Wer in die Schule geht, sollte frühzeitig wissen, wie geistreich lernen in der Praxis funktioniert. Wer die Tipps, Hacks und Kniffe der besten Schüler kennt, hat es während der gesamten Schulzeit und der Ausbildung viel leichter.
Wenn Kinder und Jugendliche geistreich lernen, dann macht es ihnen meistens auch Spaß. Sie verbinden mit dem gelernten Wissen etwas Positives, schätzen die Inhalte und können sich gut motivieren. Großes Theater vor der nächsten Klassenarbeit brauchen sie nicht.
Lernplakat Eselsbrücke
Clevere Schulkinder lernen auch nicht bis spät in die Nacht oder erst kurz vor der Klausur. Geistreiches Lernen oder nachhaltiges Lernen funktioniert dann am besten, wenn es regelmäßig geübt wird. Viel weniger Stress vor den Klassenarbeiten, kaum Prüfungsangst und größere Erfolge haben die Schülerinnen und Schüler, die jeden Tag ein bisschen lernen.
Das Lernen nicht schlecht machen
Wer das Thema Lernen mit etwas Negativem verbindet, hat viel größere Probleme, sich den Stoff auch zu merken. Wenn Ihr Kind sich bei den Hausaufgaben immer darüber ärgert, dass es etwas tun muss, wird es nicht gut lernen können.
Es macht also Sinn, Ihr Kind davon zu überzeugen, dass Lernen etwas Positives ist. Geistreiches Lernen bedeutet auch, sich den eigenen Nutzen klar zumachen. Das steigert die Motivation, und die ist wiederum gut dafür, sich Gelerntes nachhaltig zu merken.
Der Effekt ist wie bei einem neuen Hobby
Bestimmt kennen Sie das, wenn Ihr Kind sich plötzlich für etwas richtig begeistert. Auf einmal kennt es alle Automarken, kann alle Pferderassen auswendig aufsagen oder englische Songtexte von vorne bis hinten mitsingen. Und das, ohne richtig zu lernen dafür.
Je größer das Interesse ist, desto leichter finden die wichtigen Informationen ihren Eingang in das Langzeitgedächtnis. Dieses Wissen sollte sich Ihr Kind auch für die Schule zu nutzen machen.
Beispiel: Als ich 16 Jahre alt war, verliebte ich mich Hals über Kopf in einen Jungen, dessen Vater Türkisch sprach. Damals wollte ich diesem Jungen unbedingt nah sein und versuchte deswegen, auch ein paar Brocken Türkisch zu lernen. Ich begann jeden Abend im Bett auf Türkisch von 1-20 zu zählen. Und was soll ich sagen, ich kann es noch heute. Obwohl ich niemals Gelegenheit habe, türkisch zu sprechen.
Begeistern Sie Ihr Kind für das Thema
Wenn es Ihnen gelingt, bei ihrem Kind Interesse für den Lernstoff zu wecken, ist das bereits mehr als die halbe Miete. Allerdings sollten Sie Ihren Kind auch vermitteln, dass es selber nach einem Lernziel suchen soll. Geistreich lernen bedeutet auch, sich zu fragen, wie der Lernstoff interessant gemacht werden kann. “ Wie bekomme ich es hin, dass ich den aktuell zu lernenden Stoff mag?“ Folgende Antworten sind denkbar:
- Die englisch Vokabeln kann ich gut gebrauchen, wenn im Herbst der Austauschschüler wieder zu Besuch kommt.
- Mit dem Dreisatz gelingt es mir viel besser, meine Taschengeldplanung bis Weihnachten zu kontrollieren.
- Wenn ich die deutschen Bundesländer und ihrer Hauptstädte endlich auswendig kann, kann ich vielleicht beim Geburtstag meines Opas richtig Eindruck machen.
- Mathe ist nicht mein Ding? Ich zeige es Papa und lerne jetzt endlich die binomischen Formeln auswendig.
Diese 7 Tipps bedeuten „geistreich lernen“
Führende Wissenschaftler zum Thema Lernen haben untersucht, wie geistreich lernen am effektivsten funktioniert. Schon viele Jahre interessiert die Forscher, wie Menschen am besten lernen. Und natürlich haben sie längst Ergebnisse und Antworten auf diese Frage.
Das aktuelle Wissen habe ich für Sie zusammengestellt und mit Beispielen versehen. Grundsätzlich gelten die Ratschläge für alle, aber jeder muss sie an seine eigene Persönlichkeit und ein eigenes Lernverhalten anpassen.
