Nach den Sommerferien gehen viele Jungen und Mädchen zum ersten Mal in die Schule. Bereits im Kindergarten oder in der Kindestagesstätte werden sie durch die Vorschule auf die neue Herausforderung vorbereitet.
Ohne Vorschule könnte es Probleme geben
Normalerweise. In diesem Jahr ist alles anders. Lukas, Lara, Jonas, Henry und Malte gehen seit Wochen nicht in den Kindergarten. Sie treffen keine Freunde, sie haben keinen Zugriff auf die abwechslungsreichen Materialien und üben auch den strukturierten Tagesablauf nicht ein. Das kann bei der Einschulung Probleme geben.
Diplompädagogin und Autorin Uta Reimann-Höhn ist besorgt, wenn sie über die Einschulung nachdenkt. Als Lerntherapeutin weiß sie genau, welche Fähigkeiten Kinder haben sollten, damit der Schulstart reibungslos gelingt. Diese Kompetenzen werden zu einem großen Teil im Kindergarten, und zwar in den Vorschulgruppen, vermittelt. Seit Wochen fällt diese Förderung jetzt schon aus. Außerdem ist es fraglich, ob Kindergarten-Kinder vor den Sommerferien überhaupt noch einmal professionell betreut werden können.
Diese Fähigkeiten sollten Kinder bei der Einschulung unter anderem haben
- soziale Kompetenzen, um sich in der großen Gruppe gut zurechtfinden zu können
- feinmotorische Kompetenzen, um das Schreiben mit einem Stift lernen zu können
- Verständnis von Mengen und deren Ausdruck in Zahlen, um die Sprache Mathematik verstehen zu können
- Verständnis von Formen, Symbolen und ersten Buchstaben, um das neue Wissen einordnen zu können
- Konzentrationsfähigkeit, um dem Unterricht folgen zu können
- Tagesstruktur, um den geregelten Stundenplan in der Schule einhalten zu können
Damit alle gleich gut vorbereitet sind
Viele dieser Fähigkeiten werden in der Vorschulgruppe im Kindergarten gezielt eingeübt. Diese vorbereitenden und spielerischen Einheiten stellen auch sicher, dass die Erstklässler weitgehend auf dem gleichen Wissensstand sind. Gerade in Familien mit einem niedrigen Bildungsstandard oder in Familien mit Migrationshintergrund kann das schwierig werden. Hier verlassen sich die Eltern oft darauf, dass die Erzieherinnen und Erzieher ihre Kinder optimal vorbereiten.
Auch der erste Schulbesuch fällt aus
In Vorbereitung auf die Einschulung besuchen die Kindergartenkinder der Vorschulgruppe in der Regel mindestens einmal eine Schulklasse. So bekommen Sie einen ersten Eindruck davon, wie es in der Schule aussehen wird. Dadurch verlieren sie ihre Angst vor dem Neuen. Im besten Fall lernen sie auch schon ihren Lehrer oder ihre Lehrerin kennen und können sich im Schulgebäude in Ruhe umsehen. Das verringert die Hemmschwelle. Ein Schulstart gelingt so viel leichter.
Fehlt dieser erste Kontakt zur Schule, bauen sich bei den Vorschülern leichter Ängste auf. Die Schule bleibt etwas Ungewisses, Neues und Furchteinflößendes. Da können die Eltern noch so viel Positives erzählen und Fotos zeigen oder Bilderbücher ansehen, mit der Realität können sie nicht mithalten.
Tipp der Pädagogin
Natürlich können Sie auch zu Hause etwas dafür tun, dass Ihr Kind nicht unvorbereitet in die erste Klasse kommt.
- Gehen Sie nachmittags oder am Wochenende gemeinsam mit Ihrem Kind auf den Schulhof der Grundschule und schauen Sie sich diesen gut an. Vielleicht können Sie ein bisschen Fußballspielen oder am Klettergerüst turnen.
- Besorgen Sie sich Vorschulmaterialien und üben Sie jeden Tag ein bisschen mit Ihrem Kind. Es ist gut, wenn es zumindest die Buchstaben seines Namens kennt, bis zehn zählen und einfache Formen (Kreis, Dreieck, Viereck) identifizieren kann.
- Brettspiele, Kartenspiele und Würfelspiele fördern die Konzentration und führen je nach Spiel spielerisch an die Lerninhalte Lesen, Schreiben und Rechnen heran.
- Lesen Sie Ihrem Kind regelmäßig vor, und diskutieren Sie dann den Inhalt der Bücher. Fragen Sie nach, was ihm gefallen hat und was es nicht so gerne mochte.
- Lassen Sie Ihr Kind Geschichten erfinden und seine Fantasie trainieren.
- Gehen Sie den Schulweg mehrfach gemeinsam, sodass Ihr Kind sich die schwierigen Stellen merken kann und Zutrauen fasst.
Schule soll von Anfang an gelingen
Machen wir uns nichts vor, in diesem Jahr kann in der Schule von Normalität keine Rede sein. Trotzdem möchten wir keinen ganzen Jahrgang verlieren. Und das müssen wir auch nicht. Neue Lernformen, ein anderer Blick auf das Leben und viel Gemeinschaft mit der Familie sind auch Erfahrungen, die unseren Kindern nutzen können. Es gilt jetzt die Chancen zu nutzen und das Beste aus der Situation zu machen.