Bei dieser Form des Malens, also zeichnen mit Zentangle, gibt es kein Richtig und kein Falsch, solange sich das Bild in den vorgegebenen Rahmen einfügt. Es geht also nicht um eine Bewertung, sondern nur um das Loslassen der Gedanken und der Anspannung beim Führen des Stiftes. Wenn Kinder das erst einmal verstanden haben, finden Sie schnell Gefallen am kreativen Zeichnen.
Auch sehr unruhige und unkontrollierte Kinder können sich für eine Weile auf das Malen einlassen. Oft sind sie sehr erstaunt, wenn ein fertiges Bild dabei herauskommt. So etwas haben sie sich selber gar nicht mehr zugetraut.
Die pädagogischen Vorteile vom Zeichnen mit Zentangles
Natürlich ist die Beschäftigung mit einer kreativen Tätigkeit wie dem Zeichnen schon für sich gesehen etwas Positives. Doch für unkonzentrierte und unruhige Kinder, die ständig „an“ sind und sich selbst im Wege stehen, kann sie sehr heilsam sein.
- Erfolgserlebnisse stellen sich schnell ein, denn die zu bemalende Fläche ist nicht groß.
- Beim Zeichnen kommt die Konzentration ganz von selbst. Jedes Kind malt so lange, wie es möchte. Nach und nach steigert sich dann die Aufmerksamkeitsspanne.
- Eine Bewertung des Bildes findet nicht statt, jedes ist für sich gesehen ein kleines Kunstwerk.
- Zentangles können mit einem Blatt Papier und einem Stift erstellt werden, Vorbereitung ist dazu nicht nötig.
- Auch ein Vorwissen ist nicht nötig, denn vom ersten Strich an entstehen kleine Kunstwerke.
- Durch das Zeichnen in dem kleinen Rahmen wird die Feinmotorik trainiert, eine wunderbarer Übung zur Verbesserung der Handschrift.
- Das Hobby ist erweiterbar durch unzählige Muster und Variationen. Auch Farbe kann eingesetzt werden.
Der Begriff Zentangle setzt sich aus dem japanischen Wort ZEN (Buddhismus) und dem amerikanischen Wort rectangle (Rechteck) zusammen.
Zentangle bei Konzentrationsproblemen
Natürlich habe ich diese Methode auch in meiner lerntherapeutischen Praxis mit einigen Kindern erst ausprobiert, bevor ich sie hier vorstelle. Viele meiner kleinen Klienten haben unter Konzentrationsschwächen zu leiden und trauen sich selber wenig zu.
Ihre Schrift wird ständig kritisiert und auch ihr Verhalten stößt in der Schule immer wieder auf Ablehnung. Darauf reagieren sie entweder mit Rückzug oder mit Provokation. Beides bringt sie nicht weiter, sondern verstärkt nur die Abwärtsspirale.
Um ihre Situation zu verbessern, brauchen diese Kinder unbedingt positive Rückmeldungen. Beispielsweise beim Zeichnen mit Zentangles.
Marvin hat sein erstes Zentangle gemalt
Der große Vorteil eines Zentangle ist das garantierte Erfolgserlebnis, egal wie lange ein Kind sich mit der Zeichnung beschäftigt. Der zehnjährige Marvin ist vor meinen Augen um einige Zentimeter gewachsen, nachdem er sein erstes Zentangle fertiggestellt hatte.
Zunächst wollte er natürlich nicht malen, denn wie immer rechnete er mit einem negativen Feedback. Ich machte es ihm also vor und er schaute mir neugierig zu. Schon nach kurzer Zeit nahm er selber einen Stift in die Hand und versuchte es auch.
Ganze 10 Minuten beschäftigte sich Marvin konzentriert mit seiner Zeichnung. Am Ende signierte er sie sogar stolz und gab ihr einen Titel. Natürlich haben wir das Bild in der Praxis aufgehängt.
Zentangles eignen sich als Lerneinstieg
Viele Kinder haben Schwierigkeiten damit, sich auf das Lernen einzustellen. Sie turnen lieber im Zimmer herum, als sich an den Schreibtisch zu setzen und mit den Hausaufgaben zu beginnen. Oder für eine Klassenarbeit zu lernen.
Diese Schülerinnen und Schüler profitieren davon, sich mit einer kleinen Konzentrationsübung auf die Lernhaltung einzustimmen.Ein Zentangle ist so eine Übung, mit der das Lernen angeschoben werden kann. Im Gegensatz zum Mandala, bei dem nur ausgemalt wird, fördert das Zentangle nicht nur die Aufmerksamkeit, sondern auch die Kreativität.