So schützen Sie Ihr Kind vor der Handysucht
Immer mehr Kinder haben schon in der Grundschule ein Smartphone, auch wenn es oft das abgelegte Modell der Eltern ist. Damit rückt auch die Gefahr der Handysucht in greifbare Nähe. Was die Kinder ganz genau damit machen, bleibt den Erziehungsberechtigten nämlich nicht selten verborgen.
Oder sie sehen die Gefahr nicht, die beispielsweise von bestimmten Spielen ausgeht, die harmlos wirken. Worauf Sie beim Smartphone genau achten müssen und warum der Vergleich mit Glücksspielen gar nicht so abwegig ist, können Sie hier erfahren.
Am spannendsten finden Schülerinnen und Schüler ihr Smartphone, wenn sie damit spielen können. Allerdings sind die aktuellen Spiele längst nicht mehr so harmlos, wie sie vor einigen Jahren noch waren.
Die Spieleindustrie setzt verschiedene Tricks ein, um schon junge Kunden an sich zu binden und an ihnen Geld zu verdienen. Handysucht ist ein großes Geschäft, das den Anbietern viel Geld in die Kassen bringt. Und inzwischen hat auch jedes Kind oder Jugendlicher ein Smartphone, mit dem es / er spielen kann.
Bei Fortnite und Co. ist viel Psychologie im Spiel
Geld muss heute niemand mehr bezahlen, der sich mit einem neuen Spiel beschäftigen möchte. Das ist oft auch ein Argument für die Eltern, ihrem Kind das eine oder andere Game zu erlauben. Aber Achtung, die Spiele sind extrem attraktiv und können langfristig süchtig machen. Die Handysucht ist ein modernes Phänomen, das sich schnell ausbreitet.
Viele Handyspiele und Casinospiele kosten nichts und helfen Phasen von Langeweile zu überbrücken – wie praktisch. Doch das ist nur der Anfang. Die Kinder beginnen sich an die Spielwelt zu gewöhnen. Sie arbeiten sich von Level zu Level vor und werden immer begieriger darauf, im Spiel weiter zu kommen. Nach einer gewissen Zeit geht dies jedoch kaum noch auf normalen, also dem kostenlosen und kurzen, Weg.
Casino Spiele sind nicht immer schlecht
Neben den ganz normalen Games sind Casino Spiele immer weiter auf dem Vormarsch. Natürlich können und dürfen Kinder und Jugendliche noch nicht um Geld spielen. Allerdings gibt es immer wieder auch kostenlose Angebote, in die sie herein schnuppern können. Zum Beispiel bei 50 Freispiele book of dead ohne Einzahlung. Hier sind natürlich Erwachsene angesprochen, die sich mit der Welt der Casino-Spiele vertraut machen sollen. Je früher Jugendliche die Gefahren und auch die Chancen kennenlernen, desto besser können sie als Erwachsener damit umgehen.
Superwaffen und Superfähigkeiten kosten Geld
Irgendwann nach vielen Spielstunden gibt es die Möglichkeit, seine eigenen Fähigkeiten mit zusätzlichen Skills (oder Skins) zu verbessern. Eine ganz besondere Waffe, eine bestimmte Fortbewegungsart, ein spezieller Tanz oder magische Freunde garantieren, dass die Feinde endlich besiegt werden können.
Damit stehen die kleinen Spieler auch vor ihren Freunden gut da. Welches Kind möchte das nicht? Als wird immer weiter gespielt – und es droht langfristig die Handysucht.
Diese sogenannten „In App Verkäufe“ kommen clever verpackt daher und wirken gar nicht wie eine große Investition. Haben die Eltern bereits beim Installieren ihre Bankverbindung (Kreditkarte) angegeben, können die Kinder mit nur einem Klick (weiter) einkaufen. Aber auch immer mehr Kinder geben ihr Taschengeld für eine besondere Fähigkeit aus.
Wer beispielsweise die Premium-Währung V-Bucks in Epics Fortnite: Battle Royale braucht, kann entweder im PvE-Modus grinden oder die Credits einfach kaufen. Es gibt Pakete zwischen 10 und 100 Euro – da kommt schnell ein hoher Betrag zusammen.
Kaufanreize werden psychologisch immer besser
Die meisten Kinder wissen ganz genau, dass sie nichts im Internet einkaufen dürfen. Doch wer der Handysucht verfällt, achtet darauf nicht mehr. Manche Spiele wirken psychologisch so geschickt auf die jungen Spieler ein, dass sie gar nicht anders können. Ähnlich wie beim Glücksspiel wird durch bestimmte Funktionen eines Spiels das Belohnungssystem im Gehirn aktiviert.
Dieses Gefühl ist so überwältigend positiv, dass manche Kinder ihm nicht widerstehen können und es immer aufs Neue herbeiführen möchten. Die Grenze zur nicht substanzgebundenen Sucht ist hier fließend. Bedenken Sie, dass es hier nicht um erfahrene Erwachsene, sondern um unerfahrene Kinder geht.
