Wenn Ihrem Kind das Lesen schwer fällt und seine Texte voller Rechtschreibfehler sind, könnte eine Teilleistungsstörung die Ursache sein – genannt Legasthenie, Dyslexie, Lese-Rechtschreibschwäche oder auch Lese- Rechtschreibstörung.
Legasthenie – kein neues Phänomen
Seit über 100 Jahren sind weltweit Menschen bekannt, die große Schwierigkeiten beim Gebrauch der Schriftsprache oder beim Lesen haben. Ebenso lange wird schon versucht die Ursachen zu erkennen und den Betroffenen gezielt zu helfen. Lesen Sie hier alles Wissenswerte rund um das Phänomen, und wie Sie Ihrem Kind gezielt helfen können.
Immer wieder taucht in der Fachliteratur das Märchen von den typischen Fehlern auf, mit unseren 10 Fragen Legasthenie räumen wir mit den Märchen auf. Typische Fehler, die jeder Legastheniker macht, gibt es gar nicht. Kinder mit großen Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens oder der Rechtschreibung machen viele Fehler, fast alle, die man sich vorstellen kann.
10 Fragen Legasthenie erklärt, warum. Legastheniker raten jedes Mal aufs Neue, und manchmal liegen sie damit natürlich auch richtig. Aber auch bei Wörtern, die beispielsweise über eine Wortfamilie leicht zu erschließen wären, scheitern Legastheniker oder lese- rechtschreibschwache Kinder.
1. Was sind typische Fehler für einen Legastheniker?
Legastheniker sind nicht in der Lage, Wortbilder korrekt abzuspeichern, deshalb schreiben sie immer wieder anders. Außerdem können sie keine Rechtschreib-Strategien entwickeln und/oder gehörte Laute nicht richtig abzubilden.
Anstatt sich zu merken, dass das Schaf ohne -h- geschrieben wird oder das Krokodil nur mit einem i, findet man bei ihnen immer wieder andere Schreibweisen (z.B. Krokodiel, Krokodiehl, Crocodill).
Die Erkenntnis, dass Fahrrad von fahren und Rad hergeleitet werden kann, braucht bei ihnen wesentlich länger als bei anderen, weil auch dieser Wortschatz nicht gesichert ist. Hier muss mit Geduld und Zeit immer wieder erklärt und geübt werden.
Da diese Zeit in der Schule meistens nicht zur Verfügung steht, erweitert sich der Abstand zu den Klassenkameraden von Tag zu Tag mehr. Mit einer gezielten Förderung kann Legasthenikern gut geholfen werden.
2. Wann kann man eine Legasthenie frühst möglich erkennen?
Ab der ersten Klasse gibt es wissenschaftlich überprüfte Testverfahren, mit denen die Rechtschreibentwicklung von Schulkindern überprüft werden kann. Zumindest einen ersten Hinweis ergeben diese Verfahren auf jeden Fall, auch wenn sie im Laufe des nächsten Schuljahres unbedingt gegengeprüft werden sollten.
Aber auch für Vorschulkinder gibt es schon ein Screening (BISC), das zwar noch keine Legasthenie feststellt, aber die mögliche Gefährdung von Kindern auf Zeit. Zeigen sich hier erste Auffälligkeiten, so kann die Problematik schon durch frühe Förderung im Kindergarten, in der Vorschule oder in der ersten Klasse weitgehend entschärft werden.
Spezielle Fördermaterialien oder Spiele schärfen hier die Wahrnehmung der Vorschulkinder durch spielerisches Üben mit Reimen und Liedern.
3. Haben Kinder mit Legasthenie nur im Deutschunterricht Probleme?
10 Fragen Legasthenie kennt die Antwort: Anfangs beschränken sich die Probleme, die sowohl im Lesen als auch in der Rechtschreibung auftreten können, nur auf den Deutschunterricht.
Je weiter ein Kind jedoch in der Schule voranschreitet, desto stärker werden diese so genannten Kulturtechniken auch in allen anderen Fächern benötigt und bewertet.
Textaufgaben müssen gelesen und verstanden werden, im Sachunterricht gilt es durch lesen Zusammenhänge zu verstehen oder kleine Texte fehlerfrei zu verfassen. In der weitergehenden Schule werden das schnelle Erfassen von Texten und eine korrekte Rechtschreibung dann immer wichtiger. Zunehmend fließt die Rechtschreibnote und das Leseverständnis dann in die Gesamtbewertung ein, besonders im Gymnasium.
4. Haben Kinder mit einer Legasthenie auch einen niedrigen Intelligenzquotienten?
Klare Antwort von 10 Fragen Legasthenie: NEIN!! Eine Legasthenie hängt nicht mit dem Intelligenzquotienten zusammen. Es gibt Kinder mit schwacher Intelligenzleistung, die unter einer Legasthenie leiden und es gibt hochbegabte Kinder, die große Probleme mit der Rechtschreibung zeigen.
5. Was sind die Ursachen für eine Legasthenie?
Diese Frage ist leichter gestellt als beantwortet. Seitdem Ende des 19. Jahrhunderts ist diese Störung beim Schriftspracherwerb bekannt, doch eine einheitliche Ursache ist seitdem nicht gefunden worden.
