Die Pubertät geistert als Schreckgespenst im Entwicklungsprozess durch die Medien. Dabei handelt es sich bei der Pubertät um einen ganz normalen Prozess, in dem Kinder zu Jugendlichen und jungen Erwachsenen werden. Natürlich knirscht es manchmal im Gebälk, aber das gehört eben dazu und ist nicht bedrohlich.
Die Angst vor der Pubertät ist groß und wird kräftig geschürt. Das funktioniert, weil Eltern immer weniger Erfahrung in der Erziehung von Kindern haben, schließlich sinkt die Geburtenrate seit langem. Ohne Geschwister, ohne ratgebende Verwandte oder Freunde fühlt sich die Pubertät bei Jugendlichen fremd und schwierig an.
Pubertät | Jugendliche verstehen: Konflikte und Diskussionen müssen sein
Natürlich bringt der Lebensabschnitt Pubertät viele Veränderungen mit sich. Und längst nicht alle sind angenehm. Die Kinder werden verschlossen, interessieren sich nur noch für bestimmte Themen, sind dauermüde und dauergenervt.
Alles, was die Eltern vorleben, wird in Frage gestellt. Nervig, aber normal. Schließlich müssen sich die „lieben Kleinen“ irgendwann abnabeln und ihren eigenen Weg finden. Zu diesem Prozess gehören Konflikte und Diskussionen. In der Pubertät Jugendliche zu verstehen – das gelingt mit Geduld und Vertrauen, auch um das Selbstbewusstsein zu stärken. Das leidet nämlich sehr in der schwierigen Zeit.
Die Pubertät bringt Eltern oft zur Verzweiflung
Klagen von Eltern
„Noch rede ich mit Engelszungen auf unsere Tochter ein, auch wenn ich innerlich koche. Lange halte ich das aber nicht mehr durch. Beim Lernen schaltet sie öfters das Hirn ab und diskutiert dann mit mir, warum 7x+3x nicht ausgerechnet werden kann.
Lt. Schulpsychologin hat sie den Grips für die Schule, aber wenn sie nichts tut, im Unterricht kein Interesse zeigt, dann fehlt ihr unheimlich viel Stoff, den wir derzeit (noch) zu Hause nacharbeiten – mal mehr mal minder erfolgreich. Nervlich sind mein Mann und ich am Ende.
Wir müssen lernen, sie auflaufen zu lassen. Das haben wir auch bereits, aber auch mehrere 5en stören sie nicht. Also noch mehr auflaufen lassen bis zum Sitzenbleiben oder Schulwechsel. Das fällt uns echt sehr sehr schwer.“
Einfach mal geduldig sein und Erwartungen reduzieren
Die Unsicherheit und Angst vor der Veränderung sind ein guter Nährboden für Horrorszenarien. Viele Eltern erwarten in einer Art Schockstarre den Entwicklungsabschnitt ihrer Kinder, in dem ihre “Gehirne umgebaut” werden, sie “aus dem Ruder laufen” und “auf die schiefe Bahn” geraten.
Dabei verläuft bei der überwiegenden Mehrzahl der Jugendlichen die Pubertät relativ unspektakulär. Die notwendigen Auseinandersetzungen mit den Eltern sind heftig, aber lehrreich für beide Seiten. Die Raupe Kind verpuppt sich und entsteigt nach einer Zeit der Persönlichkeitsentwicklung als Schmetterling der Reifungsphase.
Pubertierende fühlen sich grundsätzlich missverstanden
Pubertierenden wiederstrebt es, von ihren Eltern Tipps und Ratschläge anzunehmen. Jugendliche denken, dass sie schon fast erwachsen sind. Sie wollen selber über ihr Leben bestimmen. Dazu gehört auch die Entscheidung, ob und wann sie sich in der Schule anstrengen. Es ist also unglaublich schwer, beim eigenen Kind Ehrgeiz zu wecken, wenn es in der Pubertät ist.
Auf keinen Fall gelingt dies mit fadenscheinigen Vergleichen oder dem Hinweis auf eine entfernte Zukunft, die nichts mit dem Alltag des Kindes zu tun hat. Wie kann es Ihnen also gelingen, Ihren unkonzentrierten, gelangweilten, müden und desinteressierten Jugendlichen zu einem ehrgeizigen Schüler zu verwandeln? In den meisten Fällen gar nicht. Trotzdem gilt es, die Pubertät zu überbrücken und zumindest ein geringes Maß an Ehrgeiz für die Schule zu wecken. Genug, um die kritischen Jahre zu überstehen.
Mein Tipp: Eigene Erwartungen reduzieren & kleine Schritte gehen
Natürlich wollen Sie nur das Beste für Ihr Kind, unbestritten. Aber anstatt auf Fernziele wie guter Schulabschluss, Disziplin beim Lernen und ein klares Bild für die Zukunft zu setzen, sollten Sie in der Pubertät „locker lassen“. Geben Sie Ihrem Teenager Raum, sich zu entwickeln. Der Ehrgeiz kommt später wie von selbst, wenn Ihrem Kind klar geworden ist, welchen Beruf ergreifen möchte. Doch dieses Ziel liegt bei vielen Jugendlichen noch in weiter Ferne. Allerdings können Sie Ihr Kind dabei unterstützen, seine Ziele zu finden.
Pubertät, das gehört meistens dazu
Erfahrungen mit der ersten Liebe, Alkohol, Drogen, schlechte Noten, eine enge Bindung an Freunde und die ständige Auseinandersetzung über Rechte und Pflichten mit den Eltern gehören kürzer oder länger zum Gesamtpaket. Zwischen 12 und 18 Jahren durchlaufen Kinder und Eltern einen Prozess, der für ein späteres, selbstbestimmtes und erfülltes Leben unverzichtbar ist. Die Pubertät ist eine Herausforderung und eine Chance, sich zu entwickeln und die enge Beziehung auf neue, stabile Grundpfeiler zu stellen.