Als Theresa in die 5. Klasse kam, fühlte sie sich sehr alleine. Die meisten Jungen und Mädchen hatte sie noch nie vorher gesehen und die neue Schule war groß und unübersichtlich. Schüchtern und etwas ängstlich suchte sie sich am ersten Tag einen Platz im Klassenraum und hoffte, dass sie bald wieder nach Hause gehen könnte. Was Theresa nicht wusste: Auch ihre Lehrerin war unsicher und hat ein klein bisschen Angst vor der neuen Klasse. So viele unterschiedliche Jungen und Mädchen aus unterschiedlichen Grundschulen, die sie nun alle kennenlernen musste. Frau Gut, so hieß Theresas Lehrerin, hatte eine Idee.
Wir machen etwas gemeinsam
Schon in der ersten Woche vereinbarte sie mit den Kindern einen Wandertag, bei dem sich alle kennenlernen sollten. Dafür hatte Frau Gut sich etwas ganz Besonderes ausgedacht. Sie wollte mit der Klasse eine Reihe von Vertrauensspielen machen, damit die Kinder sich kennenlernen konnten. Frau Gut wusste, dass sich am Anfang der weiterführenden Schule häufig Gruppen bildeten, und manche Kinder davon ausgeschlossen werden würden. Dem wollte sie mit Vertrauensspielen entgegenwirken.
Vertrauensspiele müssen allen erklärt werden
In einem Stuhlkreis erzählte Frau Gut ihrer neuen Klasse von ihrer Idee. Sie erklärte den Kindern, dass es ganz normal sei, sich in der neuen Schule etwas unwohl zu fühlen. Da es ja allen so gehe, sei es doch sinnvoll, sich mit Vertrauensspielen etwas besser kennenzulernen. Sie versprach den Kindern, dass sie sich in der Schule viel schneller eingewöhnen würden, wenn sie schnell neue Freunde fänden. Theresa war skeptisch, Freunde hatte sie ja schon aus der alten Schule. Neue wollte sie nicht – eigentlich wollte sie auch gar nicht in die neue Schule. Ablehnend, aber auch neugierig, hörte sie Frau Gut weiter zu.
Die Lehrerin wirbt für die Vertrauensspiele
Sie sagte: „Vertrauensspiele sind eine ernste Angelegenheit. Dabei könnt ihr zeigen, dass die anderen sich auf euch verlassen können. So entstehen Freundschaften, die sehr lange halten. Wenn ihr alle euch in der Klasse aufeinander verlassen könnt, werdet ihr die Schulzeit mit einem guten Gefühl durchlaufen. Deshalb bitte ich euch, bei unseren Vertrauensspielen keinen Unsinn zu machen und zu zeigen, wie gut sich die anderen auf euch verlassen können.“
Vertrauensspiel: Augen verbinden und führen
In der zweiten Schulwoche traf sich die Klasse von Frau Gut an einem schönen Spätsommertag im Wald. Auf einer Lichtung machten sie die ersten Vertrauensspiele. Es wurden immer Paare gebildet, wobei einem Kind die Augen verbunden wurden. Das andere führte es nun über die Lichtung, ein Stück durch den Wald und wieder zurück auf den Ausgangspunkt. Dabei achtete es darauf, dass das Kind mit den verbundenen Augen nicht stolperte und nicht gegen einen Baum lief. Dann wurden die Rollen getauscht. Theresa wollte erst nicht mitmachen, aber dann erklärte sie sich bereit, Jenny zu führen. Sie passte sehr gut auf, dass Jenny nicht fiel. Danach fasste sie Mut und ließ sich auch blind führen. Alles ging gut.
Vertrauensspiel: Fallen lassen
Danach stellten sich immer 4 Kinder um einen Jungen oder ein Mädchen herum. Das Kind in der Mitte schloss die Augen und ließ sich fallen, die anderen mussten es auffangen. Anfangs fühlte sich Theresa sehr unwohl bei dieser Übung, aber als sie mehrmals aufgefangen worden war, begann sie den anderen Mitschülern zu trauen. Die anfängliche Unsicherheit und die Angst vor den anderen Mädchen wurde immer weniger, bald fühlte sie sich angenommen und wohl in der Gruppe. Das schien ein toller Tag im Wald zu werden – und besser als Unterricht war es sowieso.
Der Höhepunkt des Vertrauensspiels: ein Kletterturm
Nach einer Stunde spazierte die Klasse durch den Wald, bis sie bei einem Turm angelangten. Dort warteten schon zwei Experten, die Seile und Haken trugen. Die Kinder durften nun den ca. 15 m hohen Turm über eine Wendeltreppe erklimmen. Ganz oben mussten sie sich abseilen. Dabei wurden sie jeweils von einem Klassenkameraden und einem der Experten gesichert. Viele der Kinder hatten erst furchtbare Angst, dass sie abstürzen würden. Am Ende hatten sich aber alle Jungen und Mädchen getraut, die Herausforderung anzunehmen. Alle waren den Turm heruntergeklettert und fühlten sich anschließend sehr gut.
Vertrauensspiele machen richtig Spaß
Nachdem die Anspannung von den Kindern gewichen war, packte Frau Gut ein leckeres Picknick aus. Für alle Kinder gab es Pflaumenkuchen, selbst gemachte Zitronenlimonade und am Ende sogar ein Eis. Das hatten die beiden Kletterexperten in einer Kühltasche im Turm verstaut. Die Stimmung war super! Theresa war begeistert, diesen Tag würde sie ihr Leben lang nicht mehr vergessen. Auf dem Rückweg hakte sie sich bei Luisa und Jenny ein. Die beiden Mädchen hatten sie bei den Vertrauensspielen mehrfach aufgefangen. Theresa fand sie sehr nett und ab sofort bildeten die drei eine feste Gruppe.
Theresas Klasse hält zusammen
Die Vertrauensspiele in der zweiten Schulwoche zu Beginn der 5. Klasse waren eine super Idee von Frau Gut. Durch das gemeinsame Abenteuer und die Erlebnisse haben sich alle Kinder kennen und schätzen gelernt. Bis heute ist die Klasse von Ausgrenzungen oder Mobbing weitgehend verschont geblieben außerdem arbeiten im Unterricht alle gerne zusammen und auch das Lernpensum profitiert davon.
Auch Yoga kann Vertrauen schaffen
Es gibt verschiedene Lehrer, die die wohltuende Wirkung des Yoga auch in die Schule integrieren. Im Sportunterricht, aber auch in den normalen Unterrichtsstunden oder in den Pausen, können unterschiedliche Yogaübungen die Klasse beruhigen und die Konzentrationsfähigkeit stärken. Der friedliche und sanfte Ansatz von Yoga wirkt ebenso verbindend Wie die Vertrauensspiele,