Versuchen Sie also herauszufinden, wie die folgenden Tipps am besten mit dem Lernverhalten und der Persönlichkeit Ihres Kindes zu verwenden sind. Und natürlich können auch Sie selber davon profitieren, wenn Sie etwas lernen müssen.
1. Kontinuierlich lernen heißt täglich
Um diesen Fakt kommt kaum jemand herum. Wer regelmäßig und kontinuierlich lernt, spart am meisten Zeit. Es klingt vielleicht merkwürdig, ist aber logisch.
Wenn Ihr Kind jeden Tag eine halbe bis eine Dreiviertelstunde darauf verwendet, den jeweiligen Schulstoff zu wiederholen, muss es vor einer Arbeit kaum noch lernen. Eine Wiederholung der einzelnen Inhalte reicht, um sich wieder alles ins Gedächtnis zu rufen. Um das zu realisieren, sind beispielsweise Stundenprotokolle hilfreich.
Beispiel: Lea hat in letzter Zeit einige schlechte Noten geschrieben. Da sie Angst hat, in der Schule weiter abzurutschen, möchte sie ihr Lernverhalten jetzt verändern. Sie hat mit ihrer Mutter ein Abkommen getroffen. Drei Monate lang lernt sie jeden Tag nach der Schule und wiederholt die Unterrichtsinhalte. Wenn sich ihre Noten dadurch verbessern, muss sie keine Nachhilfe besuchen. Das motiviert Lea. Sie hat sich ein schönes Heft besorgt, und trägt nun regelmäßig zu Hause ein, was ihr vom Unterricht in Erinnerung geblieben ist.
2. Lerntyp kennen und berücksichtigen
Auch die Form des Lernens ist wichtig für die Nachhaltigkeit. Jungen und junge Männer nehmen Informationen häufig sehr intensiv über die Augen auf, Mädchen und junge Frauen besser über das Ohr. Für alle Lerntypen gilt, eine Kombination der verschiedenen Wahrnehmungskanäle zeigt die größte Wirkung.
Wer also das Wissen zu einem Thema als Mindmap gestaltet und diese dann einem anderen ausführlich erklärt, praktiziert geistreiches Lernen.
Beispiel: Roman war schon immer ein schlechter Zuhörer. Wenn er sich an etwas erinnern sollte, hat sein Vater ihm einen Zettel geschrieben und ein Bild dazu gemalt. Diese Nachricht an Romans Zimmertür war meistens erfolgreich. Nun versucht der Sechstklässler, das auch auf die Schule zu übertragen. So oft es geht fertigt er von Lernthemen eine Mindmap an, die er sich immer wieder ansieht. So funktioniert bei Roman geistreich lernen.
3. Schönen Lernort haben hilft beim geistreich Lernen
Im Chaos oder Krach lässt sich schlecht lernen, auch ungeliebte Orte eignen sich nicht dazu. Je wohler sich ein Schüler oder eine Schülerin fühlt, desto einfacher fällt das Lernen. In einem gemütlichen Kinderzimmer, am Tisch in der Küche oder im Schatten auf den Balkonen gelingt vielen das lernen besser.
Schon bevor die Lernphase beginnt, stellt sich das Gehirn darauf ein, nun an einem gemütlichen Ort zu lernen. Am besten ist es, das zur Lernroutine zu machen. Mit einem Teller Apfelstücke oder einem Glas Kakao an einem gemütlichen Arbeitsplatz lässt sich geistreiches Lernen ganz einfach verwirklichen.
Beispiel: Felicitas ist beim Lernen nicht gerne alleine. Seit sie sich im Wohnzimmer an den großen Tisch setzen darf, wo ihre Mutter immer mal hereinkommt und etwas holt, kann sie sich viel besser konzentrieren. Hier ist es hell und geräumig und sie fühlt sich nicht so einsam wie in ihrem Kinderzimmer bei geschlossener Tür.
4. Prüfungen simulieren macht sicher und stark
Auch wenn es merkwürdig klingt, eine vorher simulierte Prüfung verliert einen großen Teil ihrer Bedrohlichkeit. Besonders vor mündlichen Prüfungen haben viele Kinder Angst, weil die Gefahr des Scheiterns so direkt ist.
Vielleicht haben sie auch Bedenken, keinen Ton herauszubringen oder von den anderen komisch angesehen zu werden. Geistreich lernen bedeutet, die Prüfung schon einmal vorwegzunehmen. So kann Ihr Kind sich vorstellen, wie eine Prüfung gut verläuft. Das hinterlässt bei ihm ein Gefühl von Sicherheit.
