Selbstverteidigung für Kinder ist „in“, doch was bringt das Training den Schülerinnen und Schülern wirklich? Was lernen die kleinen Kämpfer bei Judo, Karate, Jiu Jitsu und Co.? Können die Regeln und Ritule eines asiatischen Kampfsportes den Kindern Halt und Sicherheit geben, oder unterscheidet sich das streng strukturierte Training nicht von anderen Sportarten?
Und wie ist es mit dem Teamgeist oder der Fähigkeit, sich zu konzentrieren und die Frustrationstoleranz oder das Durchhaltevermögen zu erhöhen? Antworten auf diese Fragen gibt es nur vor Ort. Lesen Sie meinen persönlichen Bericht, denn ich durfte ein Kindertraining der Kampfsportschule Nibukai in Wiesbaden begleiten.
Selbstverteidigung für Kinder – es geht pünktlich los
Aufgeregt und angespannt beobachten die beiden 6-jährigen Lukas und Marie den rund 200 qm großen Gruppenraum, in dem sich schon 10 andere Kinder in schwarzen Baumwollanzügen mit verschieden farbigen Gürteln für die ersten Übungen aufgestellt haben. Es ist Kindertraining in Dojo der Kampfsportschule Nibukai in Wiesbaden.
Vor dem mit großen Matten ausgelegten Raum steht ein Regal, in das die Kinder ordentlich ihre Straßenschuhe gestellt haben. Betreten wird der Trainingsraum nur barfuß und mit einer leichten Verbeugung. Ein hölzerner Schrein und einige wenige Geräte; ansonsten ist die helle, freundliche und saubere Halle leer. Hier lehren, trainieren und unterrichten Gabriele und Christian Freyberg, Gründer und Leiter von Nibukai, mit ihrem Team.
Regeln werden beim Mitmachen vermittelt
Die beiden Erstklässler bekommen eine kurze Einweisung und dürfen sich dann sofort mit den anderen Kindern in eine Reihe vor ihrer Trainerin aufstellen. Dabei wird die Hierarchie, offensichtlich durch die Farbe der Gürtel erkennbar, eingehalten. Die beiden „Schnupperkinder“ stehen am Ende der Reihe.
Sie sind die jüngsten und haben keinerlei Erfahrung mit Selbstverteidigung oder Kampfsport für Kinder. Trotzdem integrieren sie sich erstaunlich schnell in die Gruppe. Aufmerksam beobachten sie die anderen Jungen und Mädchen und machen einfach nach, was diese vorgeben.
Konzentrations- und Bewegungsübungen wechseln sich ab
Zunächst wärmen sich die Kinder auf, indem sie grüppchenweise Runden durch den Raum laufen. Dabei wird die Anzahl der Runden von Gabriele Freyberg auf Japanisch kurz angegeben. Japanisch! Kein Problem für die kleinen Kampfsportler. Wer länger dabei ist, kennt die Bedeutung der Wörter, die anderen lernen durch Nachahmung.
Immer wieder werden die Kinder „gemischt“, sodass jedes mit jedem trainiert, unabhängig vom eigenen Können oder der Farbe des Gürtels.
Hohe Kompetenz bekommen auch die Kleinsten zu spüren
Der Schwerpunkt des Kindertrainings liegt auf der Selbstverteidigung, unter Einbeziehung verschiedenster Kampfstile. Es gibt Laufübungen, Griffe werden trainiert, die Kinder üben zu fallen und mit einer Poolnudel den Umgang mit einem Schwert zu imitieren.
Auch der Angriff eines Fremden wird simuliert und die Kinder werden aufgefordert, sich richtig festhalten, zu strampeln, laut zu rufen „Hilfe, Hilfe, lassen Sie mich los!“ und dem Angriff auszuweichen. Der Spaß bei den Übungen, ganz ohne Kuschelpädagogik und Ponyhof, ist offensichtlich – ihr Nutzen im Alltag auch.
