Auswendiglernen ist nicht jedermanns Ding. Ihr Kind wird mit zunehmendem Alter in der Schule immer selbstständiger und macht seine Hausaufgaben weit gehend alleine. Trotzdem braucht es Sie wahrscheinlich noch eine ganze Weile als Unterstützung beim Auswendiglernen. Ob es sich um Vokabeln, Gedichte oder andere Inhalte handelt – Auswendiglernen ist meistens langweilig und auch zeitaufwändig. Kein Wunder also, dass die Motivation niedrig ist und die Konzentration schnell nachlässt, nicht nur bei Ihrem Kind. Erfahren Sie, wie Sie und Ihr Kind der lähmenden Langeweile beim Abfragen durch abwechslungsreiche Lernstrategien entgehen können.

„Ich kann mir das einfach nicht merken!“

Zusammenhänge und Sachverhalte auswendig zu lernen ist ein wichtiger Bestandteil des schulischen Lernens. Dabei geht es nicht nur um Vokabeln oder geschichtliche Daten, sondern auch um Grammatikregeln, Mathewissen, Fachausdrücke und anderes. Wer ein gutes Gedächtnis hat und eine schnelle Auffassungsgabe, der ist in der Schule meistens sehr erfolgreich.

Bei manche Kindern klappt das allerdings nicht gut. Sie sind nervös und überanstrengt, haben Angst und kennen die richtigen Lerntechniken nicht. Andere haben eine kurze Aufmerksamkeitsspanne oder arbeiten mit der falschen Methode. Aber auch Desinteresse wirkt stark hemmend auf die Gedächtnisleitungen. Wichtig ist der richtige Mix aus Lernmethoden und individuellen Strategien für Ihr Kind!

Ein gutes Gedächtnis ist wichtig

Auswendiglernen bedeutet, als sich an bestimmte Lerninhalte jederzeit erinnern zu können. Dazu ist Aufmerksamkeit notwendig, ohne geht es nicht. Ein Kind bestimmt beim Lernen durch seine Konzentration und die Intensität und Länge seiner Aufmerksamkeit, welchen Inhalten es sich besonders bewusst zuwendet. Es speichert dieses Wissen in den Nervenzellen seines Gehirns. Je ausdauernder es sich damit beschäftigt, desto mehr Nervenzellen werden gebildet und miteinander verknüpft.

Bei dauerhaften Erinnerungen, also bei Wissen aus dem Langzeitgedächtnis, sind sehr viele Nervenzellen beteiligt, die auch untereinander starke Verbindungen aufzeigen. Wird Wissen in dieser intensiven Form abgespeichert, so ist es im Gedächtnis sehr präsent und kann jederzeit abgerufen werden – auch über einen langen Zeitraum hinweg. Für das Lernen ist es also bedeutsam

  1. wie konzentriert Ihr Kind lernt
  2. wie interessiert Ihr Kind ist
  3. wie oft und wie lange es sich mit dem Lerninhalt befasst

Die Grundausstattung ist unterschiedlich

Dabei gibt es selbstverständlich unterschiedliche Ausgangssituationen, denn in der Tat verfügen manche Kinder über ein besseres Gedächtnis als andere. Ausgehend von dieser Grundausstattung kann jedoch jede Gedächtnisleistung gesteigert und optimiert werden. Gradmesser für den Erfolg ist also nicht die Summe des auswendig gelernten Schulstoffes, sondern die individuelle Erweiterung des jeweiligen Gedächtnisspeichers. Hatte Ihr Kind bisher große Schwierigkeiten sich zehn neue Vokabeln zu merken, sollte ihm das mit unseren Tipps bald gelingen. Waren zehn Vokabeln bisher sowieso schon kein Problem, darf es sich gerne auf 15 oder 20 verbessern.

7 tolle Methoden für das Supergedächtnis

  1. Lassen Sie Ihr Kind die Kerninformationen eines Textes farbig markieren und dann häufig wiederholen, sowohl schriftlich als auch im Gespräch. So finden auch schwierige Vokabeln oder komplizierte Fachausdrücke wie Desribonukleinsäure, Chromosom und Doppel-Helix den Weg ins Langzeitgedächtnis. Konzentrieren Sie sich dabei aber in jeder Lerneinheit nur auf wenige Ausdrücke, damit das Gedächtnis nicht überfordert wird. Bei ganz schwierigen Wörtern reicht auch eines pro Tag.
  1. Namen wichtiger Persönlichkeiten lassen sich am besten über eine Visualisierung merken. Der erste deutsche Bundeskanzler war Konrad Adenauer. Vielleicht ist das passende Bild dazu ein Adler (mit durchgestrichenem l), der über eine Aue fliegt. Bestehen Sie aber darauf, dass Ihr Kind eigene Einfälle hat, denn sonst klappt die Methode nicht.

