Erwartet Ihr Kind ein schlechtes Zwischenzeugnis? Ganz so demotiviert und nervös wie vor den Sommerferien wird es nicht sein, aber trotzdem geben die Noten einen Überblick auf seine Leistungen. Die könnten oft besser sein, denken viele Eltern. Doch kein Grund zur Sorge! Die Beurteilungen im Halbjahreszeugnis sind als Richtlinie gedacht, an der sich Ihr Kind zu besseren Leistungen hangeln kann. Schulzeugnisse sind so eine Sache und nicht immer motivierend – drehen Sie den Spieß doch einmal um (siehe Ende des Beitrages).
Schlechtes Halbjahreszeugnis – so reagieren Sie auf miese Noten sinnvoll
Im Zeugnis werden die Leistungen des vergangenen halben Jahres dokumentiert. Es dient als Information über den aktuellen Leistungsstand Ihres Kindes und als Richtlinie für die kommenden Monate bis zum Abschlusszeugnis im Sommer.
Obwohl das Halbjahreszeugnis längst nicht so viel Gewicht wie das Abschlusszeugnis hat, sind manche Familien davon regelrecht „geschockt“. Grund dafür ist oft, dass schlechte Noten bis hin zur Fünf im Halbjahreszeugnis nicht angekündigt werden müssen.
Das sieht bei einem versetzungsrelevanten Zeugnis ganz anders aus, hier müssen die Eltern im Vorfeld schriftlich mit dem sogenannten Blauen Brief informiert werden. Diese Regelung ist nicht glücklich, aber legal.
Die Fünf im Halbjahreszeugnis kann überraschend kommen
Anders als im Versetzungszeugnis zum Ende des Schuljahres gibt es im Schulrecht für das Halbjahreszeugnis keine allgemeine Ankündigungspflicht für mangelhafte Leistungen. Es ist also völlig legitim, wenn eine Fünf auf dem Zeugnis erscheint, ohne dass die Eltern vorher durch einen Blauen Brief schriftlich benachrichtigt wurden.
Moralisch korrekt ist es aber nicht. LehrerInnen, die einen guten Kontakt zu den Eltern ihrer Schüler pflegen, haben diese bereits über die Note informiert. Ein schlechtes Halbjahreszeugnis dürfte also eigentlich keine Überraschung sein.
Eigentlich! Für Kinder ist es allerdings auf jeden Fall unerfreulich.
Kein Kind möchte schlecht sein, das können Sie nutzen
Schülerinnen und Schüler sind nach wie vor sehr fixiert auf Noten, denn an nichts anderem wird ihre Leistung in der Schule gemessen. Da können Eltern und Lehrkräfte noch so oft betonen, dass die Anstrengung nicht das Ergebnis zählt, eine schlechte Note ist immer frustrierend. Und sie hat auch Einfluss
- Einfluss auf die Motivation der Schülerinnen und Schüler
- Einfluss auf die Haltung der Lehrerinnen und Lehrer auf ihre Klasse
- Einfluss auf das Lernverhalten der kommenden Monate
- Einfluss auf die Zukunftsplanung bezüglich des Schulabschlusses
- Einfluss auf das Erziehungsverhalten der Eltern, denn auch diese können sich von einem Gefühl der Enttäuschung bei schlechten Noten oft nicht freimachen
Es ist also keine Überraschung, dass Schülerinnen und Schüler aufgrund von erwarteten oder unerwarteten schlechten Noten im Halbjahreszeugnis sehr enttäuscht sein können. Dieses Gefühl gilt es ernst zu nehmen und wenn möglich langsam wieder aufzulösen.
Eltern können das Prinzip Schule nicht verändern
Natürlich müssen sich Eltern darüber im Klaren sein, dass sie das Reglement der Schulleistungsbewertung nicht verändern werden können. Aber sie können das Verhältnis zu ihrem Kind, und das Verhältnis ihres Kindes zum Lernen und zur Schule, positiv beeinflussen. Das gelingt, indem das Selbstwertgefühl des Kindes gestärkt wird. Nur wer eine hohe Frustrationstoleranz hat und auch mit Misserfolgen gut umgehen kann, wird die Kraft aufbringen, trotz schlechter Noten weiter motiviert und intensiv zu lernen.