Erfreulich: Die Jungen und Mädchen haben es hier nicht mit einem wenig erfahrenen Kindertrainer zu tun, sondern sie lernen von der Gründerin und Geschäftsführerin persönlich. Ihre Titel sind eindrucksvoll: 3. Dan Hap Ki Do, 3. Dan Shotokan Karate Do, 2. Dan Tang Soo Do, 2. Dan Jiu- Jitsu, 1. Dan Kendo, 1. Dan Kenjitsu, 1. Dan Kickboxen, 1. Dan Kyudo, Instructor F.I.S.T.. Die Erfahrung der Trainerin und ihr sicherer Umgang mit der Kindergruppe sind jederzeit spürbar. Gabriele Freyberg: „Unser Ziel ist es, Disziplin, Fairness und Selbstvertrauen zu vermitteln.“ Ich denke, das gelingt!
Alle Kinder sind respektvoll
Auffallend ist die Stille im Raum, die bei der Gruppe von 12 Kindern zwischen 6 und 10 Jahren eher ungewöhnlich ist. Es wird gerangelt, gekämpft, gesprungen und gerollt – immer unter den Augen der aufmerksamen Trainerin, die zurückhaltend lobt und darauf achtet, dass sich niemand verletzt.
Der gegenseitige Respekt, ein Standbein der asiatischen Kampfkunst, ist hier deutlich zu spüren. Und es wird deutlich, wie positiv Kinder auf klare Regeln, Rituale und einen strukturierten Ablauf reagieren.
Nach fast 2 Stunden, unterbrochen durch kurze Trinkpausen, geht das Training zu Ende. Die beiden 6-jährigen haben tapfer durchgehalten, auch wenn ihre Konzentrationsfähigkeit auf eine harte Probe gestellt worden ist.
Beim Verlassen des Raumes ruft Marie mit großen Augen, in denen sich Begeisterung mit Erschöpfung mischt : „Morgen komme ich ganz bestimmt wieder!“ Die anderen verbeugen sich höflich, räumen auf und verabschieden sich bis zur nächsten Stunde.
Mein Fazit: Gut geleitete Selbtverteidigungskurse für Kinder sind eine große Bereicherung für die Heranwachsenden. Sie lernen dabei Körperbeherrschung, Verteidigungstechniken, stärken ihren Körper durch gezielte Bewegungen, bauen ihr Selbstbewusstsein auf und werden mutiger.
So profitieren Kinder vom Kampfsporttraining
- ihre Konzentrationsfähigkeit erhöht sich
- der Teamgeist wird gestärkt
- sie lernen, sich Gruppenregeln unterzuordnen
- sie lernen, sich sinnvoll zu verteidigen
- ihr Selbstbewusstsein wird gestärkt
- Durchhaltevermögen und Frustrationstoleranz werden aufgebaut.
Diese Kampfsport-Stile bietet Nibukai Wiesbaden an:
Quelle: www.nibukai.de | Hier finden Sie auch weiterführende Informationen wie Preise und Anmeldeformalitäten. Nibukai ist von der Förderaktion „Kultur und Teilhabe“ akzeptiert, sodass die Mitgliedschaft der Kinder die Eltern statt 40 nur noch 30,-€ kostet.
- Karate Do japanisches Karate
- Jiu Jitsu japanische Selbstverteidigung
- Hap Ki Do koreanische Selbstverteidigung
- KickboxenFitness- und Konditionstraining
- Kendo Schwertkampf
- Kenjitsu Selbstverteidigung mit Schwert
- Taiji/ Tai Chi Chuanchinesisches “Schattenboxen”/ Entspannung
- Qi Gong Gesundheitsfördernde Übungen
- KobudoSelbstverteidigung mit den traditionellen Waffen Okinawas
- Kyudo japanisches Bogenschießen
Das Kindertraining umfasst die gesamte Palette der Kampfkünste.
Fit und teamfähig: Für welche Kinder Kampfsport sinnvoll ist
Wenn Kinder oder Jugendliche sehr ängstlich sind, wird ihren Eltern oft geraten, es doch einmal mit Kampfsport zu versuchen. Hier lernen Jungen und Mädchen, sich zu verteidigen und mutiger zu werden. Doch das ist nur ein Aspekt von Judo, Taekwondo, Jiu-Jitsu oder Karate, der sich positiv auswirkt. Ein pädagogisch wertvolles Kampfsporttraining kann noch viel mehr.