Hilfe beim Auswendiglernen

3. Komplizierte Zusammenhänge sollte Ihr Kind immer mit eigenen Worten versuchen wiederzugeben. Am besten, es erklärt einem Gegenüber, worum es geht. Je mehr dieser nachfragt, desto intensiver beschäftigt sich Ihr Kind mit der Thematik, und um so tiefer graben sich die Informationen in sein Gedächtnis ein. Achten Sie darauf, keine geschlossenen Fragen zu stellen, auf die Ihr Kind nur mit Ja oder Nein antworten muss. Bestehen Sie auf ausführlichen Antworten und lassen Sie sich auch nicht mit Zwei-Wort Sätzen abspeisen. Je mehr Ihr Kind erklären (und damit auch verstehen) muss, desto besser speichert es die verschiedenen Inhalte ab. Spielen Sie dabei ruhig auch einen etwas begriffsstutzigen Zuhörer, der nicht sofort alles verstehen kann.

  1. Wiederholungen sind besonders beim Auswendiglernen sehr wichtig. Zwischen den einzelnen Wiederholungsphasen braucht jedes Gehirn Zeit, um sich zu entspannen und neue Energie zu tanken. Frische Luft und Bewegung sind dabei hilfreich. Aber auch der Zeitpunkt des Lernens hat großen Einfluss auf die Speicherung. Liest sich Ihr Kind kurz vor dem Schlafengehen noch einmal die wichtigsten Punkte des Lernstoffes durch, arbeitet sein Gehirn über Nacht von alleine weiter daran, diese Informationen zu erinnern und zu verankern.
  1. Hat Ihr Kind auch wirklich verstanden, was es auswendig lernen soll? Fragen Sie ruhig nach, denn sinnlose Fakten auswendig zu lernen und dann wiederzugeben hat auf Dauer keinen Wert. Nur wenn der Lernstoff  wirklich verstanden wird, wenn Zusammenhänge deutlich werden, können die wichtigen Verknüpfungen zum bereits vorhandenen Wissen erstellt werden. Das wirkt nachhaltig, denn durch das Verstehen von Zusammenhängen können auch einzelne, vergessene Fakten schnell wieder erinnert werden.
  1. Auch um sich ein Gedicht merken zu können, sollte Ihr Kind es erstmal inhaltlich verstehen. Lassen Sie sich Strophe für Strophe den Ablauf des Gedichtes erzählen. Erst dann ist es sinnvoll, mit dem wortgenauen Lernen zu beginnen. Dabei sollte Ihr Kind aber nicht immer wieder von vorne beginnen, denn sonst beherrscht es bald die ersten Zeilen perfekt, kommt aber mit den späteren immer langsamer voran. Teilen Sie daher das gesamte Gedicht in überschaubare Teile. Beginnen Sie mit Teil 1. Machen Sie dann eine Pause und starten Sie danach mit dem nächsten Teil. Erst am Ende des Auswendiglernen sollte Ihr Kind dann alle Teile zusammenfügen.
  1. Visuell orientierte Kinder sollten sich mit optischen Spuren dabei helfen, etwas auswendig zu lernen. Lassen Sie Ihr Kind zum Lerninhalt ein möglichst buntes, detailliertes Bild (eine Mindmap, ein Lernposter, ein Grafitti oder eine Collage) malen oder kleben. Das funktioniert auch mit mathematischen Formeln.
    So zum Beispiel mit der ersten binomischen Formel (a+b)2 = a2 + 2ab + b2.  Die Buchstaben a und b bekommen 2 knallige, unterschiedliche Farben. Auch die Klammer und die hochgestellte 2 werden bunt gestaltet. Die gesamte Formel kann Ihr Kind in ein Raumschiff zeichnen, als Blume gestalten oder mit Sternchen verzieren. Hauptsache es beschäftigt sich mit dem Aufbau so intensiv, dass der als Bild im Gehirn haften bleibt. Dann kann dieses Bild jederzeit wieder abgerufen werden. Probieren Sie es aus, es klappt. Allerdings ist der Speicher nach einem Bild erstmal voll und braucht Zeit, um die ganzen Informationen zu verarbeiten. Lassen Sie sich daher mit Bild 2 Zeit bis zum nächsten Tag.