Schülerinnen und Schüler müssen nach und nach lernen, dass ihr Leben aus verschiedenen Bereichen besteht, in denen sie unterschiedliche Leistungen erbringen können und dürfen. Das ist einmal der Leistungsbereich, dann der ganze soziale Bereich mit Freundschaften und Hobbys und natürlich auch die Familie. Es ist durchaus möglich, dass ein Kind schlecht in Mathematik ist, aber trotzdem schneller als der Rest der Klasse laufen kann.
Schamil ist ein Sprachgenie, aber…
Der 13-jährige Schamil geht in die achte Klasse eines Gymnasiums. Er spricht bereits vier Sprachen fließend. Seine Eltern sind aus Syrien, er spricht fließend Deutsch, Englisch und ziemlich gut Französisch. Die Sprachen fliegen einfach so zu, davon profitiert er auch in der Schule. Leider sieht es im Bereich der Mathematik oder der Naturwissenschaften nicht so gut aus. Obwohl Schamil sogar Nachhilfe in Mathematik hat und auch für Chemie regelmäßig lernt, bildet sich das in seinen Noten nicht ab. Meistens ist der froh, wenn er die Klassenarbeiten einigermaßen versteht und ein vier bekommt. Daher wundert er sich auch nicht, dass die Zeugnisnote ebenfalls nicht berauschend ist. Schamils Eltern hingegen leiden für ihren Sohn mit. Sie finden es ungerecht, dass der sprachliche Überflieger in der Schule dafür nicht genügend Anerkennung bekommt. Deshalb, und weil sie ihren Sohn gerne glücklich sehen, schreiben Sie ihm zweimal im Jahr ein Familienzeugnis. Darin führen sie auf, was alles toll gelaufen ist, wie sich Schamil entwickelt hat, welche tollen Dinge er erlebt hat und wo er auf Probleme gut reagiert hat. Außerdem schreiben sie ihm natürlich, wie lieb sie ihn haben. So langsam sind diese zwischen Zeugnisse für den Jugendlichen etwas peinlich, zumindest zeigt er das nach außen. In Wirklichkeit aber ist der froh über den Rückhalt seiner Eltern und es gelingt ihm viel besser, schlechte Noten im Zwischenzeugnis oder im Halbjahreszeugnis zu verkraften. Er weiß ja, dass seine Eltern in ihm mehr sehen als die Note in Mathematik.
So kann ein alternatives Zwischenzeugnis aussehen
Wenn Ihr Kind also von der Schule nach Hause kommt und über sein Zeugnis frustriert ist, können Sie gegensteuern. Erwarten Sie es auf jeden Fall liebevoll, mit einer dicken Umarmung und vielleicht einem leckeren Essen. Das hebt die Laune schon einmal. Und dann präsentieren sie ihm noch ein alternatives Zwischenzeugnis, das die schlechten Noten des Schulzeugnisses ein bisschen abmildert. Das könnte zum Beispiel so aussehen.
So wird ein Zwischenzeugnis zum Hingucker.
Eine Fünf oder auch mehrere Vieren wirken auf GrundschülerInnen, aber auch auf ältere Jugendliche, sehr demotivierend. Die Kinder und Jugendlichen sind Fragen und Vorwürfen der Eltern ausgesetzt und wissen doch oft selber nicht, was eigentlich falsch gelaufen ist.
Vergleichen Sie Ihr Kind auf keinen Fall
Sie wissen ja selber ganz genau, dass Kinder unterschiedlich sind und auch Leistungen ganz unterschiedlich ausfallen können. Das hängt von den häuslichen Gegebenheiten ab, vom eigenen Arbeitsverhalten und natürlich auch von den intellektuellen Möglichkeiten. Ein Kind mit einem anderen zu vergleichen ist also kompletter Unsinn. Im besten Fall prallen solche Vergleiche ab, im
Auch der Vergleich mit den Mitschülern oder Geschwistern, die besser abgeschnitten haben, kann sehr verletzend sein. Schließlich hat das Kind trotz der schlechten Noten ein halbes Jahr lang versucht, in der Schule gute Leistungen zu erbringen. Das gibt manches Zwischenzeugnis nicht wieder.
