Ungerechte Zeugnisnoten? Jeder, der selber in die Schule gegangen ist, weiß, dass Noten nicht immer gerecht sind. Für Kinder ist diese Erfahrung allerdings neu und sie fühlen sich oft ungerecht behandelt.
Besonders dramatisch ist dies bei den Abschlusszeugnissen, die jetzt wieder bundesweit verteilt werden. Ein schlechtes Zeugnis kann die Ferien verderben – sollte es aber nicht.
Ungerechte Zeugnisnoten sind oft nicht leicht nachzuvollziehen
Nicht immer können Kinder ihre Leistungen beurteilen, und entscheiden, ob eine Benotung korrekt ist oder nicht. Sie verlieren den Gesamtzusammenhang der Arbeit aus dem Blick oder haben das Bewertungssystem nicht verstanden.
Das gelingt den Eltern meist besser, auch wenn sie nicht alle Hintergründe der Benotung kennen.Ohne eine Rücksprache mit dem Lehrer oder der Lehrerin können manche Noten nicht verstanden werden, sie wirken wie ungerechte Zeugnisnoten.
So können vermeintlich ungerechte Zeugnisnoten entstehen
- So kann beispielsweise in einer Mathematikarbeit eine Aufgabe durchaus Punkte bekommen, auch wenn sie letztlich nicht richtig gelöst wurde. Wurden richtige Zwischenschritte durchgeführt, wird dies positiv berücksichtigt.
- Bei einem Aufsatz, in einer Deutscharbeit, ist die Bewertung auch nicht einfach. Die Note setzt sich aus vielen Kriterien zusammen, die ein Kind nicht alle kennt. Ob ein Thema korrekt behandelt wurde, die Gliederung des Aufsatzes stimmt und auch die Schrift einigermaßen lesbar ist, zählt dazu.
- Recht übersichtlich ist die Bewertung eines Diktates, bei dem es um die Rechtschreibung oder die Grammatik geht. Aber auch hier können unterschiedliche Benotungen beispielsweise durch die Berücksichtigung von Doppelfehlern entstehen.
- Besonders schwierig wird es in den Fächern Sport, Musik, Sachkunde oder Religion. Hier hängt die Benotung in der Regel davon ab, welche Inhalte die Kinder im vorhergehenden Unterricht behandelt haben. Anhand der Schulhefte können Eltern den Unterricht zum Teil nachverfolgen, alle Themen sind dort jedoch nicht aufgeführt.
Ungerechte Zeugnisnoten: der Vergleich mit anderen Arbeiten hilft
In einem nächsten Schritt hilft der Vergleich mit der Arbeit des Freundes oder der Freundin, um die Benotung zu verstehen. Wenn jetzt immer noch Fragen offen sind, und ein Kind sich ungerecht benotet fühlt, führt nichts mehr an einem Gespräch mit der Lehrkraft vorbei.
Diese Unterhaltung sollte ein Kind jedoch nicht alleine führen, sondern in Begleitung eines Elternteils. Die umstrittene Arbeit gehört natürlich dazu, um ganz konkret die vermeintlichen Fehlbewertungen ansprechen und zeigen zu können. Notieren Sie sich für dieses Lehrergespräch den Zeitpunkt der Klassenarbeit, die speziellen Kritikpunkte an der Benotung, und nehmen Sie auch die Schulhefte Ihres Kindes unbedingt mit.
Vielleicht hat Ihr Kind an bestimmten Tagen gefehlt, und kommt daher wichtige Aufgaben der Klassenarbeit nicht lösen.
Noten haben ihre Bedeutung verändert
Im Laufe der letzten Jahre haben Noten für Kinder und ihre Eltern eine andere Bedeutung bekommen, ungerechte Zeugnisnoten werden als schlimmer als früher empfunden. War die Note drei früher noch durchaus akzeptabel, so bedeutet sie inzwischen den ersten Schritt in den Noten-Abgrund.
Immer wieder erlebe ich Kinder, die wegen einer 3 in Tränen ausbrechen und untröstlich sind. Sie suchen dann bewusst nach Möglichkeiten, diese Note noch zu verbessern. Viele Erklärungen, die diese Kinder anbringen, entbehren einer Grundlage. Da hilft es, die Bedeutung von Noten noch einmal ganz genau zu erklären.
Das bedeuten Schulnoten wirklich
- Sehr gut: Die Leistung entspricht den Anforderungen im besonderen Maße
- Gut: Die Leistung entspricht den Anforderungen voll
- Befriedigend: Die Leistung entspricht den Anforderungen im Allgemeinen
- Ausreichend: Die Leistung weist Mängel auf, entspricht den Anforderungen aber im Ganzen
- Mangelhaft: Die Leistung entspricht den Anforderungen nicht. Es lässt sich jedoch erkennen, dass die notwendigen Grundkenntnisse vorhanden sind und die Mängel in absehbarer Zeit behoben werden können
- Ungenügend: Die Leistung entspricht nicht den Anforderungen. Die notwendigen Grundkenntnisse sind nicht vorhanden und es ist nicht davon auszugehen, dass die Mängel in absehbarer Zeit behoben werden können.
Manchmal sind die Noten wirklich ungerecht
Wenn Ihnen die Lehrkraft nicht vermitteln kann, wie eine ungerechte Note entstanden ist, sollten Sie in einem Abschlusszeugnis auf eine Änderung drängen. Gerade im Zeugnis der 3. Klasse oder im 1. Halbjahr der 4. Klasse sind Noten wichtig )Berlin und Brandenburg nach der 6. Klasse).
Sie entscheiden über die Wahl der weiteren Schulzweiges, den Übertritt. Falls Sie sich mit dem Lehrer nicht einigen können, kann die Schulleitung hinzugezogen werden. Legen Sie schriftlich Beschwerde ein, möglichst noch während der Ferien. Oft ist eine Klärung erst nach den Ferien möglich.
Mit einer schriftlichen Beschwerde können Sie beruhigt abwarten. Im Extremfall können Sie sich auch beim Schulamt beschweren. Wägen Sie ab, was eine Beschwerde für Ihr Kind bedeutet.