Immer noch geht man von unterschiedlichen Faktoren aus, die Ursache für eine Legasthenie sein können. Es gibt familiäre Häufungen, aber das Legasthenie generell ist erblich ist, ist dadurch nicht gesichert.
Auch bestimmte Grundfunktionen, wie die auditive oder die visuelle Wahrnehmung, werden immer wieder als Ursache genannt. Auch im motorischen Bereich, in der Zeitverarbeitung sowie in dem Zusammenwirken der rechten und linken Gehirnhälfte wurden Defizite entdeckt und mit der Legasthenie in Zusammenhang gebracht.
Nach dem gegenwärtigen Wissensstand ist festzustellen, dass die Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens und Schreibens auf Besonderheiten bei der Informationsverarbeitung zurückzuführen sind genaue Zusammenhänge sind bislang jedoch nicht bekannt.
Vermutlich sind Ihre Fragen zur Legasthenie noch nicht alle beantwortet. Dann sollten sich jetzt unbedingt weiterlesen. Die nächsten 5 Fragen gehören zu den häufigsten, die über Legasthenie gestellt werden. Falls Sie eine Frage haben, die hier nicht beantwortet wird, können Sie mir diese gerne als E-Mail schicken. Ich verspreche, ich antworte Ihnen, so schnell ich kann.
6. Wie kann ich bei meinem Kind erkennen ob eine Legasthenie vorliegt?
Eine Legasthenie kann von Eltern in der Regel nur vermutet werden, offiziell festgestellt und bestätigt werden sollte sich unbedingt von Fachleuten. Dies können erfahrene Lehrkräfte sein, die sich in ihrer schulischen Laufbahn zu Legasthenie-Experten weiterentwickelt haben.
Sie können sich aber auch an unabhängige Erziehungsberatungsstellen wenden, an den schulpsychologischen Dienst oder an freie psychologische Praxen.
In der Regel wird dort nicht nur der Legasthenie-Test durchgeführt, sondern auch ein Intelligenztests der sicherstellen soll, dass bei Ihrem Kind keine generelle Lernbehinderung vorliegt. In einem abschließenden Gespräch und einem schriftlichen Gutachten wenn Sie über den Ausgang des Testverfahrens unterrichtet. Förderinstitute, die kostenlose Legasthenie-Tests als praktische Werbung benutzen, sollten Sie möglichst meiden.
Hier können Sie nicht sicher sein, ob die Testergebnisse objektiv sind. Der Meinung sind wir jedenfalls, in unseren 10 Fragen Legasthenie.
7. Welche Förderung brauchen die betroffenen Kinder? Was hilft wirklich?
Da von einer Vielzahl unterschiedlicher Ursachen für eine Legasthenie ausgegangen wird, muss auch die Förderung diesem Ansatz gerecht werden. Eine sorgfältige Diagnostik und ein darauf aufbauender individueller Förderplan helfen Ihrem Kind am schnellsten.
In der Schule ist diese Art der Förderung in der Regel nicht zu leisten. Aufgrund fehlender Fachkräfte mit Förderung fast immer in relativ großen Gruppen angeboten. Ein individuelles Eingehen ist hier kaum möglich. Eine qualifizierte Lerntherapie in einer außerschulischen Einrichtung ist oft der effektivere Weg, kostet aber Geld.
8. Wie lange dauert eine Legasthenietherapie und wer bezahlt sie?
Über die Dauer einer Legasthenietherapie entscheidet die Schwere der Teilleistungsstörung. Wichtig ist auch, wie früh mit einer Förderung begonnen wird. Je älter das Kind ist, desto mehr Basiskompetenzen muss es aufbauen. Mit eineinhalb bis zwei Jahren Therapie sollten Sie schon rechnen, auch wenn es den Geldbeutel sehr belastet.
In einigen Fällen können die Kosten über das Jugendamt erstattet werden. Dies ist möglich, wenn Ihr Kind bereits stark unter der Teilleistungsstörung leitet und schulische Förderungen keinen Erfolg gebracht haben.
Diesen Antrag können Sie direkt auf dem Jugendamt stellen, Sie benötigen dazu jedoch ein ausführliches Gutachten von einer der oben genannten Stellen.
9. Welche Rechte haben die betroffenen Kinder?
Kinder mit einer Legasthenie haben in den meisten Bundesländern besondere Rechte auf Förderung und Unterstützung. In vielen Bundesländern gibt es Bestimmungen, die Kindern mit einer Teilleistungsstörung einen Nachteilsausgleich gewähren. Im einzelnen können Sie dies nachlesen auf der Internetseite des Bundesverbandes für Legasthenie und Dyskalkulie e.V. www.legasthenie.net
10. Verschwindet eine Legasthenie bei entsprechender Förderung im Laufe des Lebens?
Dies ist vielleicht die wichtigste der 10 Fragen Legasthenie. Eine Legasthenie ist eine Sprachentwicklungsstörung und verschwindet niemals vollständig. Mit guter Förderung ist es jedoch absolut möglich, die Fähigkeiten eines Kindes enorm zu steigern und ebenfalls sein Selbstbewusstsein zu stärken. Mit dieser Basis muss eine Legasthenie im Leben eines Kindes kein Problem werden.