Es hat die Arbeiten mitgeschrieben, die Hausaufgaben gemacht und sich bemüht, alles zu verstehen. Besonders jüngere Kinder leiden unter schlechten Noten. Diese Reaktion sollten Sie nicht noch verstärken. Aus Angst, Scham oder Druck kann keine Motivation erwachsen.
- wütend werden und Ihr Kind als dumm bezeichnen
- Strafen androhen, zum Beispiel Hausarrest oder Sportverbot
- mit den besseren Noten von Geschwistern oder Freunden vergleichen
- in Gegenwart des Kindes vor anderen schimpfen
Finden Sie die Problembereiche im Zwischenzeugnis und stellen Sie einen Lernplan auf
Ein schlechtes Halbjahreszeugnis ist ein Beleg dafür, dass irgendetwas im letzten Halbjahr nicht geklappt hat. Anstatt auf dem Ergebnis zu verharren und sich darüber zu ärgern, sollten Sie gemeinsam versuchen, die Probleme beim Lernen zu enttarnen.
Jetzt hat Ihr Kind ein halbes Jahr Zeit, seine Leistungslücken zu schließen und sich zu verbessern – eine große Chance. Doch dazu müssen Sie zunächst den Ursachen für die schlechten Noten auf die Spur kommen.
Dabei hilft ein schlechtes Zwischenzeugnis
- Gehen Sie gemeinsam alle Noten durch und klären Sie, ob es Unstimmigkeiten gibt. Manchmal machen auch Lehrer Fehler und berücksichtigen vielleicht gute Ergebnisse nicht oder verschreiben sich schlichtweg.
- Besprechen Sie nun die schlechten Ergebnisse eines nach dem anderen. Wie sieht Ihr Kind seine Leistungen? Interessiert es sich für das Fach nicht? Hat es Wissenslücken, die es aufholen kann? Kommt es mit dem Lehrer nicht zurecht? Benötigt es außerschulische Unterstützung? Kann es sich schlecht konzentrieren? Hat Ihr Kind Sorgen, die sein Lernverhalten beeinflussen?
- Holen Sie von den Lehrern zusätzliche Informationen ein, um die Ursachen der Noten zu verstehen. Häufig bekommen Sie auch Tipps, was Ihr Kind lernen und üben sollte, um sich zu verbessern.
- Wenn keine Fragen mehr offen sind, können Sie gemeinsam mit Ihrem Kind einen Lernplan aufstellen. Üben Sie jeden Wochentag 10 bis 15 Minuten zusätzlich zu den Hausaufgaben, um fehlendes Wissen zu ergänzen. Das kann beispielsweise die Arbeit mit einem Rechtschreibprogramm sein, wenn Ihr Kind besonders viele Rechtschreibfehler macht. Vielleicht ist auch eine Nachhilfe sinnvoll, um Lernlücken zu schließen.
Mein Tipp: Lernspiele helfen beim Besserwerden
Kinder lernen gerne und motiviert, wenn sie Spaß haben. Lernspiele sind eine gute Möglichkeiten, Defizite aufzuarbeiten. Lassen Sie Ihr Kind die Anleitungen selber lesen und erklären, so trainiert es seine Lesefähigkeiten.
Knobelaufgaben verbessern das Matheverständnis und TABU erweitert den Wortschatz. Alle Spiele sind gut für die Konzentration.
Der Renner in meiner lerntherapeutischen Praxis ist das Tatort Theater Spiel. Es ist gar nicht teuer und passt auch jetzt für die Ferien in jeden Koffer. Zahlreiche Aufgaben fordern und fördern Ihr Kind. So gelingt Logik trainieren im Urlaub, an Regentagen, im abendlichen Spiel mit den Eltern oder auch ganz alleine.
Dieses Prinzip haben sich auch die Smart Games zunutze gemacht. Ich verschenke sie gerne zum Abschluss einer Lerntherapie, damit die Kinder auch zu Hause weiterhin ihre Logik trainieren.