Beispiel: Marius soll am Ende der vierten Klasse ein Referat halten. Er ist eher der schüchterne Typ und hat Angst vor der Situation. Gemeinsam mit seinem Vater bereitet er das Thema sorgfältig vor und dann übt er das Referat im Familienkreis. Seine Eltern und sein Bruder hören geduldig zu und loben ihn für alles, was er gut gemacht hat. Beim dritten Mal hat Marius das Gefühl, das Referat richtig gut präsentieren zu können. Wie erwartet gelingt ihm das dann auch im Unterricht.
5. Wissen muss verknüpft werden, immer wieder
Beim Lernen verknüpfen sich im Gehirn alte und frische Informationen immer wieder neu. Doch um diesen Vorgang in Gang zu bringen, muss das alte Wissen hin und wieder aktiviert werden. Vor einer Klassenarbeit oder einer Prüfung sollte Ihr Kind also überlegen, was es zu dem Thema bereits weiß oder schon einmal gelernt hat.
Dabei macht es auch Sinn, im Internet nachzusehen, ob das Thema dort in irgendeiner Form gut präsentiert wird. Geistreich lernen bedeutet hier, nachzusehen, was schon bekannt ist.
Beispiel: Leon hat das mit dem Bruchrechnen noch nicht so richtig verstanden. Er finde das Thema kompliziert und möchte sich am liebsten gar nicht damit befassen. Seine Mutter kennt das Problem und hat Leon eine tolle App besorgt. Mit der App Slice Fractions, die Leo richtig gut gefällt, bereitet er sich auf die Klassenarbeit vor. Das spielerische, geistreiche Lernen nützt ihm sehr.
6. Lerntechniken und Lernmethoden helfen sehr
Wenn Ihr Kind Glück gehabt hat, hat es in der Schule bereits einige Lerntechniken vorgestellt bekommen und eingeübt. Diese helfen ihm dabei, sein Wissen zu strukturieren, besser zu behalten und in den Prüfungen umfassend abzurufen. Bewährte Lerntechniken sind beispielsweise Eselsbrücken, das Lernen mit Karteikarten, das Zeichnen von Mindmaps, Reime oder Lernplakate. [hier finden Sie noch mehr Lerntechniken]
Beispiel: In der vierten Klasse lernt Finn die Planeten unseres Sonnensystems kennen. Seit er die Eselsbrücke dazu auswendig gelernt hat, kann er auch die Planeten problemlos aufsagen: Mein (Merkur) Vater (Venus) erklärt (Erde) mir (Mars) jeden (Jupiter) Sonntag (Saturn) unseren (Uranus) Nachthimmel (Neptun).
7. Lerngruppen können helfen
Manche Kinder haben einfach keinen Spaß daran, alleine zu lernen. Für sie ist eine Lerngruppe genau das richtige. Schon bei den Hausaufgaben sollten Sie versuchen, für Ihr Kind eine passende Gruppe zu finden.
Ältere Kinder können sich nach der Schule mit anderen treffen, um eine Klassenarbeit vorzubereiten oder gemeinsam ein Referat zu gestalten. Geistreich lernen macht eben manchmal auch einfach nur Spaß.
Beispiel: Leonie ist ein echter Gruppenmensch. Zu Hause am Schreibtisch kann sie sich nicht motivieren zu lernen. Geistreich lernen bedeutet für sie, sich mit Freunden zu treffen und über die Themen zu diskutieren. Seit sie auf der weiterführenden Schule lässt, trifft sie sich fast jeden Nachmittag mit ihren Freundinnen, um gemeinsam Hausaufgaben zu machen oder für eine Klausur zu lernen.
Tipps für Medienjunkies
Geistreich lernen bedeutet aber auch, sich nicht von den Medien dominieren zu lassen. Wenn das Smartphone alle paar Sekunden Geräusche von sich gibt, um über eingehende Meldungen zu informieren, lenkt das ab.
Wer effektiv und geistreich lernen möchte, schaltet das Smartphone konsequent ab. Viele Jugendliche machen inzwischen ein Spiel daraus. Wer zuerst zum Smartphone greift, muss eine Tafel Schokolade spendieren oder eine Runde Getränke. Natürlich ist das Smartphone wichtig, auch zum Lernen.
Clevere Apps und die Welt des Wissens im Internet helfen dabei, wichtige Informationen zu finden. Doch diese Informationen müssen in Ruhe verarbeitet werden, um wirklich hilfreich zu sein.