Bei dem Begriff Kampfsport denken viele vermutlich an einen rauen Befehlston, strenge, unnachgiebige Lehrer und eine große Verletzungsgefahr. Nicht unbedingt das, was man seinem Kind zumuten möchte. In einem guten Dojo, das ist der Name für den Übungsraum, können Kinder aber auch sehr viel lernen. Die Kampfkunst bietet dabei einen verlässlichen Rahmen, in dem sie ihre Fähigkeiten und ihre Persönlichkeit entwickeln können.
- Durchhaltevermögen,
- Frustrationstoleranz,
- Konzentration,
- Teamgeist und
- Körperbeherrschung werden bei einem regelmäßigen Training nach und nach aufgebaut.
Konzentration: Benny war immer so leicht abgelenkt
Der 9-jährige Benny besucht seit einem Jahr regelmäßig ein Kampftraining für Kinder. Neben der Selbstverteidigung lernt er dort auch verschiedene Kampfkünste kennen. Das Training ist sehr abwechslungsreich und macht Benny großen Spaß.
In der Schule hatte er große Probleme sich zu konzentrieren, doch je länger er trainiert, desto leichter fällt es ihm, seine Aufmerksamkeit zu kontrollieren. Er hat Atemtechniken gelernt, die er immer öfter auch in der Schule, zum Beispiel vor einer Klassenarbeit, anwendet.
Regeln einhalten: Vanessa hat andere ständig unterbrochen
Vanessa ist sehr impulsiv und kann ihre Meinung nur schlecht zurückhalten. Nachdem sie im Unterricht immer häufiger Probleme durch ihr Verhalten bekommen hat, haben ihre Eltern sie bei einem Kampfsporttraining angemeldet. Hier hatte sie am Anfang große Schwierigkeiten, die strenge Abfolge der Bewegungen einzuhalten und sich darauf zu konzentrieren.
Nach einem halben Jahr zeigten sich jedoch deutliche Verbesserungen. Vanessa hat nach und nach gelernt, durch stets gleiche Übungen und Trainingseinheiten ihre Impulsivität in den Griff zu bekommen. Das wirkt sich auch in der Schule positiv aus.
Grundregeln des Kampfsports stärken die meisten Kinder
Für die meisten Kinder ist der Kampfsport eine gute Möglichkeit, regelmäßig Sport zu machen und dabei auch ihre Persönlichkeit weiter zu entwickeln. Das Training und die Wettkämpfe, der Gruppenzusammenhalt und die Möglichkeit, durch Prüfungen in der Hierarchie aufzusteigen, bietet einen sinnvollen Ausgleich zum Schulstress.
Auch wenn Kinder nach einiger Zeit mit dem Training aufhören, haben sie wichtige Selbstverteidigungsstrategien gelernt, sind mutiger und selbstbewusster geworden.
Maxime der Kampfkunst: Respektvoll sein und Regeln einhalten
Vanessa und Benny haben von den klaren Strukturen des Kampfsports profitiert. Neben einem Zuwachs von Selbstbewusstsein, Konzentration und respektvollem Verhalten sind sie auch beweglicher geworden, haben ihre Ausdauer, Schnelligkeit, Reaktion, Kraft und Dehnbarkeit gebessert. Darüber hinaus fühlen sie sich wohl in der Gruppe, in der jeder so anerkannt und respektiert wird, wie er ist.
Gutes Kampfsporttraining hilft auch bei Mobbing
Wenn ein Kind gemobbt wird, verändert sich häufig seine Körperhaltung. Es wird kleiner, zieht die Schultern hoch, kippt den Kopf nach vorne und krümmt den Rücken. Diese sogenannte „Opferhaltung“ führt wiederum dazu, dass die Hänseleien nicht aufhören. Beim Kampfsporttraining entwickeln Kinder eine aufrechte und gerade Haltung. Sie signalisieren schon nach wenigen Unterrichtsstunden Selbstbewusstsein und Stärke. Das hilft, um nicht mehr als Mobbing Opfer wahrgenommen zu werden.
So finden Sie eine gute Kampfsportschule
Hören Sie sich um und nutzen Sie Probestunden, um herauszufinden, ob Trainer und Schule zu Ihrem Kind passen. Ein gutes Kampfsporttraining ist eine ausgewogene Mischung zwischen ernsthaften Übungseinheiten, Bewegungsspielen und Spaß im Team.
Dieser Text erschien auszugsweise in Lernen und Fördern mit Spaß!