geht bei den meisten Jungen am besten über den visuellen Kanal.
- Lange Begründungen von Entscheidungen sind kontraproduktiv
Wenn Sie Ihrem Sohn eine Entscheidung „verkaufen“ möchten, beispielsweise dass er um 23:00 Uhr zu Hause sein muss, brauchen Sie sich mit langen Erklärungen gar nicht erst aufzuhalten. Ihr Sohn will in der Regel nicht wissen, wie Sie zu dieser Entscheidung gekommen sind. Und er ist sowieso dagegen. Teilen Sie am besten klar und deutlich mit, worum es geht. Hat er Diskussionsbedarf, wird er das schon sagen.
Beispiel: „Du gehst heute mit deinen Freunden ins Kino? Um 23:00 Uhr musst du zu Hause sein.“
- Ein Bild ist oft besser als eine lange Erklärung
Fast alle Jugendlichen müssen sich an Familienaufgaben beteiligen. Das ist aus vielen Gründen wichtig, auch wenn die Jugendlichen das nicht immer einsehen. Hat er eine Aufgabe zugeteilt bekommen, beispielsweise den Rasen zu mähen, kleben Sie ihm einfach einen Zettel an die Zimmertür. So sprechen Sie seinen visuellen Kanal an. Schreiben Sie keine Romane darauf, sondern versuchen Sie sich bildhaft auszudrücken, z.B. mit einem Foto eines Rasenmähers.
- So gelingt das Lernen über den visuellen Kanal
Optimal lernen bedeutet für viele Jungen, die Informationen über das Auge aufzunehmen. Besonders geeignet sind Lernvideos, wenn sie professionell, seriös und gut gemacht sind. Wir empfehlen die Kanäle lernfoerderung, Lehrer Schmidt oder musste wissen.
Vorteile vom Lernen mit Videos für Jungen
- Ihr Sohn muss nicht lesen, sondern nur zuhören.
- Die Informationen werden meistens grafisch sehr schön aufbereitet, sodass sie leicht verständlich sind.
- Manchmal präsentieren andere Jugendliche oder besonders sympathische Moderatoren die Lerninhalte, sodass die Motivation höher ist.
- Immer öfter treffen sich ganze Klassen in den Kommentarfunktionen der Videos, das verbindet.
- Ein Lern-Video kann so oft abgespielt werden, wie es nötig ist.
- Außerdem ist es zu jeder Tages- und Nachtzeit verfügbar.
Fazit: Nutzen Sie die Kraft der Bilder
In der Kommunikation mit Ihrem Teenager sollten Sie unbedingt berücksichtigen, dass Jungen schon entwicklungsbedingt weniger gesprächig sind als Mädchen. Ihr Schweigen ist also nicht böse gemeint oder als Abwehr zu interpretieren, sondern einfach Teil ihrer Persönlichkeit. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber für den überwiegenden Teil der männlichen Jugendlichen stimmt die Feststellung. Akzeptieren Sie es, wenn Ihr Sohn wortkarg ist, und stellen Sie sich auf seine Art der Kommunikation ein, indem Sie den visuellen Kanal ansprechen.