Viele Eltern sind schlechte Vorbilder (oder selber handysüchtig)
Bei der Nutzung des Smartphones als Unterhaltungsobjekt sind die Grenzen zwischen Kind und Erwachsenen nicht mehr offensichtlich. Egal ob Vater, Mutter oder Kind, jeder ist der Faszination der kleinen Computer verfallen. Wenn die Eltern einen Großteil ihrer Zeit am Smartphone verbringen, greifen ihre Kinder auch schnell zum Handy. Dabei ist es egal, ob die Mails gecheckt werden, die sozialen Netzwerke besucht oder ein Spiel gespielt wird. Die Attraktivität der Smartphones ist immens, und auch Erwachsene können sich nur schwer davon lösen.
Verbote der Handynutzung sind für Kinder weder überzeugend noch nachvollziehbar, wenn ihre Eltern sich selber nicht daran halten und ständig auf den Bildschirm schauen.
Nutzungszeiten für Bildschirmmedien gegen die Handysucht
Alter | Bildschirmmedien | Quelle |
6-10 Jahre | zusammen höchstens 45–60 Minuten | Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung |
7-10 Jahre | 30-45 Minuten | klicksafe.de |
10-13 Jahre | 60 Minuten am Tag (verhandelbar) | klicksafe.de |
6-9 Jahre | bis zu 60 Minuten | schau-hin.info |
ab 10 Jahren | zehn Minuten Medienzeit pro Lebensjahr am Tag oder eine Stunde pro Lebensjahr in der Woche | schau-hin.info |
Eltern erledigen Alltagsaufgaben über das Smartphone
Ein großer Nachteil der kleinen Alleskönner ist, dass die Menschen das miteinander Reden einstellen. Wer in sein Smartphone schaut, ist nicht immer mit Spielen beschäftigt. Viele Dinge des Alltags werden über das Handy erledigt. Doch das bekommen Kinder leider nicht mit. Sie sehen nur, dass Mama oder Papa schon wieder auf den kleinen Bildschirm starren.
Ob sie nun die neuesten Nachrichten lesen, ein Kochrezept nachschauen, Ersatzteile für das Fahrrad bestellen, eine Überweisung ausfüllen oder sich eine Wegbeschreibung ansehen, bleibt den Kindern verborgen. Viele denken, ihre Eltern würden mit dem Smartphone nur spielen. Dieses Verhalten wird dann nachgemacht.
Reden Sie mit Ihrem Kind, um der Handysucht vorzubeugen
Versuchen Sie daran zu denken, dass Ihr Kind nicht weiß, warum Sie das Smartphone benutzen. Als praktischer Helfer in allen Lebenslagen ist es aus keiner Familie mehr wegzudenken.
Daher sollte auch Ihr Kind schon früh lernen, welchen Nutzen das Handy bringt. So wird das Handy vom reinen Unterhaltungsmedium zum wertvollen Wissensspeicher und Alltagshelfer.
Erklären Sie einfach, was sie gerade tun:
- Karneval ist ja jedes Jahr zu einer anderen Zeit. Ich schaue mal nach, wie der Termin festgelegt wird.
- Morgen wollen wir mit der S-Bahn in die Nachbarstadt fahren. Ich gucke mir mal den Fahrplan an, damit wir wissen, wann wir losmüssen.
- Leon wünscht sich zum Geburtstag ein neues Buch. Ich schaue mal nach, ob es von seiner Lieblingsserie etwas gibt.
Wer sein eigenes Nutzungsverhalten in dieser Form verbalisiert, kontrolliert es gleichzeitig auch. Impulsives Dauerchecken der E-Mails oder unkontrollierte Reaktionen auf Push-Nachrichten können so viel besser verhindert werden. Denn niemand sagt gerne: „Ich wollte eigentlich nur mal kurz das Fernsehprogramm nachsehen, bin dann bei meinen Mails gelandet und schaue nun seit 10 Minuten ein Video, das Klara geteilt hat.“
Medienkompetenz sollte Teil des Alltags sein
Der bewusste Umgang mit dem Smartphone oder dem PC bedeutet für Eltern und Kinder kontinuierliche Arbeit. Mindestens im Sechsmonatsrhythmus sollte sich die Familie zusammensetzen und Regeln für den Umgang festlegen. Diese kommen als Plakat an die Wand oder werden auf Karten geschrieben und am Kühlschrank mit Magneten befestigt.
Dort sollten sie nicht in Vergessenheit geraten, sondern immer wieder aufgegriffen und besprochen werden. Sehr hilfreich ist es auch, einen Smartphonenutzungsvertrag abzuschließen und regelmäßig zu überprüfen.
Seien Sie streng, das ist nicht schlimm
Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Sie Ihrem Kind eine App oder ein Spiel erlauben sollen, entscheiden Sie sich lieber dagegen. Holen Sie dann ganz in Ruhe Informationen ein, beispielsweise beim Medienberater Ihrer Schule oder auf entsprechenden Seiten im Internet (www.medienbewusst.de oder www.schau-hin.info).
4 Tipps gegen den Handyterror