Wenn der Kopf schon voll ist, geht nix mehr

Sicherlich kennen Sie auch Situationen, in denen bei Ihnen oder Ihrem Kind einfach kein Satz aus dem gerade gelesenen Text hängen bleiben will. Das ist ein typischer Fall von Gehirnüberlastung, denn obwohl die Kapazität enorm groß, brauchen doch alle Informationen ausreichend Zeit, um verarbeitet zu werden. Ist der Kopf noch mit der Speicherung einer Information beschäftigt, rauscht die nächste leicht vorbei. Achten Sie daher unbedingt darauf, dass Ihr Kind ausreichend Pausen macht und aufnahmefähig ist.

Lernorte zum Auswendiglernen gibt es viele

Oft hilft es schon, beim Lernen einfach den Ort zu wechseln, um sich wieder gut konzentrieren zu können. Probieren Sie doch mal aus..
… Mathe-Formeln immer in der Küche zu lernen

… Gedichte nur im Wohnzimmer zu lernen

… Grammatikregeln am eigenen Schreibtisch zu lernen

… Lektüre nur auf oder im Bett zu lesen

Und das Einmaleins wird mit einem strammen Spaziergang verknüpft, weil es sich dazu so gut im Takt laufen lässt.

Der Zettel an der Zimmertür hilft beim Auswendiglernen

Besonders schwer zu lernende Inhalte bekommen einen Sonderstatus. Dabei ist es von Kind zu Kind unterschiedlich, was als schwer empfunden wird. Der eine kann sich einfach keine Namen römischer Kaiser merken, der andere hängt bei der Achterreihe und dem Dritten will das französische Gedicht nicht in den Kopf. Lassen Sie Ihr Kind einen Zettel mit den Lerninhalten schreiben. Dieser wird dann an seine Zimmertür geklebt. Jedes mal, wenn es durch die Tür geht, muss der Zettel laut vorgelesen werden. Dieser Vorgang sollte mindestens über zwei Tage, bei Bedarf auch länger wiederholt werden. Wenn der Lerninhalt dann endlich sitzt, darf der Zettel stolz zerrissen und vernichtet werden.

Erinnerungspfeiler bauen

Soll Ihr Kind ein Referat oder einen Vortrag halten, muss es sich besonders viele Informationen behalten können. Dies gelingt ihm auch ohne Spickzettel oder Merkkarten, wenn die Raumumgebung gut bekannt ist. Die einzelnen Bereiche eines Klassenzimmers können nämlich spielend einfach mit den Abschnitten eines Vortrages verknüpft werden. Lassen Sie Ihr Kind das Referat in seine verschiedenen Sinnabschnitte aufteilen und diese den einzelnen Bereichen des Klassenzimmers zuordnen. Beim Vortragen weiß es nun genau die richtige Reihenfolge und wird weitgehend ohne seine schriftlichen Unterlagen auskommen.

Beispiel: Johann Sebastian Bach

1.Teil = Seine Herkunft, seine Familie = der Lehrerschreibtisch
2.Teil = Wie er zur Musik kam = erstes Fenster rechts
3.Teil = Seine Kirchenmusik = zweites Fenster rechts
4.Teil = Seine weltliche Musik = drittes Fenster rechts
5. Teil = Vorspiel eines bedeutenden Werkes = gegenüberliegende Wand
6. Teil = Seine Bedeutung in der Musikgeschichte = große Tafel links an der Wand

Gedächtnistricks wie diese Methode der Orte waren ein wichtiges Hilfsmittel, bevor Schreibutensilien und Bücher verbreitet waren. Römische Senatoren etwa prägten sich ihre Reden dadurch ein, dass sie deren Inhalt bildlich mit den Säulen in den Wandelhallen verknüpften, in denen sie später die Reden halten sollten. Die Schauspieler des griechischen Theater merkten sich auf diese Weise lange Monologe, die sie mit Steinblöcken in der Arena in Verbindung brachten. Warum sollte nicht auch Ihr Kind davon profitieren können?

Was du heute kannst besorgen…

Besonders langweiligen oder schwierigen Lernstoff sollte Ihr Kind nicht allzu lange vor sich her schieben. Anstatt die Aufgabe zu verdrängen, können Sie ihm helfen das Thema strukturiert anzupacken. Lassen Sie Ihn die Inhalte in kleine Päckchen aufteilen und erstellen Sie gemeinsam einen Zeitplan, wann welche Abschnitte gelernt werden müssen. Das macht die Ausgabe überschaubar und fördert die Motivation, weil ihr Kind sich nicht mehr hilflos fühlen wird.

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